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zm

107, Nr. 12, 16.6.2017, (1540)

Just kidding

Wenn einer eine Reise tut, … Na, Sie wissen schon. Und tatsächlich:

Zwei Wochen Griechenland fühlen sich schnell an wie ein Trip in die

1960er-Jahre. Allerorten Menschen, die glücklich ohne Helm- und

Gurtpflicht oder Backenzähne leben.

Am Flughafen angekommen, braucht es keine halbe Stunde, bis der

Shuttleservice Richtung Mietwagen-Abholstation mit quietschenden

Reifen und breitem Grinsen in dritter Reihe hält.

Einen wahrhaft gruseligen Zahnstatus entblößend

stürzt der Fahrer sich ohne Vorwarnung als Kitzel-

monster auf die Touristenkinder, die ihn dafür

sofort lieben. Es folgen Händeschütteln und – HUAARRR (eine

kurze Monsterattacke) – Kofferraumpacken. Mit schlafwandlerischer

Sicherheit gleitet er uns durch den Athener Verkehr und das Verhör

beginnt. „So, where are you from?“ In einem fort lobpreist der

ständig rasselnd lachende Chauffeur in den folgenden Minuten dabei

wahlweise unsere Kinder, unsere Heimatstadt sowie die von uns

geplanten Ausflugsziele mit großer Geste, präsentiert seine Gingiva-

rezession und: nein, nicht Chris Howland und seine versteckte

Kamera, sondern einen tadellosen Mietwagen.

Während die Kilometer und Urlaubstage verstreichen, häufen sich die

Begegnungen mit teil- oder weitestgehend zahnlosen Menschen,

die inmitten der spürbaren Wirtschaftskrise eine kindlich trotzige

Fröhlichkeit verbreiten. Vielleicht ein evolutionsbedingter Vorteil,

der vor der Erfindung der Klimaanlage das Ertragen

der griechischen Augusthitze erst ermöglicht,

denke ich. Oder aber das Erbe der bayerischen

Regentschaft über Hellas im 19. Jahrhundert. Was,

wenn Prinz Otto damals nicht nur eine millionenschwere Soforthilfe

und die späteren Nationalfarben, sondern auch das „mia san mia“

nach Griechenland gebracht hätte? Ich schrecke hoch, als unser

Shuttlefahrer auf demWeg zum Flughafen scharf bremst. „I took only

five days of holiday a year“, berichtet er. „All day on the beach with

the kids. But this year I take one day to visit my dentist.“ Rasselndes

Lachen. „No. Just kidding.“

Kolumne

Amüsant oder abseitig? Skurriles

aus der zahnmedizinischen Welt

Vorschau

Themen im nächsten Heft –

zm 13

erscheint am 1. Juli 2017

Ungleiche Mundgesundheit

Experten benennen Probleme – und Lösungen

„Der nachwachsende Zahn wird Realität!“

Stammzellforscher Jürgen Hescheler im Interview

Foto: cnky photography – Fotolia

Foto: bdiz

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Zu guter Letzt