Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 21

ZAHNMEDIZIN | 77 eröffnete. Moore, ursprünglich Neurowissenschaftler, zeigte auf faszinierende Weise, wie das menschliche Zeitempfinden klinische Entscheidungen beeinflusst – etwa bei der Einschätzung von Heilungsdauern oder bei der Erwartungshaltung von Patientinnen und Patienten. Seine Perspektive, kombiniert mit chirurgischen und restaurativen Beiträgen von Prof. Howard Gluckman (Südafrika) und Dr. Stephen Chu (USA), machte diese Sitzung zu einem der meistdiskutierten Programmpunkte des Kongresses. Ein weiterer Meilenstein war die Vorstellung des ersten Global Consensus for Clinical Guidelines, der in Zusammenarbeit mit drei führenden internationalen Fachgesellschaften entwickelt wurde. Dieses Konsensuspapier schlägt eine Brücke zwischen wissenschaftlicher Evidenz und klinischer Routine und gilt als richtungsweisend für künftige Behandlungsstandards in der Implantologie weltweit. Mit chirurgischer Präzision zu stabilen Ergebnissen Das wissenschaftliche Programm war gewohnt hochkarätig. Zahlreiche renommierte Referentinnen und Referenten präsentierten neue Erkenntnisse zu periimplantärer Regeneration, neuen Implantatoberflächen, digitalen Workflows, Augmentationsstrategien und Keramikimplantaten. Besonderes Interesse weckte der Vortrag von Prof. Istvan Urban (Budapest, Ungarn) mit dem Titel „One for All – 20 Years of Regeneration“. Urban blickte auf zwei Jahrzehnte klinischer Erfahrung in der Hart- und Weichgewebsrekonstruktion zurück und zeigte anhand eindrucksvoller Langzeitverläufe, wie sich chirurgische Präzision, Geduld und konsequente Methodik in funktionell und ästhetisch stabilen Ergebnissen vereinen. Sein Vortrag war einer der meistbesuchten des gesamten Kongresses und wurde mit langanhaltendem Applaus honoriert – ein Sinnbild für die Faszination gelebter chirurgischer Exzellenz. Auch die praxisorientierten Workshops und interaktiven Formate sorgten für großen Zuspruch. In den beliebten „Meet-the-Experts“-Sessions bot sich dem Nachwuchs die Gelegenheit, direkt mit führenden Forscherinnen und Forschern in den Dialog zu treten – ein Format, das die EAO seit Jahren pflegt, um den intergenerationellen Austausch zu fördern. Ein weiterer Höhepunkt war die Verleihung der wissenschaftlichen EAOPreise, mit denen herausragende Forschungsleistungen in verschiedenen Kategorien prämiert wurden – von der Grundlagenforschung über klinische Studien bis hin zu Innovationen und Videos. Diese Auszeichnungen unterstrichen den hohen wissenschaftlichen Anspruch und die Breite der Themen, die die moderne Implantologie heute prägen. Darüber hinaus bekräftigte die EAO ihr Engagement für Aus- und Weiterbildung: Elf Zahnärztinnen und Zahnärzte erhielten das EAO First Certificate in Implant Dentistry, 23 weitere das EAO Master Diploma – ein sichtbares Zeichen der Nachwuchsförderung und Qualitätssicherung innerhalb der europäischen Implantologie. Neben der Wissenschaft bot der Kongress viele Gelegenheiten für Begegnung und Austausch. Die legendäre White Party im glamourösen „Salle des Étoiles“ galt erneut als gesellschaftlicher Höhepunkt. Unter einem funkelnden Sternenhimmel feierten hunderte Gäste in Weiß mit einem Hauch Rot – der Signalfarbe der EAO – eine unvergessliche Nacht. Moderne Implantologie ist mehr als technische Perfektion Der EAO-Kongress 2025 in Monaco hat gezeigt, dass moderne Implantologie weit mehr ist als technische Perfektion. Zeitmanagement in Therapieprozessen, biologische Nachhaltigkeit, digitale Präzision und die Langzeitverantwortung gegenüber dem Patienten standen im Zentrum. Dabei wurde deutlich, dass die intelligente Nutzung der Zeit als wichtiger Erfolgsfaktor der implantologischen Therapie gesehen werden muss. „ zm115 Nr. 21, 01.11.2025, (1827) Die Begeisterung für die Wissenschaft und der kollegiale Austausch von Teilnehmern aus über 70 Ländern schufen eine einzigartige Atmosphäre beim Kongress. Fotos: EAO Univ.-Prof. Dr. Florian Beuer, MME CharitéCentrum 3 für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Abteilung für zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre Charité – Universitätsmedizin Berlin Campus Benjamin Franklin Aßmannshauser Str. 4-6, 14197 Berlin Foto: Privat

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