zm STARTER / TITEL | 75 zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1925) Dokumentation und TI-Projekten wie der ePA. Für die Neueröffnung haben wir alles auf den Kopf gestellt: Die Prozesse, die zum Teil über 35 Jahre gewachsen waren, die Hygiene, den Brandschutz und das QM. Dafür habe ich auch externe Hilfe angenommen und Experten beauftragt. Der Blick von außen ist wichtig. Man ist ja selbst irgendwo betriebsblind. Nun sind Strukturen etabliert, das QM ist neu aufgestellt und das Team steht. Es ist Ruhe eingekehrt. Und ich habe endlich auch mal ein freies Wochenende! Mein Fazit: Meinen Kolleginnen und Kollegen würde ich ans Herz legen, für Feedback der Mitarbeiter offen zu sein. Dabei spielt es aber schon eine Rolle, wer etwas sagt und wie es gesagt wird. Die Hierarchie darf sich in diesem Moment nicht auflösen. Wenn man zweifelt, hilft der Austausch mit Kollegen. Das ist extrem wichtig – gerade in besonders belastenden Situationen wie meiner mit dem Schadensfall. Nicht-Selbstständige Freunde und Familie werden eure Sorgen nicht vollständig verstehen. Egal, wie viel Unterstützung ihr habt, werdet ihr euch doch zeitweilig allein fühlen. Es dauert, bis sich Prozesse als effiziente Routinen einstellen. Unterstützung von Experten, beispielsweise aus den Bereichen Finanzierung, Steuerberatung, Hygiene und Abrechnung, darf man sich gerne leisten, um auch einen externen Blick auf die Praxis zu erhalten. LL DR. ROBERT MÜHLIG „Man darf nicht müde werden, Entscheidungen zu treffen“ Bei der Gründung ging es mir wie vielen anderen auch: Mir war die Selbstverwirklichung wichtig. Ich wollte meine eigenen Entscheidungen treffen, meine Praxis nach meinen Ideen und Vorstellungen gestalten und dabei alle Zügel in der Hand haben. Außerdem wollte ich mehr erreichen, als in einer Anstellung möglich gewesen wäre. Eine Übernahme halte ich grundsätzlich für schlau, denn sie ist in der Regel etwas bequemer: Man beginnt nicht bei null, viele Prozesse und auch Einnahmen sind schon im Fluss, Mitarbeiter und Patienten vorhanden. Leider wurde meine Übernahme durch die Abgeberin erschwert, die am Ende doch nicht loslassen wollte. Das war mental sehr belastend für mich. Aber mit dieser Situation musste ich fertigwerden. Weitermachen – das ist meine persönliche Bewältigungsstrategie. Ich bin ein Mensch, der gerne organisiert und vorankommt. Ich mag Projekte, ihre Entwicklung und suche immer das nächste. Entscheidungen zu treffen, fällt mir nicht allzu schwer. Das hat mir den Schritt in die Selbstständigkeit sicherlich erleichtert. Sorgen hatte ich jedoch bei dem Gedanken, für alles allein verantwortlich zu sein – für die Mitarbeiter und deren Bezahlung am Ende des Monats, für die Immobilie der Praxis und die Abrechnung. Für mich hört die Arbeit ja nicht auf, wenn ich die Praxis abends verlasse. Man ist immer involviert, auch am Wochenende. Als Angestellter muss man sich nicht in all diesen Bereichen auskennen, weil das gar nicht erforderlich ist. Als Selbstständiger muss man das und lernt vieles „on the road“. Dabei leiten mich mein Gefühl und meine Menschenkenntnis. Ich schätze mein Team. Wichtig ist mir, dass sich alle als Teil des Gesamtprojekts sehen und jeder eben seinen Beitrag dazu leistet, anstatt nur für den Chef zu arbeiten. Ehrlicherweise fließt meine Hauptenergie in die Führung, Pflege und Aufrechterhaltung der Harmonie des Teams – zum Beispiel in die Wiederzusammenführung nach einem Streit. Das erfordert viel Einfühlungsvermögen. Das hat mir vorher weder jemand gesagt noch gezeigt. Man muss immer lenken und nachjustieren. Höhen und Tiefen gehören dazu und das hört auch nie auf. Im Vergleich zur Gründungsphase merke ich jedoch, dass eine gewisse Entscheidungsmüdigkeit eintritt. Ich komme morgens sehr gerne in die Praxis. Ich würde sagen, dass es mir gelungen ist, ein harmonisches Team White Spot, Krefeld Foto: Petra Herbert
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