Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

44 | ZAHNMEDIZIN vor, wenn keine andere spezifische Erkrankung histopathologisch nachgewiesen werden kann und andere Ursachen ausgeschlossen wurden [Warnakulasuriya et al., 2007]. Abbildung 4 zeigt eine schematische Darstellung der Schritte zur Diagnose oraler Leukoplakien [van der Waal, 2010]. Bei asymptomatischen Läsionen und Risikofaktoren wie Tabakkonsum oder mechanischen Reizungen scheint ein Beobachtungszeitraum von zwei bis vier Wochen akzeptabel, um eine klinische Regression des Befunds nach Beseitigung der Ursachen zu beobachten [van der Waal, 2009; Kunkel et al., 2011]. Zu den bekannten reversiblen weißlichen Mundschleimhautveränderungen zählen unter anderem die friktionsbedingte Hyperkeratose oder die Leukokeratosis nicotinica palati. Um jedoch eine dysplastische Leukoplakie oder sogar ein bereits vorhandenes Plattenepithelkarzinom nicht zu übersehen, sollte bei Vorliegen von Symptomen wie Schmerzen oder Brennen eine Biopsie nicht aufgeschoben und bereits vor Beseitigung der möglichen Auslöser gewonnen werden [van der Waal, 2015]. Einfache Fälle („Simple“) Homogene Leukoplakien treten meist an weniger gefährdeten Lokalisationen wie der bukkalen Schleimhaut auf und präsentieren sich als flache, gleichmäßig weißliche Läsionen ohne strukturelle Auffälligkeiten oder subjektive Beschwerden. Sie sind in der Regel asymptomatisch und werden meist zufällig im Rahmen einer Routineuntersuchung entdeckt. Die initiale Diagnostik umfasst die ausführliche Anamnese des Patienten, die systematische Inspektion und Palpation der gesamten Mundhöhle sowie eine sorgfältige Dokumentation der Läsion hinsichtlich Lokalisation, Ausdehnung und Morphologie – idealerweise ergänzt durch eine Fotodokumentation. Zur minimalinvasiven Abklärung eignet sich in diesen Fällen besonders die Bürstenbiopsie, eventuell mit ergänzender bildzytometrischer DNA-Analyse, die eine erste Einschätzung hinsichtlich zellulärer Atypien erlaubt, ohne dass eine chirurgische Intervention notwendig ist [Kunkel et al., 2011]. Da die Qualität des Abstrichs nicht umgehend kontrolliert werden kann, erscheint es sinnvoll, mehrere Bürsten zu nehmen [Kämmerer et al., 2017]. Vorteile dieses Verfahrens sind die Minimalinvasivität, die geringen Kosten und die breite Verfügbarkeit. Therapeutisch steht, wie bereits erwähnt, die konsequente Beseitigung potenzieller Noxen im Vordergrund – insbesondere die Einstellung des Tabakkonsums sowie gegebenenfalls die Anpassung schlechtsitzender Prothesen oder scharfer Zahnkanten. Bei zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1894) Arbeitsschritte zur Diagnosesicherung oraler Leukoplakien Vorläufige klinische Diagnose einer Leukoplakie Beseitigung möglicher Ursachen (Tabakkonsum, mech. Reizung, Amalgamfüllungen etc.) für 2-4 Wochen gutes Ansprechen bekannte Erkrankung entsprechende Behandlung Leukoplakie ohne Dysplasie Leukoplakie mit Dysplasie kein Ansprechen (definitive klinische Diagnose) Biopsie Keine potenziellen Risikofaktoren (definitive klinische Diagnose) histologisch gesicherte Leukoplakie andere bekannte Erkrankung entsprechende Behandlung Abb. 4 Foto: nach [van der Waal, 2010] ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Abb. 2: Erythroplakie Abb. 3: Proliferative verruköse Leukoplakie

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