PRAXIS | 83 Arbeitgeber – etwas, das fast zwei Drittel (63 Prozent) vermissen. Noch mehr (68 Prozent) wünschen sich eine offene Kommunikation im Arbeitskontext dazu. Mehr als jede zweite erlebt die Menopause stattdessen als Tabuthema am Arbeitsplatz. Dementsprechend wünschen sich jeweils mehr als sieben von zehn Betroffenen mehr Sensibilisierung für das Thema Wechseljahre bei Mitarbeitenden und Führungskräften, eine offenere Kommunikation zum Thema sowie die „Etablierung einer wechseljahresfreundlichen Arbeitskultur“. Die Befragten geben außerdem folgende Tipps, welche Unterstützung durch ihre Arbeitgeber sie hilfreich fänden (nach absteigender Wichtigkeit sortiert):  flexible Arbeitszeitmodelle  Kurse zu Entspannungstechniken  Sport- und Informationsangebote speziell für Frauen in den Wechseljahren  Arbeit aus dem Homeoffice  klimatisierte Arbeitsplätze  psychologische Betreuung zum Thema Wechseljahre Bis zum Erscheinen des Reports „Wechseljahre am Arbeitsplatz“ [Chan de Avila & Nitsche, 2025] gab es keinen Leitfaden, wie ein betriebliches Gesundheitsmanagement die Bedürfnisse von Frauen in den Wechseljahren berücksichtigen könnte. Die Autoren entwickelten darum ein eigenes – aber aufwendiges und nur für größere Arbeitgeber geeignetes – Konzept und stellen es kostenlos zur Verfügung (siehe QR-Code). Etwas praxisorientierter sind die im Sommer 2025 von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin zusammen mit der Barmer Krankenkasse veröffentlichten Empfehlungen für Unternehmen zur Gesundheitsförderung von Mitarbeiterinnen in den Wechseljahren. Der 47-seitige Leitfaden „Menopause@work“ (siehe QR-Code) ist ebenfalls frei verfügbar und unterstützt Arbeitgeber bei der Aufklärung, der konstruktiven Kommunikation und der Umsetzung von Maßnahmen. Die Handlungsempfehlungen umfassen drei exemplarische Gesprächssituationen zur Entwicklung von Kommunikationsstrategien für den betrieblichen Alltag sowie Checklisten. Sie empfehlen ein dreistufiges Vorgehen:  Aufklären: Unternehmen sollten Wissen über die körperlichen und psychischen Veränderungen in den Wechseljahren vermitteln – und zwar nicht nur an die betroffenen Frauen, sondern auch an Führungskräfte und Kolleginnen und Kollegen.  Kommunikation fördern: Eine offene, sensibel geführte Kommunikation ist entscheidend. Denn rund 68 Prozent der befragten Frauen wünschen sich, dass Wechseljahre am Arbeitsplatz kein Tabu mehr sind.  Handeln: Von flexiblen Arbeitszeitmodellen über betriebliches Gesundheitsmanagement bis zur Sensibilisierung von Führungskräften – Unternehmen haben viele Möglichkeiten, das Arbeitsumfeld besser auf die Bedürfnisse von Frauen in den Wechseljahren abzustimmen. mg QR-Code zum Report „Wechseljahre am Arbeitsplatz“ QR-Code zum Leitfaden „Menopause@work“ zm115 Nr. 21, 01.11.2025, (1833) IST DIE NATIONALE MENOPAUSEN-STRATEGIE GESCHICHTE? „Gesamtgesellschaftliches Bewusstsein für die Wechseljahre der Frau“ sowie eine „nationale Menopausen-Strategie nach internationalem Vorbild“ forderte ein Antrag der CDU/ CSU-Fraktion (Drucksache 20/12983 vom 24. September 2024), den der Bundestag am 18. Oktober 2024 erstmals beriet. Die Wechseljahre seien ein bedeutsamer Lebensabschnitt einer jeden Frau, der mit physischen, psychischen und sozialen Veränderungen einhergehe, hieß es darin. Die Fraktion formulierte zehn Forderungen, darunter Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit, ein Zugang zur (medizinischen und psychosozialen) Gesundheitsversorgung von betroffenen Frauen, eine stärkere Verankerung des Themas „Menopause“ im Medizinstudium, die Aufnahme des Themas in das betriebliche Gesundheitsmanagement, eine Honorierung von gynäkologischen Beratungsleistungen, neue Forschungsformate zur Menopause sowie auf der Basis internationaler Erfahrungen und Best-Practice-Beispiele die Entwicklung einer nationalen Menopausen-Strategie. Die Abgeordneten überwiesen die Vorlage an die Ausschüsse zur weiteren Beratung. Die Federführung übernahm damals der Gesundheitsausschuss unter Vorsitz von Kirsten Kappert-Gonther (Grüne). „Die Menopause ist wie ein gut behütetes Geheimnis“, sagte die Politikerin damals. „Erst wenn wir tabufrei auf diese Zeit gucken, dann können wir mit Stereotypen aufräumen, dann können Frauen ihr Potenzial entfalten.“ Zwei Wochen war das Thema mit dem Bruch der Ampelkoalition vom Tisch. Denn für den Bundestag gilt das Diskontinuitätsprinzip. Das heißt, dass alle Gesetzentwürfe und andere Vorlagen, die vom alten Bundestag noch nicht beschlossen wurden, neu eingebracht und verhandelt werden müssen. Ob es dazu kommt, ist offen. Der am 5. Mai 2025 unterzeichnete Koalitionsvertrag behandelt auf Seite 113 die „medizinische Vorsorge, Behandlung und Forschung“, die geschlechts- und diversitätssensibel gestaltet sein und „spezielle Bedürfnisse in jedem Lebensabschnitt aller Geschlechter“ berücksichtigen soll, „zum Beispiel Geburt und Wechseljahre“. ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.
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