Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

38 | PRAXIS TEAM- UND PRAXISFÜHRUNG MIT KOMPASS Vom Behandler zum Coach – medizinisch führend, menschlich lernend Jonas Kock In vielen Praxen hat sich die Rolle des Inhabers still und leise verändert. Früher stand die zahnmedizinische Expertise im Mittelpunkt, heute entscheidet vor allem die Art der Führung über den Erfolg. Die vier größten Herausforderungen illustriert an Fallbeispielen: Wie Sie sich der klassischen Coach-Moves bedienen, ohne in die typischen Fallen zu tappen! Teams sind vielfältiger, die Ansprüche höher, die Strukturen komplexer. Der Inhaber ist nicht mehr nur Behandler, sondern Organisator, Stratege – und Coach. „Wer heute eine Praxis führt, steht auf dem Spielfeld und an der Seitenlinie zugleich“, sagt Praxisberater Jonas Kock. „Man behandelt Patienten, aber man führt Menschen. Und das erfordert ein völlig anderes Rollenverständnis.“ Fall 1: Generationen-Challenge im Team In einer Zahnarztpraxis arbeiten erfahrene Mitarbeiterinnen über 50 mit jungen Auszubildenden zusammen. Die einen wünschen sich klare Abläufe und Stabilität, die anderen Feedback, Flexibilität und Sinn. Gespräche finden zwar statt, wirken aber wie Pflichttermine ohne Wirkung. Es wird geredet – aber nichts verändert. Lösungsansatz: „Jeder Chef glaubt, er hört aufmerksam zu – aber nicht jeder kann etwas daraus lernen“, berichtet Kock. Ein coachender Inhaber führt Gespräche nicht, um sie abzuhaken, sondern um wirklich zu verstehen. Er fragt zum Beispiel gezielt: „Woran erkennst du, dass du Wertschätzung spürst?“ – und erfährt, dass für manche ein zusätzlicher freier Tag zählt, für andere Verantwortung, für wieder andere einfach ein ehrliches Wort. So wird aus einem Gespräch ein Werkzeug, das Unterschiede sichtbar macht und Brücken baut. Ein Coach akzeptiert, dass Motivation individuell ist – und nutzt diese Vielfalt, statt sie als Störung zu sehen. Fall 2: Nur der Inhaberin hat die Entscheidungsmacht In einer größeren Praxis will die Inhaberin alles selbst entscheiden. Sie meint es gut, doch das Team zieht sich zurück – niemand traut sich, eigenständig zu handeln. Ohne sie geht kaum etwas voran. Sie prüft jeden Heil- und Kostenplan persönlich, gibt erst nach Rücksprache grünes Licht für Materialbestellungen und Foto: zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1888) Coachende Führung ist kein weicher Ansatz, sondern der härteste – weil sie Haltung verlangt.

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