Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 22

76 | zm STARTER / TITEL zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1926) DAS RÄT DER PRAXISBERATER Was kann man tun, wenn die Abgeberin – entgegen der Absprachen – leider doch Schwierigkeiten macht? Grundsätzlich kann man sich davor nie absichern. Sollte es zu Problemen kommen, gilt es Ruhe zu bewahren und sich mit seinem Anwalt, Steuerberater und/oder Gründungsberater zu besprechen. Oftmals lassen sich die Dinge lösen und das Beraterteam kann fachlich und mental unterstützen sowie gegebenenfalls auch vermitteln. Sollte sich die Situation zuspitzen, empfehle ich den Weg zum Rechtsanwalt, auch, um den Betrieb zu schützen. Es ist allerdings nicht immer ratsam, sein Recht einzuklagen und die Situation weiter anzuspannen. Wir empfehlen unseren Mandanten stets eine klare Kommunikation, möglichst keine bindenden Verträge, wenn man den Abgeber nicht schon länger kennt. Wie geht man mit der Sorge vor der Gesamtverantwortung um? Die beste Vorbereitung ist, sich in der Anstellung bereits auszuprobieren und neben der Patientenversorgung auch Verantwortungsbereiche leiten zu dürfen. Wenn das nicht geht, helfen Fortbildungen und Coachings zwar, allerdings ist es wie mit der Herdplatte, die man selbst angefasst haben muss. Aus unserer Beratersicht ist es nahezu immer ein normaler Prozess, bei Bedarf kann man aber auch einen Coach konsultieren, um die Herausforderungen direkt zu besprechen. Entscheidungsmüdigkeit stellt sich ein. Was kann man dagegen tun? Dass man irgendwann auch einmal müde wird, ist vollkommen verständlich. In erster Linie ist es der Umgang mit Entscheidungen parallel zum hohen Arbeitsaufkommen wesentlich. Eine Praxisgründung ist ein Marathon und kein Sprint. Wir verstehen unsere Aufgabe darin, dem Gründer die Entscheidungsgrundlage zu schaffen. Wir empfehlen, sich bei kniffligen Fragen doch Unterstützung zu holen und das Privatleben und Erholungszeiten nicht zu vergessen. Das gibt Kraft für neue und herausfordernde Entscheidungen. Praxisberater Robert Döringer, Bollwerk, Hamburg aufzubauen. Das ist fundamental für eine gute Arbeit, denn ich verbringe mit diesen Menschen die meiste Zeit des Tages. Außerdem bin ich selbst sehr harmoniebedürftig. Aus der guten Zusammenarbeit schöpfe ich auch wieder Kraft fürs Weitermachen. Mein Fazit: Am Ende kommt es tatsächlich oftmals anders als geplant. Das bedeutet jedoch lediglich, dass der Plan angepasst werden muss, um weiterzumachen. So wollte ich beispielsweise nie ein Eigenlabor haben, habe aber die Möglichkeit bekommen, das Labor meines Zahntechnikers zu übernehmen. Jetzt bin ich sehr glücklich damit, denn wir können viel schneller arbeiten und Innovationen vorantreiben. Man sollte also flexibel bleiben, wenn Entscheidungen getroffenwerden. Und ich denke, es kommt auch darauf an, dass der Zeitpunkt für die Dinge passt. Etwas vor sich herzuschieben, ist nicht die Lösung. Ich sehe die Praxis als meinen Hobbyraum, in dem ich Neues ausprobiere und an Ideen herumschraube. Wenn man bei den Gründungsplänen mal ins Straucheln gerät oder zweifelt, möchte ich allen Kolleginnen und Kollegen Folgendes sagen: Es muss nicht alles einheitlich sein und auch nicht immer höher, schneller, weiter. Vielmehr muss es zum eigenen Charakter, den Lebensentwürfen und -umständen passen. Und das kann auch eine kleine Praxis sein! Um dabei zu helfen, steht meine Praxis für Hospitationen offen. Kolleginnen und Kollegen können das Eigenlabor in Augenschein nehmen oder die Implantologie ausprobieren. LL ANNETTE WALKENBACH „Ich wollte überschaubar anfangen und dann bedarfsgerecht wachsen“ Ich habe nie eine Hochglanzpraxis angestrebt, sondern Räume, die eine herzliche Atmosphäre ausstrahlen und zumindest durch den Blick nach draußen mit der Natur verbunden sind. Patienten sind oft überrascht, dass die Räume so gar nicht der Erwartung einer Zahnarztpraxis entsprechen. Mein Vorgänger hat sich nicht nur für Zähne, sondern auch für schöne alte Möbel, wie antike Einzelstücke aus den 1920er Jahren interessiert. Nach der Übernahme meiner neuen Praxis bin ich erst einmal in den laufenden Betrieb gesprungen. Ich habe mir von meinen Mitarbeiterinnen zeigen lassen, wie die Abläufe funktionieren oder was auch vielleicht nicht funktioniert. Dadurch konnten wir uns gut kennen lernen und erfahren, wie jeder tickt. Ich hatte die Vision, einen Ort zu schaffen, an dem wir im Team den Patienten die Zeit und Aufmerksamkeit zukommen lassen können, die es braucht, um individuelle und qualitativ hochwertige Versorgungen anzubieten. Dabei

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