34 | GESELLSCHAFT oder Wundarztstube. Das Original ist insofern ein typischer van Ostade, als dass es ein Genrebild ist, also das Alltagsleben abbildet. Die Schilderung der Lebensumstände der Bauern und Bürger in ihren landschaftlichen Arbeitsund Wohnumgebungen ist charakteristisch für die „Sittenmalerei“ des 17. und 18. Jahrhunderts. Und so malte Ostade dann eben Trinker, Spieler, Raucher, Quacksalber, Tänzer, Raufereien, Dorfszenen. Seine Hauptwerke tragen Titel wie Der Leierkastenmann und die Bauerngesellschaft in Berlin, Das Innere einer Hütte, Die Bauern in der Schenke in München, Der Quacksalber in Amsterdam, Bauernfest in Petersburg oder Das Atelier des Malers in Amsterdam. Maltechnisch muss noch auf den dramaturgischen „Chiaroscuro-Effekt“ hingewiesen werden – mit dem, hier durch das von links einfallende Licht, die zentrale Handlung ausgeleuchtet wird. Der Effekt („chiaroscuro“ italienisch für „hell-dunkel“) bezeichnet in der bildenden Kunst die bewusste Verwendung von Licht und Schatten, um Tiefe, Volumen und Ausdruck zu erzeugen. Eine Trilogie aus Miniaturbild, van Ostade und Proskauer Das Dentalmuseum würde seinem Anspruch nicht gerecht, wenn nicht auch die entsprechende Literatur vor Ort wäre. Haesler kommt sogleich mit dem passenden Buch um die Ecke, der „Iconographia odontologica“ von Curt Proskauer. Dessen Opus magnum aus dem Jahr 1926 ist eine Bildgeschichte der Zahnmedizin von der Antike bis zur Gegenwart. Darin auf Seite 42 findet sich ein Schwarz-WeißDruck des Zahnbrechers (Abbildung links), weiter hinten eine detaillierte Bildbeschreibung. So ergänzen sich die einzelnen Sammlungen wieder untereinander und dechiffrieren und erklären sich gegenseitig. Und machen die Miniatur zum exklusiven Museumsschatz. Haesler: „Wir haben hier den kleinsten Adriaen van Ostade der Welt!“ mb In der zm 23-24 beschließen wir die 2025er-Reise durchs Dentalmuseum mit Liebhaber-Zahnmodellen. Bisher erschienen sind: zm 1-2/2025: Goodbye Amalgam! zm 3/2025: Wohin mit meinem Bohrer? zm 4/2025: „Wien hat’s nicht, Linz hat’s nicht, und Utrecht auch nicht“ zm 5/2025: Ein Lehrstück in plastischer Anatomie zm 6/2025: „Die wollte ich schon haben“ zm 7/2025: Zwei in eins – der Papageienschnabel zm 8/2025: „Das Bild wird einen Ehrenplatz bekommen“ zm 9/2025: Der Optimax – strahlend mundspülen zm 10/2025: Auf den Schultern von Riesen zm 11/2025: Für Zoologen: der Wattepellet-Igel zm 12/2025: Ich packe meinen Koffer zm 13/2025: Der Schädel der Schande zm 14/2025: „An einem Zahne stirbt man doch nicht“ zm 15-16/2025: Wie ein DentalDetektiv zm 17/2025: „Wollen Sie die Kiste mit dem Polen-Feldzug sehen?“ zm 18/2025: Sauber(er), aber noch nicht rein zm 19/2025: „Herr Haesler, jetzt bekommen Sie auch noch meinen größten Schatz“ zm 20/2025: Recherchieren und anfassen zugleich zm 21/2025: Der doppelte Lécluse zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1884) Fotos: zm/mb Bereits in der „Iconographia odontologica“ von Curt Proskauer aus dem Jahr 1926 hat „Der Zahnbrecher“ seinen Platz im dentalhistorischen Gedächtnis gefunden.
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