Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 21

GESELLSCHAFT | 85 cher Auslandseinsatz. Mit dabei waren auch die drei Zahnärztinnen Meike Zeestermann-Tannert, Antje Wlach und Ute Lingat aus der Gegend um Zittau sowie Dr. Lara Hillemeyer aus Köln. Über Frankfurt am Main ging es für uns über Neu-Delhi nach Leh, die Landebahn dort liegt bereits auf 3.500 Metern Höhe. Nach vier Tagen Höhenanpassung machten wir uns auf in Richtung Lingshed. Einen weiteren Tag dauerte die Fahrt über die Schotterpisten und 5.000 Meter hohe Pässe in das 800-Einwohner-Dorf. Insgesamt erstreckt sich die Region zwischen 2.750 und 8.000 Metern Höhe und ist damit eines der höchstgelegenen besiedelten Gebiete Indiens. Mit im Gepäck war dieses Mal eine transportable Zahnarzteinheit. „Das Arbeiten fühlt sich schon anders an als zu Hause, wo alles gut sortiert in den Schubladen vorhanden ist“, stellte Rebecca direkt fest. Unser Material hier lag einfach auf einem Tisch. Die Zahnarzteinheit ist zwar gut ausgestattet, aber eben doch nicht vergleichbar mit einer deutschen Praxis. Unser vorrangiges Ziel war daher, irgendwie die größten Baustellen zu beseitigen – quasi der Versuch zu retten, was noch zu retten ist. Vor allem die Kinder liegen uns am Herzen. In der Dorfschule wurden alle 60 Schüler untersucht und behandelt. Wir teilten Zahnbürsten und Zahnpasta aus und übten das Zähneputzen. Die meisten Kinder hier essen zu viel Zucker. Der steckt zum einen in den Trockenfrüchten, die hier traditionell gegessen werden. Zum andere erreichen über die Anbindung an die Straßen auch die Bonbons aus den Städten den Nachwuchs. Wir sind enttäuscht, dass die mit unserer Unterstützung über Jahre stabilisierte Zahngesundheit durch die Corona-Pause wieder spürbar zurückgeworfen wurde. Wir haben die Vermutung, dass sich durch unsere Abwesenheit in den vergangenen Jahren weniger Kinder und Erwachsene die Zähne geputzt haben. Die politischen Spannungen überlagern unseren Einsatz Der Kaschmir-Konflikt strahlt auch in die abgelegene Region aus. Ladakh liegt hoch im Norden Indiens, an der Grenze zu Pakistan und China. Politisch gehört die Region zu Indien, geografisch ist sie eine Verlängerung der tibetischen Hochebene. Der Konflikt ist ein jahrzehntelanger territorialer Streit zwischen Indien und Pakistan um die Region im Himalaya, die seit der Teilung Indiens 1947 nicht eindeutig geklärt ist. Die beiden Atommächte beanspruchen das gesamte Gebiet, das zwischen ihnen und China aufgeteilt ist, was Kriege und permanente Spannungen verursacht hat. Im Konflikt gehen beide Seiten militärisch gegeneinander vor. Hinzu kommt der interne Widerstand in Kaschmir und die Gefahr einer militärischen Eskalation zwischen den Ländern. Nicht ganz ungefährlich ist die Situation auch für unseren Einsatz. Die anhaltenden Unruhen im benachbarten Kaschmir destabilisieren die Regionen. Es gab und gibt aufgrund der Konflikte auch immer mal wieder Sperrungen der sozialen Medien. Wer sich in der Öffentlichkeit und im Netz zum Konflikt äußert, wird tatsächlich wahrgenommen. Man sollte daher vorsichtig sein. Wir haben schnell begriffen, dass wir uns als ausländische Besucher besser zurückhalten, was die Bewertung der aktuellen politischen Entwicklungen angeht. Es könnte eine Einreisesperre zur Folge haben, was wir nicht riskieren wollen. Auch das müssen wir bei der Vorbereitung unser Folgeeinsätze mitbedenken und unsere Helfer sensibilisieren. Wer wird das Projekt weiterführen? Zur Planung und Durchführung dieser Einsätze gehört eine Menge Herzblut. Man muss viel Zeit in die Organisation und die Vereinsarbeit investieren. Auch die Bedingungen der Reise sind nicht für jeden anziehend. Ich beobachte, dass vielen jungen Kolleginnen und Kollegen zwischen beruflichem Fußfassen und der eigenen Familienplanung kaum Gelegenheit bleibt, einen ehrenamtlichen Einsatz zu realisieren. Vor diesen Umständen treibt mich seit einiger Zeit die Sorge nach der Nachfolge um, wenn ich irgendwann bald nicht mehr kann. Wer möchte die Führung übernehmen? Wer traut sich das zu? Vor diesen Fragen stehen ja auch andere Vereine und Organisationen. Unsere Zeit mit all ihren Problemen macht das nicht einfach. Ich will mich aber nicht entmutigen lassen und spätestens in zwei Jahren wieder nach Ladakh zurückkommen. Dafür suchen wir weitere Zahnmediziner, um in der Region in Zukunft zu helfen. „ zm115 Nr. 21, 01.11.2025, (1835) Auch hier, unter dem „Dach der Welt“, hat der schädliche Industriezucker die Kinderzähne erreicht. UNTERSTÜTZEN SIE UNS! Ihre Spende und Unterstützung ermöglicht unseren nächsten Einsatz. Spendenkonto: Ladakhpartners Local Doctors e.V. Rhön-Rennsteig-Sparkasse IBAN: DE 17 8405 0000 1360 1339 13, BIC: HELADEF1RRS Kontakt: info@ladakhpartners.de Maik Wieczorrek 1. Vorsitzender Ladakhpartners-Partnership Local Doctors e.V. Foto: privat

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=