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zm

107, Nr. 11, 1.6.2017, (1412)

Kolumne

Verschwörungstheorien gegen Karies

Zweimal täglich Zähneputzen ist vielen Menschen einfach zu müh-

sam, das sehen Sie ja jeden Tag selbst. Darum entdecken immer

mehr Verschwörungstheoretiker das Thema Mundhygiene für sich.

Ähnlich wie die sumbawanischen Ponyhirten.

Von einem indonesischen Server auf den

kleinen Sundainseln luden sie ein Abstract auf

die Website des „Journal of Dentalmaxillo-

facial Science“, dessen Inhalt seitdem in

digitalen Gesprächszirkeln die Runde macht. Natürlich vorrangig

bei Leuten, die ihre Kinder nicht impfen lassen, den Platz für Hänge-

matte und Götzenaltar imHaus auswünscheln und einen Aluminium-

hut gegen die kosmische Strahlung tragen. Das bahnbrechende

Forschungsergebnis: Die Milch des Sumbawa-Ponys kann helfen,

Karies vorzubeugen. Wow!

Von unschönen Details wollen wir uns hier nicht ablenken lassen.

Denn übertragen auf die Realität müssten Sie die süße Stutenmilch

24 Stunden im Mund behalten, um das Wachstum von Strepto-

coccus mutans deutlich zu verringern. Dauerhaft angewandt ist das

sicherlich auch eine tolle Diät.

Vor etwaigen Nebenwirkungen derartiger Praktiken sei indes ge-

warnt. So mahnte jüngst Daniela Katzenberger „Kohlsuppendiät ist

Gift für Sex und Liebe“ in einem Boulevardblatt, dessen Impactfactor

dem des „Journal of Dentalmaxillofacial Science“ in nichts nachsteht.

Welche Erfahrungen „die Katze“ mit Ponymilch

gesammelt hat, konnte das Rechercheteam der zm

allerdings nicht herausfinden.

Leichter ist es, Hinweise im antiken Ägypten zu finden,

wo Katzen bekanntermaßen heilige Tiere und ein Sinnbild für die

Göttin Bastet waren – schon Kleopatra VII. badete ja in Eselsmilch.

Obgleich es um die Schönheit des letzten weiblichen Pharaos wohl

nicht so dolle bestellt war. Stellen wir uns lieber Nofretete mit ihren

mandelförmigen Augen vor, die in indonesischer Ponymilch badet –

will man sich der Logik von Verschwörungstheoretikern nähern,

muss man sich schließlich im freien Assoziieren üben.

Jetzt schließt sich der Kreis: Die „Nigerian Tribune“ berichtete Anfang

Mai, die Terminalia chebula, also die indische Mandel, schützt als

alternatives antimikrobielles Mittel Zahnfleisch und Zähne. Angeb-

lich wegen des Ethanolgehalts. Na dann: Wohlsein!

Amüsant oder abseitig? Skurriles

aus der zahnmedizinischen Welt

Vorschau

Themen im nächsten Heft –

zm 12

erscheint am 16. Juni 2017

Zahnversorgung von Senioren in den USA

Die Mängel von Medicare

Heilmittel-Richtlinie Zahnärzte

Jetzt ist die Verordnung eindeutig geregelt.

Foto: Dan Race - Fotolia.com

Foto: leezsnow - sStockPhoto.com

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Zu guter Letzt