Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

ZAHNMEDIZIN | 43 von einer idiopathischen Leukoplakie. Bei diesen Personen wird ein erhöhtes Risiko für die Entstehung oraler Plattenepithelkarzinome vermutet [Stolte und Dommisch, 2023; Napier und Speight, 2008]. Zu den wichtigsten Differenzialdiagnosen zählen die orale Haarleukoplakie, der orale Lichen planus, Candidiasis und Morsicatio buccarum [Kämmerer et al., 2017]. Die Leukoplakie äußert sich in Form von weißlichen Flecken oder Plaques auf der Mundschleimhaut, die nicht abgewischt werden können. Sie sind in der Regel schmerzlos, können aber durch ihre Beschaffenheit – meist rau oder leicht erhaben – auffallen. Am häufigsten sind sie an der Wangeninnenseite, am Alveolarfortsatz, an der Zunge, am Mundboden oder an den Lippen zu finden [Kämmerer et al., 2017; Speight et al., 2018]. Je nach Aussehen und histologischer Beurteilung unterscheidet man die homogene Leukoplakie von der inhomogenen Leukoplakie. Die homogene Leukoplakie zeigt sich als gleichmäßig weißer, glatter oder leicht rauer Fleck (Abbildung 1). Ihr Risiko, bösartig zu entarten, gilt als gering. Inhomogene Leukoplakien haben im Gegensatz dazu ein erhöhtes Entartungsrisiko und lassen sich in weitere Formen unterteilen: die gesprenkelte Form, auch als Erythroplakie bezeichnet (eine Mischung aus weißen und roten Arealen, wobei der weiße Anteil überwiegt), die noduläre Form (kleine, polypenartige Vorwölbungen mit rundlichen, roten oder weißen Erhebungen) und die verruköse Form (gekennzeichnet durch eine gefurchte oder warzenartige Oberfläche) (Abbildungen 2 und 3) [Kämmerer et al., 2017; Warnakulasuriya et al., 2016]. Der Anteil maligner Transformationen variiert in der Literatur erheblich und liegt je nach Studie zwischen 0,13 Prozent und 34 Prozent, wobei das Vorliegen einer Epitheldysplasie als der wichtigste Hinweis auf ein mögliches Entartungsrisiko gilt [Warnakulasuriya und Ariyawardana, 2016; Aguirre-Urizar et al., 2021; van der Waal, 2010]. Die anerkannten Risikofaktoren, die statistisch gesehen mit einem erhöhten Risiko für die Transformation in ein orales Plattenepithelkarzinom einhergehen sind in Tabelle 2 aufgelistet [Warnakulasuriya und Ariyawardana, 2016; van der Waal, 2010]. Eine Verdachtsdiagnose auf Leukoplakie wird gestellt, wenn eine überwiegend weiße Läsion bei der klinischen Untersuchung nicht eindeutig einer anderen Erkrankung der Mundschleimhaut zugeordnet werden kann. Obwohl viele Leukoplakien nicht maligne entarten und sich nach dem Verzicht auf auslösende Noxen (insbesondere Tabakrauch und Alkoholkonsum) zurückbilden können, ist eine Biopsie in jedem Fall unerlässlich. Sie dient dem Nachweis oder Ausschluss einer Schleimhautdysplasie, die wiederum entscheidend für die Einschätzung des Entartungsrisikos ist. Eine gesicherte Diagnose liegt dann zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1893) Abb. 1: Homogene Leukoplakie Foto: Universitätsmedizin Mainz RISIKOFAKTOREN FÜR DIE MALIGNE TRANSFORMATION EINER LEUKOPLAKIE Weibliches Geschlecht Idiopathische Leukoplakie Lange Bestehensdauer Lokalisation an der Zunge und/oder im Mundboden Größe > 200 mm² Inhomogene Leukoplakie DNA-Aneuploidie Vorliegen einer epithelialen Dysplasie Tab. 2 n 2013–2018: Studium der Zahnmedizin an der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz n 2018–2024: Studium der Humanmedizin an der Ludwig Maximilian-Universität, München, sowie der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz n seit 2023: Assistenzärztin in der Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Mainz Dr. med. dent. Josephine Ionfrida Klinik und Poliklinik für MKGChirurgie und Plastische Operationen, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Augustusplatz 3, 55131 Mainz Foto: Universitätsmedizin Mainz

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