Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

POLITIK | 37 zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1887) lerdings sehr umstritten sind; und in Nordirland gibt es momentan noch keine konkreten Vorschläge. Infolge der Unzufriedenheit insbesondere mit den Verträgen gibt es nun einen erheblichen Personalmangel in der NHS-Zahnmedizin, was zu ernsthaften Zugangsproblemen im gesamten Vereinigten Königreich führt. Zahnärzte entscheiden sich dafür, ihr Engagement in der NHS-Zahnmedizin zu reduzieren, in die private Zahnmedizin zu wechseln oder ganz auszusteigen. Das bedeutet, dass Patienten nicht behandelt werden können oder sich möglicherweise privat an einen Zahnarzt wenden müssen, oft zu höheren Kosten als erwartet. Dies kann zu einer Zunahme der gesundheitlichen Ungleichheit führen. Wie ist die Zahnärzteschaft organisiert? Die British Dental Association ist die Standesorganisation und Gewerkschaft für Zahnärzte, die im Vereinigten Königreich arbeiten. Unsere Mitglieder arbeiten in allen Bereichen der Zahnmedizin, zum Beispiel in Praxen, Spezialkliniken, beim Militär, in Krankenhäusern, Universitäten und in der Forschung. Zu unseren Mitgliedern zählen auch Zahnmedizinstudierende. Unser Vorstand, unsere Räte in den vier Ländern und die Verhandlungsausschüsse für die verschiedenen Tätigkeitsbereiche werden regelmäßig gewählt. Die BDA verfügt auch über ein Netzwerk lokaler Zweigstellen und Sektionen, die die Zahnärzte durch Networking und Weiterbildungsevents unterstützen. Local Dental Committees (LDCs) sind eine andere Gruppe lokaler Vereinigungen, die sich speziell an Zahnärzte richten, die in NHS-Praxen arbeiten. Diese Vereinigungen sind direkt mit dem BDA-Verhandlungsausschuss für Allgemeine Zahnmedizin (General Dental Practice Committee) verbunden. Die BDA vertritt keine anderen Berufe in der Zahnmedizin wie Zahnarzthelferinnen und Zahntechniker, aber wir arbeiten mit den Organisationen zusammen, die diese Berufe unterstützen, und viele Mitglieder dieser Gruppen nehmen an unseren Fortbildungsveranstaltungen teil. Mit welchen Herausforderungen und Problemen sind die Zahnärzte in UK konfrontiert? Die Herausforderungen für den Berufsstand sind weitreichend. Erwähnt habe ich schon die Personalprobleme, die häufig infolge der Probleme mit den NHS-Verträgen auftreten. Personalmangel führt zu Stress und Burnout bei denjenigen, die noch im System arbeiten. Wir haben auch einen Mangel an akademischem Personal an den zahnmedizinischen Fakultäten und Stress bei den Kollegen in Krankenhäusern und Spezialkliniken, die sich zum Beispiel um ältere oder behinderte Patienten kümmern. Wir stellen fest, dass Zahnärzte und Praxismitarbeiter häufig eine ausgewogene Work-Life-Balance anstreben. Das führt dazu, dass sie nur in Teilzeit in einer klinischen Einrichtung arbeiten, was den Personalmangel weiter verschärft. Überregulierung, die Bürokratie und eine Prozessfreudigkeit der Patienten spielen in diesem Zusammenhang auch eine Rolle. Die neue britische Regierung, die 2024 gewählt wurde, muss die Finanzierung für den zahnmedizinischen Sektor insgesamt überdenken. Im Moment gibt es jedoch nur wenig Hoffnung, dass die Finanzmittel, die notwendig wären, zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus gibt es weitere Entwicklungen, die sich auf die Personalsituation auswirken. Etwa dass die Zahnmedizin zunehmend weiblich ist – mehr als 50 Prozent der Studierenden sind mittlerweile Frauen. Und allgemein hat die junge Generation ein großes Interesse an einer ausgewogenen Work-Life-Balance und weniger an einer Fünf-Tage-Woche in der Praxis. Auch die Zunahme von Zahnarztketten und der Rückgang der Zahl der Einzelpraxen wirken sich auf die Situation der Zahnärztinnen und Zahnärzte aus. Wie unterstützt die BDA Zahnärztinnen und Zahnärzte? Neben unserer Vertretungsfunktion, in deren Rahmen wir uns mit Regierungsvertretern, Parlamentariern, Aufsichtsbehörden, Medien und Organisationen aller Art treffen, bieten wir kollektive und individuelle Beratung zum Arbeitsrecht, zu den gesetzlichen Anforderungen, zur Ausbildung und zur Regulierung. Wir verfügen über eine Bibliothek, in der Mitglieder Bücher und Zeitschriften ausleihen können, bieten ein breites Angebot an Seminaren, Schulungen und Online-Lernaktivitäten an und beteiligen uns an Konferenzen. Wir haben einen Mediationsdienst, können spezifische vertragliche und finanzielle Beratung anbieten, und auch eine Haftpflichtversicherung für Zahnärzte. Das Portfolio des British Dental Journal umfasst klinische, politische und beratende Informationen, und wir haben auch Publikationen für Dental Care Professionals (Praxispersonal) und Studenten. Wofür setzt sich die BDA ein? Aktuelle Themen sind: n eine Vertragsreform für NHS-Praxen in allen vier Ländern des Vereinigten Königreichs n Unterstützung beim Umgang mit Stress n Prävention, zum Beispiel die Besteuerung von zuckerhaltigen Snacks und Getränken, Raucherentwöhnung, regelmäßige Mundund Zahnpflege und eine bessere Finanzierung des NHS n Verbesserung der Regulierung durch die relevanten Behörden, zum Beispiel des Prozesses zur Registrierung und Berufsanerkennung, die zu Verzögerungen und erheblichem Stress führen kann Das Interview führte Anne Orth. Eddie Crouch, Vorsitzender der British Dental Association Foto: BDA

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