Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 107, Nr. 18, 16.9.2017, (2099) werben“ [Maretzy et al., 1974]. Regelmäßig erschienen nun die Semesterprogramme mit den Vorlesungen über Zahnheilkunde und den praktischen Kursen. Die Anerkennung seines Privatinstituts durch den Staat war allerdings ein schwieriges Unterfangen. Noch im Jahr 1884 wurde die Ablehnung der Verstaatlichung mit zu wenigen Studierenden im Privatinstitut be- gründet. Zwar wurden Brucks lange Ver- dienste in der Lehrtätigkeit anerkannt, aber der Titel eines außerordentlichen Professors ließ noch auf sich warten. Direktor seines Instituts wurde ein anderer Erst im April 1890 erfolgte die Anerkennung seines Instituts durch den Preußischen Staat. Damit war es das zweite staatlich anerkannte zahnärztliche Universitätsinstitut in Deutsch- land. Vor Bruck war dies seinem Berliner Kol- legen Eduard Albrecht (1823–1883) gelungen, 1891 folgte Ludwig Heinrich Hollaender (1833–1897) in Halle. Schmerzlich muss für den nun außerordentlichen Professor Bruck gewesen sein, dass nicht er Direktor wurde, sondern sein Kollege Prof. Carl Partsch (1855–1932) [Anm. d. Red: Partsch wird in einer der kommenden zm-Ausgaben in der Reihe „Wegbereiter der Zahnheilkunde“ be- schrieben], der auch die Leitung der chirur- gischen Abteilung übernahm. Über die Hintergründe, warum Bruck nur die Führung der Prothetischen Abteilung und nicht auch die Position des Direktors über- tragen wurde, lässt sich nur spekulieren. Vielleicht wurde sein fehlendes Abitur als Manko angesehen; oder aber sein jüdischer Glaube verhinderte die Ernennung zum Institutsleiter. Andere jüdische Mediziner entgingen dem Karrierehindernis durch Konversion. Das Institut zog europaweit Studenten nach Breslau und erwarb sich schnell Reputation. Bruck lag besonders auch die Etablierung der Zahnheilkunde als eigener Bereich innerhalb der Medizin und deren Weiterent- wicklung und akademische Anerkennung am Herzen. Ausschlussreich sind folgende Worte eines ehemaligen Studenten: „Die irrige Meinung des grossen Publikums, das unsere Kunst nur auf manuellen Fertigkeiten beruhe, und dass ihr die Wissenschaftlich- keit noch gänzlich abgehe, ist zu einem schwer zu besiegelnden Vorurtheil gewor- den, und die um uns her üppig wuchernde Curpfuscherei trägt das Ihrige bei zur Be- stärkung dieses Vorurtheils. Diesen Irrthum dem neu eintretenden Studenten von An- fang an zu benehmen, ist Bruck‘s Hauptauf- gabe“ [Walter, 2003]. So war es nur konsequent, dass sich Bruck 1869 mit einem Memorandum klar gegen die Kurierfreiheit wandte. Er betonte, dass das Einsetzen künstlicher Zähne eindeutig eine zahnärztliche Behandlung sei und nicht in den Aufgabenbereich von Zahntechnikern/ Dentisten gehöre [Maretzy et al., 1974]. Bruck kämpfte gegen die Kurierfreiheit Vor allem aufgrund von gesundheitlichen Problemen zog sich Bruck ab 1895 aus dem Alltag des Instituts zurück, blieb aber bis zu seinem Tod 1902 Mitglied der Medizinischen Fakultät der Universität Breslau. Er hinterließ eine Reihe zahnmedizinischer Publikationen: 1870 erschien „Die angeborenen und er- worbenen Defekte des Gesichtes, der Kiefer, des harten und weichen Gaumens auf künstlich plastischen Wege geschlossen und für Aerzte, Chirurgen und Zahn-Aerzte dar- gestellt“ sowie seine Promotions- und Habi- litationsschriften und seine Werke zur Endo- skopie. Er wurde auf dem Alten Jüdischen Friedhof in Breslau beigesetzt – aktuell er- strahlt das imposante Grabmal der Familie wieder in neuem Glanz. Kay Lutze, M.A. Historiker und Fachjournalist 89

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