Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 107, Nr. 18, 16.9.2017, (2084) Die Pulpa des Zahnes besteht aus einem lockeren Bindegewebe, umgeben von einem Hartgewebe, dem Dentin. Eine spezifische Zellart der Pulpa sind die Odontoblasten, die palisadenförmig angeordnet in der äußeren Schicht der Pulpa liegen, in direktem Kon- takt mit dem von ihnen gebildeten Prädentin [30, 85]. Bildung von Primär- und Sekundärdentin Prädentin ist die extrazelluläre Ablagerung einer Typ-I-Kollagen-reichen Matrix, die von den Odontoblasten sezerniert wird. Durch eine anschließende Mineralisation wird diese Matrix zu Dentin. Odontoblasten sind daher sekretorische Zellen mit der Haupt- aufgabe der Dentinbildung [79]. Daneben dienen sie aber auch als sensorische Zellen und Abwehrzellen [69, 70, 101]. Odonto- blasten sind Mesenchymzellen der Neural- leiste und mit Osteoblasten und Fibro- blasten ontogenetisch und funktionell ver- wandte Bindegewebszellen [30, 85]. Iden- tisch zu Myozyten des Herzens und Nerven- zellen [97] sind Odontoblasten terminal hoch spezialisierte, differenzierte, postmitotische Zellen, die während der Lebenszeit eines Individuums nicht ersetzt werden [82, 86]. Charakteristisch für Odontoblasten ist ein zytoplasmatischer Fortsatz der Zellen. Dieser Odontoblastenfortsatz reicht in die Dentin- matrix und sezerniert Dentin-spezifische, nicht-kollagene Proteine, zum Beispiel Gly- koproteine, Proteoglykane und Dentin- phosphoproteine, die für die Mineralisation dieser Matrix verantwortlich sind. Die Odontoblastenfortsätze formen so die Dentintubuli, die für das zirkumpulpale und radikuläre Dentin kennzeichnend sind [81]. Reguläres Dentin zeichnet sich daher durch das Vorhandensein von Dentintubuli aus [91]. Grundsätzlich kann man das Dentin von Säugetieren in primäres, sekundäres und tertiäres unterteilen. Primärdentin ist regu- läres, tubuläres Dentin, das vor dem Zahn- durchbruch entsteht. Sekundärdentin ist ebenfalls ein reguläres Dentin, das lebens- länglich gebildet wird. Tertiärdentin ist ein mehr oder weniger irreguläres Dentin, das lokal als Reaktion auf zum Beispiel Karies oder Kavitätenpräparation entsteht [56, 91]. Daher wird Tertiärdentin auch als Reiz- dentin bezeichnet. Die sekundäre Dentinbildung läuft ins- gesamt langsamer ab als die primäre, da vermutlich nach Zahndurchbruch die Zellaktiviät der Odontoblasten durch Autophagozytose herunterreguliert wird [19]. Ein milder externer Stimulus auf die Odontoblasten führt dann wieder zu einer Hochregulation der Odonto- blastenaktivität und damit zur Tertiär- dentinbildung [88, 91]. Im Gegensatz zu Knochen, der lebenslang gebildet und sich physiologischen Veränderungen anpassen Aus der Grundlagenforschung Dentin- und Hartgewebeneubildung nach Überkappung der Pulpa Till Dammaschke Die Pulpa gilt als Herz und Seele eines jeden Zahnes. Wird sie durch kariöse Defekte, Präparation oder Trauma freigelegt, stellt sich die Frage, wie dieser Hartsubstanz-Defekt „repariert“ werden kann. Der vorliegende Artikel gibt eine grundlegende Übersicht über die Reparaturmechanismen auf zellulärer Ebene, ist aber auch eine klinische Darstellung verschiedener Überkappungsmateralien. Alle Fotos: T. Dammaschke 74 Zahnmedizin

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