Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

ZAHNMEDIZIN | 49 gezeigt werden, dass der Erhalt von Molaren mit Furkationsbeteiligung selbst durch eine komplexe Parodontitistherapie kosteneffektiver als die Alternative der Extraktion und der anschließenden Versorgung mit einer implantatgetragenen Krone ist und dass die Kosten des Zahnerhalts fü rdas Gesundheitssystem vergleichsweise geringer ausfallen [Schwendicke et al., 2014; 2016]. Verschiedene Behandlungsmodalitätensindfü r Furkationsdefekte evaluiert worden. Mit der nicht-chirurgischen Therapie wurden nur begrenzte Erfolge erzielt [Loos et al., 1989; Nordland et al., 1987] und eine systematische Übersichtsarbeit zeigte in einer Metaanalyse nur mäßige klinische Verbesserungen nach Zugangslappenoperation [Graziani et al., 2015]. Im Gegensatz dazu konnte nachgewiesen werden, dass im Vergleich zur Zugangslappenoperation eine regenerative Therapie zuü berlegenen Ergebnissen fü hren konnte [Jepsen et al., 2002]. Dies wurde wiederholt bestätigt und die regenerative Therapie sollte, insbesondere bei Grad-II-Furkationen, vor resektiven Verfahren oder vor einer Extraktion in Betracht gezogen werden [Avila-Ortiz et al., 2015]. Fü r die Behandlung von parodontalen Furkationsdefekten wurden verschiedene chirurgische Regenerationstechniken vorgeschlagen und in den vergangenen 30 Jahren in einer Vielzahl von klinischen Studien evaluiert. Unter diesen wurde das GTR-Verfahren mit resorbierbaren (GTR-res) oder nicht resorbierbaren (GTR-nonres) Membranen am häufigsten beschrieben, aber auch Knochenersatzmaterialien (KEM) (autolog, allogen oder xenogen), bioaktive Agenzien wie Schmelz-MatrixProteine (engl. „enamel matrix derivative“, EMD), Blutplättchen-Wachstumsfaktor („platelet-derived growth factor“, PDGF), Platelet-rich Plasma (PRP), Platelet-rich Fibrin (PRF) und deren Kombinationen [Sanz et al., 2015; Jepsen & Jepsen, 2018]. Evidenz aus humaner Histologie Exemplarische humane Histologie ist der ultimative Beweis fü r ein regeneratives Heilungsergebnis und wird benötigt, um die aus klinischen Regenerationsstudien gewonnenen Informationen zu ergänzen [Machtei, 1997]. Der Nachweis einer parodontalen Regeneration erfordert den histologischen Nachweis von wiederhergestellten zahntragenden Geweben, einschließlich Zement, parodontalem Ligament und Alveolarknochen an einer zuvor Plaque-besiedelten Wurzeloberfläche. Obwohl solche Ergebnisse in gut kontrollierten experimentellen Tierstudien fü r eine Vielzahl von Behandlungsmodalitäten nachgewiesen worden sind, wurde bei der Überprü fung der histologischen Beweise fü r parodontale Regeneration in Furkationsdefekten festgestellt, dass begrenzte Informationen aus humaner Histologie vorliegen [Laugisch et al., 2019] und zwar fü r GTR [Gottlow et al., 1986; Stoller et al., 2001] eine Kombination aus GTR und KEM [Harris, 2002] und KEM [Camelo et al., 2003; Nevins et al., 2003]. Evidenz aus klinischen Studien Zur Beurteilung der Effektivität regenerativer Furkationstherapie kann eine Vielzahl von Zielparametern herangezogen werden [Sanz et al., 2015; Jepsen & Jepsen, 2018]. Aus klinischer Sicht scheint neben dem nachweislich zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1899) KLASSIFIKATION DER HORIZONTALEN FURKATIONSBETEILIGUNG Grad 0 Keine Furkationsbeteiligung Grad I Horizontaler Verlust parodontaler Gewebe <3mm Grad II Horizontaler Verlust parodontaler Gewebe >3mm Grad III Horizontale „durch-und-durch“ Destruktion parodontaler Gewebe Tab. 1 Quelle: Hamp et al., 1975 KLASSIFIKATION DER VERTIKALEN FURKATIONSBETEILIGUNG Subclass A 0–3 mm sondierbare Tiefe vom Dach der Furkation Subclass B 4–6 mm sondierbare Tiefe vom Dach der Furkation Subclass C ≥7 mm sondierbare Tiefe vom Dach der Furkation Tab. 2 Quelle: Tarnow & Fletcher 1984 n 1977–1983: Studium der Zahnmedizin in Mainz und Hamburg n 1983–1985: Weiterbildung Oralchirurgie Universität Hamburg n 1986–1988: PostgraduiertenStudium in Parodontologie / Orale Implantologie, Loma Linda University, Kalifornien, USA n 1989–1991: Post Doc Parodontologie / Implantologie / Orale Mikrobiologie (DFGStipendium) n 1992–1993: wissenschaftliche Mitarbeiterin, Klinik für Zahnerhaltung & Parodontologie, Uni Kiel n 1997: Spezialistin der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie n 1993–2008: Praxistätigkeit in eigener Praxis für Parodontologie und Implantologie in Hamburg n seit 2008: Oberärztin, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Universität Bonn n 2022: Earl Robinson Regeneration Award der American Academy of Periodontology n 2025: Miller-Preis der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund-, Kieferheilkunde (DGZMK) Prof. Dr. med. dent. Karin Jepsen Zentrum für Zahn-, Mund-, Kieferheilkunde, Universitätsklinikum Bonn, Welschnonnenstr. 17, 53111 Bonn

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