Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

14 | ZAHNMEDIZIN umsetzen. Das erfordert interdisziplinäres Denken und individuell abgestimmte Therapiekonzepte.“ Digitale Technologien halten mit hohem Tempo Einzug in die Zahnmedizin. Das gilt sowohl für die Forschung, die Erprobung und Adaption von Technologien an zahnmedizinische Anwendungen, wie beispielsweise beim 3D-Druck, als auch für originäre dentale Entwicklungen wie Intraoralscanner und Planungssoftware. Dass diese Technologien nicht nur an Universitätskliniken eingesetzt werden, sondern auch tatsächlich in die Praxen kommen, zeigt die Untersuchung einer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe der Universitäten Gießen und Kiel zum Stand der Digitalisierung in den Praxen, die auf dem Kongress präsentiert wurde. Danach hatten beispielsweise im Jahr 2023 mehr als ein Viertel der 1.005 befragten Zahnmediziner – darunter 91 Prozent Praxisinhaber – einen Intraoralscanner im Einsatz. Dabei ist die Einführung digitaler Instrumente offensichtlich mit einem starken intrinsischen Interesse der Praxisinhaber verbunden – viele treiben den Prozess mit persönlichem Engagement voran. Viele Praxisinhaber treiben die Digitalisierung voran Auf die Frage „Wo haben Sie sich überwiegend zum Thema Digitalisierung in der Zahnmedizin fortgebildet?“ gaben knapp 40 Prozent der Befragten das „Selbststudium mit Fachzeitschriften“ an. Auch die Informationen aus den Zahnärztekammern zogen über ein Fünftel (22 Prozent) gern zu Rate. Digitale Technologien waren Bestandteil zahlreicher Fachprogramme auf dem Gemeinschaftskongress – so bei der Deutschen Gesellschaft für computergestützte Zahnheilkunde (DGCZ), im Arbeitskreis Artificial Intelligence in Dental Medicine (AKAIDM) und bei der Arbeitsgemeinschaft Bildgebung in der Zahnmedizin (AGBiZ). Mit der zunehmenden Digitalisierung vieler Prozesse rücken die Datensicherheit, die Interoperabilität und die Telematik zunehmend in den Fokus. DGZMK-Präsident Proff ist sich sicher: „Eine erfolgreiche Digitalisierung erfordert daher nicht nur technologische Investitionen, sondern auch organisatorische Anpassungen, die kontinuierliche Schulung des gesamten Teams und ein hohes Maß an Prozesskompetenz." nl, br zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1864) weise solle diese aus einem NEM-Gerüst und Kunststoffverblendung bestehen, da diese später einfacher zu entfernen sei als eine Brücke aus Zirkonoxid. Nach etwa fünf Jahren oder nach Abschluss der kieferorthopädischen Behandlung könne eine definitive Adhäsivbrücke folgen. … der Chirurgie … Aus chirurgischer Sicht ist laut Prof. Dr. Christian Mertens, Leiter Dentale Implantologie und augmentativen Verfahren am Universitätsklinikum Heidelberg, eine Implantation aufgrund des Alters im vorliegenden Patientenfall nicht möglich. Ein interdisziplinärer Ansatz zusammen mit der Kieferorthopädie beinhalteten die Entfernung des Zahns 11 und die Mesialisierung der Zweier sowie Zahnumformungen, wodurch eine lange Übergangsphase bis zum Implantat vermieden und Knochen erhalten werden könne. Milchzahn- oder Prämolarentransplantationen, etwa von Unterkiefer-Prämolaren oder oberen Fünfern mit einwurzeliger Anatomie, seien ebenfalls vorteilhafte Maßnahmen in Hinblick auf den Knochenerhalt. Um die extraorale Verweildauer / Manipulation an der Wurzeloberfläche des zu transplantierenden Zahnes zu reduzieren, sei ein 3D-gedruckter Dummy-Zahn hilfreich. … und der Zahnerhaltung. Prof. Dr. Diana Wolff, ärztliche Direktorin der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde am Universitätsklinikum Heidelberg, erläuterte die minimalinvasive Versorgung mittels Glasfaserbrücke (FRC-Brücken). Das Glasfaserband werde palatinal an den Pfeilerzähnen befestigt und könne direkt im Mund verarbeitet werden. Beim kieferorthopädischen Lückenschluss sei auf eine harmonische Rot-Weiß-Ästhetik zu achten, so dass die Zweier intrudiert, die Dreier extrudiert und die Vierer leicht intrudiert werden, um den natürlichen Zahnbogen zu imitieren. Optimierungen könnten später durch modellierende Gingivoplastiken erfolgen. Wie hätten Sie entschieden? Schließlich konnten die Zuhörenden über die Behandlungsmethode abstimmen: Die Mehrheit hätte der zehnjährigen Patientin eine Adhäsivbrücke (50 Prozent) empfohlen. An zweiter Stelle standen eine kieferorthopädische Mesialisierung und Zahnumformung (28 Prozent), an dritter Stelle die Autotransplantation und Zahnumformung (21 Prozent). Die Auflösung Die tatsächliche Behandlung, die von Prof. Dr. Dr. Peter Proff, Direktor der Poliklinik für Kieferorthopädie der Universität Regensburg, durchgeführt wurde, beinhaltete die Extraktion von Zahn 11. Die Zähne 12 und 22 wurden kieferorthopädisch auf die Positionen von 11 und 21 bewegt, das Unterkieferwachstum gefördert und die Oberkieferfront ästhetisch mittels Komposit umgeformt, so dass die Zweier die Position der Einser und die Dreier die Position der Zweier übernahmen. Abb. 2: Situation nach Behandlung: Extraktion 11, Mesialisierung der Zweier und Dreier und ästhetischer Zahnumformung Foto: Peter Proff

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