POLITIK | 19 derungen im Dialog mit dem BMG durchgesetzt werden können. Der BZÄK-Vizepräsident sagte, dass der angebliche Patientenschutz permanent als Totschlagargument genutzt werde, um Bürokratieabbau zu verhindern. Als „Highlight des Bürokratieirrsinns“ nannte er die Validierung der abschließenden Wischdesinfektion. Zum Thema investorenbetriebene MVZ (iMVZ) erklärte von Laffert, dass es nicht nur um den Berufsstand, sondern „um den vielzitierten Patientenschutz“ gehe. „Die Regulierung der iMVZ ist aktiver Patientenschutz. Es geht nicht um ein Verbot, sondern um die Sicherung der Versorgungsqualität in Stadt und Land.“ Die bewährten Versorgungsstrukturen mit freiberuflichen Zahnarztpraxen dürften nicht zerschlagen werden „durch profitgetriebene Ketten, die mit aggressivem Marketing das schnelle Geld suchen“, warnte von Laffert. „Sparen bei der Zahnmedizin – nicht mit uns!“ BZÄK-Vizepräsidentin Dr. Romy Ermler ging in ihrer Rede vor allem auf die wirtschaftliche Situation der Zahnarztpraxen ein. Als Zahnärztin und Praxisinhaberin kenne sie die Sorgen und Belastungen, die das Führen einer Praxis mit sich bringe. Alles steige, die Kosten, die Gehälter, die Inflation, alles kenne nur eine Richtung – nach oben. Konstant bleibe nur der Punktwert. „Doch die Folgen will die Politik nicht wahrhaben“, kritisierte sie. So schwächten die gestiegenen Praxiskosten die Investitionsfähigkeit der Praxen. Daher sei es höchste Zeit, Klartext zu reden. Die Gespräche mit der Politik seien nicht immer leicht. So werde dem Berufsstand gerne ein überdurchschnittlicher Wohlstand unterstellt. „Das ist allerdings ein Zerrbild und künftig nicht mehr hinnehmbar“, stellte Ermler klar. Einzelne Ökonomen betrachteten die Gesundheitsberufe meist nur als Kostenbelastung, selten als Chance zur Wertschöpfung im eigenen Land. „Zahnärztinnen und Zahnärzte sind mehr als nur Löcherstopfer“, stellte Ermler klar. Sie seien Teil der wirtschaftlichen Stabilität Deutschlands und entlasteten das Gesundheitswesen nachhaltig. So hätten heute dank erfolgreicher Präventionsarbeit viele Menschen weniger Karies und Zahnschmerzen. „Sparen bei der Zahnmedizin? Nicht mit uns! Wir haben unseren Beitrag bereits geleistet, jetzt erwarten wir Wertschätzung“, machte Ermler deutlich. Die BZÄK-Vizepräsidentin forderte mit Nachdruck eine Punktwerterhöhung in der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ). Diese müsse sofort erfolgen und auch regelmäßig durch Kopplung an einen Index angepasst werden. Die Gesundheitsministerin habe in einem Interview gesagt, dass ihr eine Dynamisierung einleuchte. „Wir nehmen sie beim Wort“, erklärte Ermler. Bereits eine Punktwerterhöhung von einem Cent würde eine erhebliche volkswirtschaftliche Wirkung entfalten. Davon würden etwa 0,5 Cent in die Praxen zurückfließen und 0,4 Prozent an Sozialabgaben und Steuern an den Staat zurückfließen. Wobei eine Punktwerterhöhung von einem Cent nicht genug wäre. Um eine älter werdende Gesellschaft versorgen zu können, sei ein reformiertes Krankenversicherungssystem notwendig. „Wir können uns dauerhaft keine Zahnheilkunde zu Preisen von 1988 leisten“, stellte Ermler klar und fügte hinzu: „Machen wir doch einfach aus den 11 Pfennigen 11 Cent.“ Bei der Reform der GOZ eigene Wege gehen In ihrem Bericht ging Ermler auch auf die Auswirkungen der neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) ein. Der Deutsche Ärztetag habe mit dem Entwurf zur GOÄ neu eine Kehrtwende vollzogen, die die Zahnärzteschaft zwinge, die alte GOZ zu verteidigen. Was die Befürworter einer neuen GOÄ als Fortschritt verkaufen wollten, sei in Wahrheit ein Rückschritt. „Wir wollen keine neue GOZ als Äquivalent zur GOÄ. Wir machen uns dafür stark, weiterhin auf eine alte GOÄ zugreifen zu können“, erläuterte Ermler. Zahnmedizin sei anders. Daher sei die GOÄneu für die Zahnmedizin ein „Irrweg“. „Deshalb gehen wir künftig unseren eigenen Weg. Zahnmedizin ist Zahnmedizin, das muss auch die Politik verstehen. Die GOZ ist kein Anhängsel der GOÄ“, so Ermler. Sie rief die Zahnärzteschaft dazu auf, sich darauf vorzubereiten, die GOZ zu verteidigen. Das werde harte Arbeit werden, stellte Ermler zum Abschluss ihrer Rede klar. Nach einer ausführlichen Aussprache zu den Berichten des bisherigen Vorstands stand die Wahl des neuen Vorstands auf der Tagesordnung. Dabei wurde Dr. Romy Ermler zur neuen Präsidentin der BZÄK gewählt (siehe Kasten). ao, sr zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1869) RESOLUTION UND BESCHLÜSSE Mit einer Resolution haben die Delegierten der BZÄK-Bundesversammlung die Bundesregierung aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass auch in Zukunft eine wohnortnahe und niedrigschwellige Zahnmedizin in Deutschland flächendeckend sichergestellt werden kann. Konkret forderten sie die Bundesregierung auf, sich klar zum Erhalt des dualen Krankenversicherungssystems zu bekennen, die Freiberuflichkeit und Selbstverwaltung zu stärken und die Kommerzialisierung durch Fremdkapital einzudämmen. In zwei weiteren Beschlüssen ging es um die Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ): Einerseits verlangte die Bundesversammlung, den GOZ-Punktwert sofort an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung anzupassen. Andererseits stellte sie klar, dass sich der Vorschlag von Bundesärztekammer und PKV-Verband für eine Novelle der GOÄ nicht für eine Übernahme in die GOZ eignet. Darüber hinaus forderten die Delegierten die Bundesregierung auf, Prävention zum Leitmotiv ihres gesundheitspolitischen Handelns zu machen, investorenbetriebene MVZ unverzüglich zu regulieren und Bürokratie zeitnah abzubauen. Alle politischen Beschlüsse der Bundesversammlung finden Sie über den QR-Code.
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