zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1916) 66 | ZAHNMEDIZIN SELBSTAUSKUNFT DER ANBIETER WAS KÖNNEN DIE AM MARKT BEFINDLICHEN PRODUKTE? Aktuell gibt es in Deutschland mindestens zehn Anbieter von KI-gestützten Sprachdokumentationssystemen. Der Arbeitskreis AIDM hat diesen Herstellern einen detaillierten Fragenkatalog zu den Funktionalitäten ihrer Produkte zugesandt. Fünf Anbieter haben reagiert – die Antworten sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Wohlgemerkt: Die Angaben der Anbieter sind Selbstauskünfte, der AK AIDM hat die Systeme nicht selbst getestet – das hätte unsere Möglichkeiten überstiegen. Frage Worauf zielt die Frage? Reagiert das System innerhalb von 2 Sekunden nach Spracheingabe? Kurze Reaktionszeiten sorgen für einen flüssigen Arbeitsablauf und verhindern Unterbrechungen im Gesprächs- oder Behandlungsfluss. Wie viele Fehler treten bei einem medizinischen Diktat (z. B. 100 Wörter) auf? Eine geringe Fehlerquote reduziert den Korrekturaufwand und erhöht die Effizienz. Testen Sie dies mit realistischen, fachspezifischen Texten. Werden Fachbegriffe wie „subgingival“ oder „Kompositfüllung“ korrekt erkannt? Präzise Erkennung sichert die korrekte Dokumentation und verhindert Missverständnisse Erkennt das System logische Verknüpfungen wie: „Patient klagt über Schmerz – Diagnose – Therapie“? Die Fähigkeit, Inhalte sinnvoll zu verknüpfen, ermöglicht strukturierte und nachvollziehbare Dokumentation. Kann ich eine vollständige Anamnese frei diktieren? Das System sollte unbegrenzt lange und frei formulierte Anamnesen erfassen können, ohne Inhalte abzuschneiden. Wird der Text automatisch in Abschnitte wie Anamnese, Befund, Planung gegliedert? Automatische Strukturierung spart Zeit und erhöht die Lesbarkeit der Dokumentation. Funktionieren Sprachbefehle wie „lösche letzten Satz“ oder „gehe zur Diagnose“? Sprachbefehle ermöglichen eine schnelle Korrektur und Navigation ohne Tastatur oder Maus. Wie hoch ist die durchschnittliche Latenzzeit zwischen Diktat und Textanzeige? Kürzere Latenzzeiten erleichtern die direkte Kontrolle und Korrektur des Textes. Wird der gesamte 01-Befund korrekt dokumentiert, wenn er frei diktiert wird? Standardisierte Befunde müssen vollständig und fehlerfrei übernommen werden. Können Sondierungswerte, Lockerungen, Blutungen per Sprache korrekt zahnbezogen erfasst werden? Präzise Zuordnung zu einzelnen Zähnen ist für die Qualität der Dokumentation entscheidend. Werden FDI-Zahnnummern wie „16“ oder „47 distal“ richtig erkannt? Eine korrekte Zahnnummernerkennung ist unverzichtbar für exakte Befunde. Werden dokumentierte Werte automatisch in ein visuelles Befundblatt übertragen? Direkte Übertragung spart Zeit und vermeidet Übertragungsfehler. Werden zahnbezogene Parameter wie Furkation vs. Rezession korrekt differenziert? Fachlich korrekte Unterscheidung ist wichtig für Diagnose und Therapieplanung. Gibt es eine Schnittstelle zu Ihrer Praxissoftware oder API-Dokumentation? Nur mit direkter Integration kann das System effizient im Praxisalltag genutzt werden. Können Dokumente als strukturierte Datei (z. B. PDF, XML) exportiert werden? Exportfunktionen sind wichtig für Archivierung, Weitergabe oder Abrechnung. Liegt eine AVV vor und ist die DSGVO-Konformität dokumentiert? Rechtliche Absicherung ist unverzichtbar, um Datenschutzvorgaben zu erfüllen. Werden die Daten in der EU oder Deutschland verarbeitet? Sicherstellung, dass strenge Datenschutzstandards eingehalten werden. Kann die Nutzung (z. B. Bearbeitungen, Zugriffe) nachvollzogen werden? Audit-Logs erhöhen Transparenz und Sicherheit. Läuft das System auf verschiedenen Plattformen wie PC, Tablet, Smartphone? Plattformunabhängigkeit sorgt für Flexibilität im Praxisbetrieb. Gibt es Schulungen, Tutorials oder persönlichen Support? Unterstützt das Team bei schneller Einarbeitung und effizienter Nutzung. Wird eine kostenfreie Testversion angeboten? Testphasen reduzieren das Risiko einer Fehlinvestition. ausführlich gesprochen werden – was für Behandler und Patienten gleichermaßen initial irritierend sein kann. Herausforderungen und Risiken n Datenschutz & Recht: Die strikte Einhaltung der DSGVO, der Abschluss einer Auftragsverarbeitungsvereinbarung (AVV) und die Datenverarbeitung innerhalb der EU sind unverzichtbar (siehe Infokasten). n Genauigkeit & Patientensicherheit: Jede Fehldeutung kann falsche Diagnosen oder Behandlungsentscheidungen nach sich ziehen. Eine Kontrolle durch den Behandler ist Pflicht. n Technische Stabilität: Zu lange Latenzzeiten oder Systemausfälle können den Praxisablauf stören. n Bias in Trainingsdaten: Falls Modelle nicht auf zahnmedizinische Fachsprache optimiert sind, steigt die Fehlerquote. MEHR ZUR KI-SERIE Lesen Sie auch den ersten Teil der Serie KI für die Zahnmedizin: „Wie KI unseren klinischen Blick verzerren kann – Teil 1: Automatisierungs-Bias“, in der zm 17/2025, Seite 32, oder über den QR-Code.
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