ZAHNMEDIZIN | 55 zutreffen sind. In einer retrospektiven Fallserie wurden nach einem Jahr bei 100 Prozent der Oberkiefermolaren und 92 Prozent der Unterkiefermolaren Verbesserungen – definiert als Zahnerhalt, Verringerung des horizontalen und des vertikalen Furkationsgrades, Reduktion der Sondierungstiefen und Zunahme des klinischen Attachmentniveaus – berichtet [Cortellini et al., 2020]. Bei Molaren mit Hypermobilität zu Beginn der Behandlung wurden diese positiven Effekte nicht beobachtet. Eine Verbesserung des vertikalen Furkationsgrades wurde bei 87,5 Prozent der Oberkiefermolaren und bei 84,6 Prozent der Unterkiefermolaren beobachtet. Die Ein-Jahres-Verbesserungen konnten über die Nachbeobachtungszeit von drei bis 16 Jahren beibehalten werden. Diese Ergebnisse wurden in Fällen mit einem koronal zum Furkationseingang befindlichen interdentalen Knochenniveau und Gingivarand und Patienten mit guter Compliance und Mundhygiene erzielt. Leitliniengerechte regenerative Furkationstherapie In der europäischen S3-Leitlinie zur Therapie der Parodontitis im Stadium I–III wurden im Rahmen der Therapiestufe 3 klare klinische Empfehlungen zur chirurgischen Behandlung von Furkationsdefekten der Grade II und III formuliert [Sanz et al., 2020] und diese in eine deutsche DG PARO-/DGZMKLeitlinie überführt (AWMF-Registernummer: 083-043) [Kebschull et al., 2020; Eickholz et al., 2021]. Es ist zu beachten, dass Empfehlungen zur regenerativen Furkationstherapie ausschließlich für Grad-II-Furkationen formuliert wurden, aufgrund fehlender Evidenz nicht aber für Grad-III-Furkationen oder aber Molaren mit multiplen Grad-II-Defekten. Bei interdentalem Furkationsbefall Grad II mit Resttaschen an Oberkiefermolaren kam die Leitlinienkonferenz zu einer offenen Empfehlung, da aus der vorliegenden Evidenz kein Vorteil für ein bestimmtes Therapieverfahren (konservativ, resektiv oder regenerativ) abgeleitet werden kann. Neben der Lokalisation der Grad-IIFurkationsdefekte spielen aber auch patienten-, zahn-. und/oder andere defektspezifische Faktoren beim Therapieentscheid und der Einschätzung eine Rolle, ob es sich um einen einfachen, fortgeschrittenen oder aber zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1905) ORIENTIERUNGSHILFE ZUR BEURTEILUNG DER KOMPLEXITÄT DER GEPLANTEN CHIRURGISCHEN REZESSIONSTHERAPIE Modifikatoren Simple – einfach Advanced – fortgeschritten Complex – komplex Furkation Grad II Furkation Lokalisation Mandibulär/Maxillär bukkal Mandibulär lingual Maxillär interdental Horizontale Tiefe Flach (3-5 mm) Mittel (6-8mm) Tief (≥9mm) oder Grad III Vertikale Tiefe Subclass A Koronales Wurzeldrittel Subclass B Mittleres Wurzeldrittel Subclass C Apikales Wurzeldrittel mit vertikalem Defekt Nein <4mm ≥4mm Hartgewebe Mesio-distales Knochenniveau Koronal des Furkationseingangs Auf Höhe des Furkationseingangs Apikal des Furkationseingangs Höhe des Wurzelstammes Hoch (>3mm) Mittel (2-3mm) Niedrig (≤1mm) Wurzeldivergenz Weit (≥3mm) Eng (2mm) Sehr eng (≤1mm) Weichgewebe Gingivale Rezession Keine Rezession SZG nicht sichtbar Kleine Rezession, SZG sichtbar, Furkation nicht einsehbar Große Rezession Furkation sichtbar/offen Breite der keratin. Gingiva ≥3mm 2mm ≤1mm Dicke der keratin. Gingiva ≥1mm (Sonde nicht sichtbar) <1mm (Sonde sichtbar) <1mm (Sonde sichtbar) Restauration Keine Abstand ≥3mm Abstand ≤2mm Tab. 4: Beachte: Nicht alle Kriterien müssen gleichzeitig erfüllt sein, die Übergänge zwischen den drei Kategorien sind fließend. SZG = Schmelz-Zement-Grenze Quelle: Jepsen & Jepsen
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