84 | GESELLSCHAFT LADAKHPARTNERS LOCAL DOCTORS IN DEN BERGDÖRFERN VON INDIEN Karies schlich sich im Schatten von Corona zurück Maik Wieczorrek Seit über 20 Jahren besuchen wir die Bergbevölkerung in der schwer zugänglichen Region Ladakh im äußersten Norden Indiens auf 4.000 Höhenmetern. Die angespannte politische Lage im benachbarten Kaschmir liegt wie eine schwere Wolkendecke über dem Rand der Himalaya-Gebirgskette. Und wir mussten feststellen, dass die CoronaJahre Spuren an den Zähnen hinterlassen haben. Kaum waren unsere provisorische Zahnarztpraxis aufgebaut und die buddhistische Begrüßungszeremonie vollzogen, standen auch schon die ersten Patienten vor uns – nicht wenige mit Schmerzen, viele Kinder bereits mit Karies. Die seltene Chance einer Untersuchung wollten sie unbedingt nutzen. Viele Gesichter kenne ich inzwischen gut, eine Folge der mehr als 20 Jahre mit unserem Verein und dem Team aus medizinischen Helfern hier oben. In der abgelegenen nordindischen Region Ladakh nahe des HimalayaGebirges gibt es weit und breit keine Praxis. Eine eventuelle Anreise und Behandlungen beim nächstgelegenen Zahnarzt müssten die Menschen zudem selbst bezahlen. Das ist für die armen Bergbauern unmöglich, sie sind auf ehrenamtliche Hilfe angewiesen. Dass sich die Zahngesundheit der Menschen durch die Corona-Zeit und die eingeschränkte Versorgung leider wieder verschlechtert hat, schmerzte mich zu sehen. Die Kinder essen viel Zucker, die Zahnpflege wird hingegen nicht so sorgfältig praktiziert wie bei uns. Drei Wochen lang war unser zehnköpfiges Helfer-Team über den Sommer im Einsatz. Die Truppe hat gut harmoniert, alle waren sehr engagiert und haben sich auf die schwierigen Bedingungen eingelassen. Ich empfand unseren Austausch besonders bereichernd für die gemeinsame Arbeit. Es ist wichtig, dass wir die Helfer auf die Umstände vor Ort einstimmen und sie – so gut es geht – persönlich vorbereiten. Die Gegebenheiten, die Kultur und das Klima sind herausfordernd und nicht für jeden etwas. Mir als Gründer und Vorsitzender des Vereins liegt daher viel an einer soliden Einweisung. Retten, was zahnmedizinisch noch zu retten ist Mit dabei war dieses Mal meine junge Kollegin Rebecca Kretzschmar. Sie hat in Jena Zahnmedizin studiert und absolviert gerade in Weimar ihre Assistenzzeit. Es war ihr erster ehrenamtliDas Einsatz-Team, hier links neben mir Dr. Lara Hillemeyer, hat gut harmoniert. Jeden, der mitkommen möchte, lernen wir vorher persönlich kennen und versuchen ihn auf die speziellen Gegebenheiten und die Kultur vor Ort vorzubereiten. zm115 Nr. 21, 01.11.2025, (1834) Premiere für unsere 25-jährige Kollegin Rebecca Kretzschmar, hier bei der Schuluntersuchung Fotos: Ladakhpartners
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