Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 21

78 | GESELLSCHAFT LÄNDER-VERGLEICHSSTUDIE ZUR HÄUFIGKEIT DER ARZTBESUCHE IN EUROPA Warum die Deutschen so viel öfter zum Arzt gehen als die Franzosen Eine Studie hat erstmals in 27 Ländern in Europa untersucht, wie oft dort Erwachsene ab 50 Jahren zum Arzt gehen. Der Vergleich zeigt auch die Nachwirkungen der Pandemie – und die Rolle der Lebenserwartung. Wie häufig Arztpraxen pro Kopf und Jahr besucht werden, ist eine wichtige Kennzahl für die Bewertung von Gesundheitssystemen. Bei internationalen Vergleichen ist jedoch zu berücksichtigen, dass sich Länder in ihrer Altersstruktur und hinsichtlich des Gesundheitszustands der Bevölkerung unterscheiden. Je mehr ältere und kranke Menschen es in einer Bevölkerung gibt, desto höher ist in der Regel die Zahl der Praxisbesuche. Eine neue Studie, an der das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) beteiligt war, hat nun neue Zahlen zur Entwicklung der Arztbesuche in Europa seit 2004 vorgelegt. Dabei wurde die ältere Bevölkerung ab 50 Jahren betrachtet, wobei die länderspezifischen Unterschiede in der Altersstruktur und beim Gesundheitszustand berücksichtigt wurden. Da die Pandemie die europäischen Länder sehr unterschiedlich getroffen hat, wählten die Forschenden das Jahr 2019 als Enddatum des Betrachtungszeitraums, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen. Verwendet wurden für die Studie die Längsschnittdaten von 147.116 Personen ab 50 Jahren aus 27 europäischen Ländern aus der Studie „Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe“ (SHARE). Berücksichtigt wurden dabei Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen und länderspezifische Zeittrends. Auf dieser Grundlage wurden die Arztbesuche einer fiktiven Referenzperson im Alter von 75 Jahren ohne chronische Beschwerden ermittelt. Die Wissenschaftler unterteilten den Datensatz zudem in drei Zeiträume: vor der Pandemie (2004–2019), während der Pandemie (die Jahre 2021 und 2020 wurden aufgrund von Änderungen in der Datenerhebung ausgeschlossen) und nach der Pandemie (2022). Viele Arztbesuche = höhere Lebenserwartung? Nein! Die Ergebnisse zeigen, dass Deutschland bei den Praxisbesuchen europaweit zu den Spitzenreitern gehört. So ist die Rate der Praxisbesuche im Jahr 2019 in Deutschland etwa doppelt so hoch wie in Finnland, dem Land mit der niedrigsten Rate. Dabei verzeichneten Länder mit sehr hohen Gesundheitsausgaben während der COVID-19-Pandemie tendenziell einen geringeren Rückgang der Arztbesuche als Länder mit niedrigeren Gesundheitsausgaben. Ignoriert man Luxemburg als ExtremAusreißer, besteht eine negative Korrelation zwischen dem Rückgang Foto: amazing studio-stock.adobe.com zm115 Nr. 21, 01.11.2025, (1828)

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