Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

GESELLSCHAFT | 33 zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1883) MIT DEM DENTALMUSEUM DURCH 2025 – TEIL 20 „Der kleinste Adriaen van Ostade derWelt“ Heute müssen Sie Ihre Lupenbrille holen – Museumsleiter Andreas Haesler hat ein winziges Kleinod herausgesucht. Dieses Mal misst der Museumsschatz nur 2,5 mal 5 cm. Doch dessen geringe Größe ist umgekehrt proportional zu seiner kulturhistorischen Bedeutung – handelt es sich doch um ein Miniaturbildnis des berühmten Ölgemäldes „Der Zahnbrecher“ des niederländischen (Genre-)Malers Adriaen van Ostade (1610–1685). Das Dentalmuseum macht natürlich auch in Öl, Hunderte, Tausende und mehr großformatige Gemälde und Kunststiche, durch die Zeit – daneben aber eben auch größte Handwerkskunst im kleinsten Format. Mit ihrer eigenen Geschichte: Die Kunstform der Miniaturmalerei – außergewöhnlich kleine Bildgröße, meisterhafte Feinarbeit – hat ihren Ursprung in aufwendig illustrierten (illuminierten) Handschriften, vor allem religiösen Texten, des Mittelalters, später entwickelte sie sich zu einer eigenständigen Gattung (besonders beliebt in der Porträtkunst des 16. bis 19. Jahrhunderts). Technisch ausgeführt wurde sie meist auf Materialien wie Elfenbein – später auf in Scheibchen gesägten Stoßzähnen von Elefanten –, Pergament, Kupfer oder Holz. Gemalt wurde mit feinsten Pinseln, oft unter einer Lupe, wobei Deckfarben, Öl oder Tempera-Farben verwendet wurden. Die Herausforderung bestand darin, en miniature bei höchster Präzision eine überzeugende Komposition und Atmosphäre zu erzeugen. Also in kleiner Form trotzdem die ganze, große Geschichte zu erzählen. Verwendet wurden die Miniaturbilder als Andachtsbild, als private Schätze und Porträts – Auftraggeber waren dann der Adel und das gehobene Bürgertum –, als Dokumentation berühmter Werke oder auch für wissenschaftliche Zwecke. Man konnte sie mitnehmen und besitzen. Spekulativ bleibt die konkrete Motivation bei unserem (nachgemalten) Kunstwerk: Warum eine Kopie des Zahnbrechers? Fingerübung während der Ausbildung, als Geschenk für einen Kollegen, ein privater Sammler, zur Verbreitung eines größeren Gemäldes? Für den (Dental-)Historiker bieten sie Einblick in vergangene Epochen. Sie laden uns ein, näher heranzutreten, genauer hinzusehen und ein kleines Universum an Details zu entdecken. In Haeslers Worten: „Die Miniatur fordert uns ganz anders heraus in der Betrachtung.“ Und in jedem Fall ist jede reproduzierte Miniatur eine Hommage ans Original. Und wie müssen wir nun das Original lesen? „Der Zahnbrecher“ von Adriaen van Ostade (an anderer Stelle auch „Ein Barbier zieht einen Zahn“), datiert auf die 1630er-Jahre, heute im Kunsthistorischen Museum in Wien, zeigt eine Zahnextraktion in einer BarbierBESTOF DENTALES ERBE TEIL 20 MIT DEM DENTALMUSEUM DURCH2025 In jeder Ausgabe in diesem Kalenderjahr heben wir einen Schatz aus dem Dentalhistorischen Museum in Zschadraß und geben an den Exponaten entlang einen Einblick in die Geschichte der Zahnheilkunde. Foto: zm/mb

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