Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 107, Nr. 18, 16.9.2017, (2098) Besondere Bedeutung erlangte Bruck 1865 durch seine Erfindungen des Stomatoskops [Bruck, 1865] und des Urethroskops 1867 [Zajaczkowski et al., 2002], die großen Einfluss auf die Entwicklung der Endoskopie hatten. Bruck legte die technischen Grundlagen für die Entwicklung zur modernen Endoskopie: Mit dem Stomatoskop war es möglich, jeden Bereich des Mundes auszuleuchten. Was ihn zu seiner wegweisenden Erfindung trieb, beschreibt Bruck in einem seiner Lehr- bücher: „Nach den Erfolgen, welche mit Hilfe der Optik in der Erkenntnis und Cur der Augen-, Ohren- und Kehlkopf-Krankheiten errungen worden sind, lag der Gedanke wohl nahe, dasselbe Mittel einer besseren Beleuchtung auch für das Gebiet der Mund- und Zahn- Krankheiten zu verwenden“ [Walter, 2003]. Bei der Entwicklung des Stomatoskops konnte sich Bruck auf die Forschungen seines Vaters, Jonas Bruck, zum Thema der Galvanokaustik stützen, mit deren Hilfe er- fand er die Apparatur, die im Mund selbst für Licht sorgte. Dabei kam erstmals ein Platinglühdraht zum Einsatz. Bruck schrieb: „Die Zähne werden mit diesem Apparate vollständig durchleuchtet, sie werden so zu sagen fast mehr als durchscheinend; die gleichzeitige Vergrösserung aber bewirkt, dass man selbst solche Krankheitsspuren in ihnen entdeckt, von denen das Auge vorher auch nicht einmal eine Ahnung gehabt. Ich habe auf diese Weise beginnende Caries er- kannt, wo ich vorher auch nicht einmal ein Pünktchen gesehen hätte“ [Walter, 2003]. Das Stomatoskop fand Anwendung in der Kariesdiagnostik und ermöglichte dem Bres- lauer Zahnmediziner die Erforschung der Pathologie der Karies. Seine Schriften über die Instrumente zur Durchleuchtung der Zähne und der Blase erschienen auch auf Französisch. Am 20. Januar 1866 demons- trierte Bruck an der Pariser Akademie der Wissenschaften den Gebrauch seines Sto- matoskops. Gelehrt wurde anfangs in den eigenen vier Wänden Ab dem Sommersemester 1872 hielt Bruck Vorlesungen zu den Themen „Geschichte der Zahnheilkunde“, „Allgemeine und spe- cielle Pathologie und Therapie der Zahn- theile“ und „Zahnärztliche Poliklinik“ [Walter, 2003]. 1873 eröffnet er in Breslau ein zahn- ärztliches Privatinstitut. Zu Anfang fand der Unterricht in seiner Privatwohnung in der Schweidnitzer Straße Nr. 27 statt [Petermann, 1881]. In der Vierteljahresschrift für Zahn- heilkunde stand im selben Jahr: „Wir halten diese Schule des Herrn Dr. Bruck in Breslau für diejenige, welche den Studierenden die meiste Gelegenheit bietet, sich für die Praxis eine tüchtige Ausbildung zu er- Über den Erfinder des Stomatoskops Und im Mund ward Licht! Dr. Julius Bruck stammt aus einer bedeutenden jüdischen Breslauer Zahnärztedynastie. Er war nicht nur einer der frühen Pioniere der wissenschaftlichen Zahnheilkunde in Deutschland, sondern auch der Erfinder des Stomatoskops und des Urethroscops. Julius Bruck verließ das Gymnasium 1855 als Sekundaner ohne Abitur. Sein Studium absolvierte er von 1855–58 in Breslau, Bonn und Berlin als nicht immatrikulierter Medizin- student. Er belegte Vorlesungen, die sowohl für die zahnmedizinische als auch für die wund- ärztliche Ausbildung Pflicht waren. Im Jahr 1858 erfolgte die Approbation als Zahnarzt. Ab 1859 arbeitet er in der Zahnarztpraxis seines Vaters Jonas Bruck. 1863 wurde Bruck Vorsitzender des Zahnärztlichen Vereins in Breslau. 1866 promovierte Bruck an der Universität Erlangen bei Prof. Johann Georg Friedrich Will mit zwei Schriften: „Das Stomatoscop zur Durchleuchtung der Zähne und ihrer Nach- bartheile durch galvanisches Glühlicht“ und „Die Krankheiten des Zahnfleisches“. 1870 folgte die Approbation als Arzt. Als erster zahnärztlicher Privatdozent an der medizinischen Fakultät der Universität Bres- lau reichte er 1871 die Habilitationsschrift „Beiträge zur Histologie und Pathologie der Zahnpulpa“ ein. Medizinstudent ohne Abi D R . J ULIUS B RUCK Dr. Julius Bruck (1840–1902): Mit dem Stomatoskop erfand er eine Apparatur, die im Mund selbst für Licht sorgte. Dabei kam erstmals ein Platinglühdraht zum Einsatz. Fotos: Wikipedia 88 Praxis

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=