Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

62 | NACHRICHTEN NEWS NEUE STUDIE ZU HIRNERKRANKUNGEN Assoziationen zwischen Parodontitis und zerebralem Nervengewebe gefunden Hat die Parodontitistherapie einen präventiven Effekt auf die Entstehung von Hirnerkrankungen? Ein US-Forscherteam aus Neurologen, Radiologen und Epidemiologen hat in den Daten einer Langzeitstudie bei Parodontitispatienten „signifikant höhere“ Volumina von hyperintensen Läsionen in der weißen Substanz gefunden als bei gesunden Probanden. Andererseits wiesen die erhobenen Daten nicht auf Assoziationen von Parodontitis und zerebraler Mikroangiopathie oder lakunären Infarkten hin. Die Studienautoren schlussfolgern, dass Parodontitis über dadurch initiierte systemische Entzündungen zur Pathologie von zerebraler Mikroangiopathie beitragen kann. Insofern sei die Parodontitis ein modifizierbarer Risikofaktor zerebraler vaskulärer Pathologien. Sie regen weitere Forschung zu der Frage an, inwieweit eine Parodontaltherapie zur Prävention der Pathologien eingesetzt werden könne. Zum Hintergrund: Bei einer zerebralen Mikroangiopathie sind lokal kleine Blutgefäße im Hirn geschädigt, was zu Durchblutungsstörungen, lakunären Schlaganfälle, Hirnblutungen und in der Folge auch kognitiven Beeinträchtigungen (Demenz) führen kann. Die Erkrankung ist häufig altersbedingt, kann aber auch genetische oder durch Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes bedingte Ursachen haben. Radiologisch manifestieren sich zerebrale Mikroangiopathien unter anderem als Veränderungen der „weißen Substanz“, einem Nervengewebe, das sich makroskopisch von der „grauen Substanz“ abgrenzt und in der MRT-Bildgebung spezifische Muster hinterlässt. Werden im MRT hyperintense Läsionen in der weißen Substanz sichtbar, kann das ein Hinweis auf eine beginnende zerebrovaskulären Erkrankung mit entsprechenden Folgen bis hin zur Demenz sein. Als Datengrundlage diente die 1987 begonnene und noch laufende Langzeitstudie „Atherosclerosis Risk in Communities (ARIC)“, in der Gesundheitsdaten von insgesamt 15.792 Teilnehmern aus verschiedenen Regionen der USA erhoben und nach verschiedenen Kriterien ausgewertet werden. Zur Erhebungswelle 4 (1996-1998) wurden im Rahmen einer Zusatzstudie „Dental ARIC“ auch zahnmedizinische Daten erhoben (n=6.744). Darunter waren auch Messungen der Taschentiefen an sechs Stellen pro Zahn, die für die Unterscheidung von parodontaler Erkrankung und Gesundheit herangezogen wurden. In der Erhebungswelle 5 (2011-2013) konnten sich die Teilnehmer aller Feldzentren einer MRT-Gehirnuntersuchung unterziehen. Die Auswahl erfolgte anhand der Teilnehmer der ergänzenden Studie zur Gehirn-MRT, jener mit „nicht typischer“ Kognition und einer Zufallsstichprobe von Teilnehmern mit „typischer“ Kognition. Insgesamt wurden 1.968 Teilnehmer einer MRT-Untersuchung unterzogen. Für die aktuelle Studie wurden nun die Daten der Teilnehmer ausgewertet, die neben MRT-Untersuchung auch die Dental ACID absolviert hatten (n=1.143). „Zahnfleischerkrankungen gehen mit einem höheren Entzündungsrisiko einher und Entzündungen werden mit Arteriosklerose sowie der Verhärtung der kleinen Blutgefäße in Verbindung gebracht“, sagte Studienautor Dr. Souvik Sen, Professor für Neurologie an der University of South Carolina, gegenüber CBS News. br Die Studie: Jaclyn Meyer, Chylee Martin, Stefanie Wood, Forrest Lowe, Leonardo Bonilha, Hamdi S. Adam, Ryan Demmer, Bruce A. Wasserman, Wayne D. Rosamond, James D. Beck, and Souvik Sen: Periodontal Disease Independently Associated With White Matter Hyperintensity Volume, A Measure of Cerebral Small Vessel Disease. Neurol Open Access 2025;1:e000037. doi:10.1212/WN9.0000000000000037 Ihre Lokalanästhesie macht Patienten zu Fans. QR-Code scannen und Servicepaket kostenlos bestellen. Die Studienautoren schlussfolgern, dass Parodontitis über dadurch initiierte systemische Entzündungen zur Pathologie von zerebraler Mikroangiopathie beitragen kann. Foto: stock.adobe.com - Nozir

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