ZAHNMEDIZIN | 57 zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1907) spiel können ein dickerer Phänotyp und das Fehlen einer Weichgeweberezession die Heilung nach GTR-Verfahren positiv beeinflussen. Günstigere Ergebnisse sind an Stellen zu erwarten, an denen das verbleibende approximale Knochenniveau koronal zum Eingang beziehungsweise zum Dach des Furkationsdefekts liegt, verglichen mit solchen, bei denen das approximale Knochenniveau auf der Höhe oder apikal des Furkationseingangs liegt. Ein enger interradikulärer Abstand kann eine gründliche Defektinstrumentierung beeinträchtigen. Das Vorhandensein einer Wurzelkanalfüllung ist nicht per se eine Kontraindikation für die Furkationsregeneration – vorausgesetzt, es gibt keine Anzeichen für apikale pathologische Veränderungen. 3. Regenerative Parodontalchirurgie Ziel ist es, einen ausreichenden Zugang zum Defekt für eine sorgfältige Instrumentierung und die Applikation des Biomaterials zu erhalten. Bei isolierten Defekten können vertikale Entlastungsinzisionen verwendet werden. Alternativ kann der Lappen nach lateral zu den benachbarten Zähnen erweitert werden. Keratinisiertes Gewebe sollte durch intrasulkuläre Inzision und die Anhebung eines Mukoperiostlappens erhalten werden. Das Granulationsgewebe wird entfernt und die freiliegenden Wurzeloberflächen werden sorgfältig mit Handinstrumenten, oszillierenden Scalern (optional mit fein diamantierten Spitzen) oder rotierenden Instrumenten gereinigt. Wurzelanomalien wie Schmelzvorsprünge/ -perlen sollten entfernt werden. Wenn EMD Teil der Regenerationsstrategie ist, wird es in der Regel nach einer zweiminütigen Wurzelkonditionierung mit Ethylendiamintetraacetat (EDTA) und Spülung mit steriler Kochsalzlösung angewendet. Anschließend kann ein Knochentransplantat/-ersatzmaterial verwendet werden, um den Furkationsdefekt aufzufüllen. Alternativ kann eine GTR-Barrieremembran mit oder ohne zusätzlichen Defektfüller appliziert werden. Die Barrieremembran wird mit einer resorbierbaren Umschlingungsnaht befestigt, um den Furkationseingang abzudecken und die Wund- und Koagulumstabilisierung zu fördern. Um eine vollständige Abdeckung der Barriere zu ermöglichen, kann das Periost durchtrennt werden, um den Lappen leicht koronal zu verschieben. Der Lappen wird mit einer Umschlingungsnaht und Einzelknopfnähten über den vertikalen Entlastungsinzisionen oder mit interdentalen Nähten im Fall eines lateral extendierten Lappens in einer koronalen Position gesichert. Der Patient wird angewiesen, für einen Zeitraum von bis zu vier Wochen auf die mechanische Plaqueentfernung im Operationsgebiet zu verzichten. Während dieser Zeit werden Chlorhexidin-Spülungen oder -Gel verwendet. Der Patient kehrt zur Kontrolle der Wundheilung nach ein und zwei Wochen zurück, wenn die Nähte entfernt werden. Die Interdentalhygiene und die mechanische Plaqueentfernung werden nach vier Wochen wieder aufgenommen. Zudem wird ein individuelles Recallprogramm zur unterstützenden Parodontitistherapie (UPT) festgelegt. Zusammenfassung Parodontalchirurgische Eingriffe zur Regeneration von Grad-II-Furkationen mit vertikalen Resttaschen werden nach aktuellem Leitlinienstand empfohlen, können in der Regel mit gutem Erfolg durchgeführt werden und zumindest eine Umwandlung in eine Grad-I-Furkation bewirken. Allerdings gibt es klinische Szenarien in sehr unterschiedlichen Konfigurationen, die als „einfach“, „fortgeschritten“ oder „komplex“ kategorisiert werden können. In diesem Beitrag wurde eine Matrix präsentiert, die zur Orientierung bei der Fallauswahl dienen kann, um „einfache“ Situationen von denjenigen für „Fortgeschrittene“ unterscheiden zu können und auch von „komplexen“ Fällen, die den Spezialisten vorbehalten sein sollten. Regenerative parodontalchirurgische Eingriffe sind keineswegs trivial in der Durchführung und erfordern in jedem Fall eine spezielle praktische Schulung und intensives Training der Techniken. Darüber hinaus sind eine sorgfältige Vorbereitung mit individueller Optimierung der Mundhygiene, eine sorgfältige Planung, die Verwendung mikrochirurgischen Instrumentariums, eine minimalinvasive Vorgehensweise und eine individuelle Nachsorge unter Vermeidung traumatisierender Hygienemaßnahmen im OP-Bereich wichtige Voraussetzungen für den Erfolg. n n 1992–2002: Oberarzt, Klinik für Zahnerhaltungskunde u. Parodontologie, Universität Kiel n seit 2002: Direktor der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde UniversitätsklinikumBonn n seit 2005: gewähltes Mitglied der Leopoldina n 2008–2015: Sprecher der DFG-Klinischen Forschergruppe „Ursachen und Folgen parodontaler Erkrankungen“ Universität Bonn n 2012–2017: Vorstandsmitglied, 2015–2016 Präsident der European Federation of Periodontology (EFP) n 2017: Co-Chair AAP/EFP World Workshop on a New Classification for Periodontal and Peri-implant Diseases n 2019: IADR/PRG Award in Regenerative Periodontal Medicine n 2019, 2021, 2022: Co-Chair European Workshops zu S3Leitlinien für die Therapie der Parodontitis und peri-implantärer Erkrankungen (EFP) n 2022: R. Earl Robinson Periodontal Regeneration Award (AAP) n 2023: Distinguished Scientist Award (EFP), AAP Clinical Research Award Univ.-Prof. Dr. med. dent. Dr. med. Søren Jepsen, MS Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Universitätsklinikum Bonn Welschnonnenstr. 17, 53111 Bonn Foto: privat
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