Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23

zm 107, Nr. 23-24, 1.12.2017, (2794) Seit Jahren steigt die Krebsneuerkrankungs- rate kontinuierlich an. Parallel dazu ist ein Rückgang der Krebssterblichkeit zu ver- zeichnen – eine Entwicklung, die eindrucks- voll die Fortschritte der Krebsmedizin demonstriert. So sind bei verschiedenen Tumoren die Heilungsraten deutlich gestie- gen, bei anderen Krebsformen hat sich die Überlebenszeit erheblich verlängert und die Zahl der sogenannten Langzeit- überlebenden nimmt stetig zu. Ist eine Heilung nicht möglich, kann zumindest bei einigen Tumoren ein Übergang in eine chro- nische Erkrankung realisiert werden. Diese Entwicklung dürfte sich durch die Krebsimmuntherapie weiter fortsetzen. Ziel dieser neuen Strategie in der Onkologie ist es, das körpereigene Abwehrsystem wieder in die Lage zu versetzen, entartete Zellen als solche zu erkennen, zu bekämpfen und so den Körper im Kampf gegen den Tumor zu unterstützen. Die Tricks der Tumorzellen Denn Tumorzellen bilden sich Tag für Tag in großer Zahl in unserem Körper. Sie werden normalerweise durch das Immunsystem er- kannt und eliminiert, so dass sich keine Krebsgeschwulst bilden kann. Allerdings gibt es Tumorzellen, die sich dem Immun- system entziehen können. Dies ist nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft über verschiedene Mechanismen möglich: Tumorzellen können sich tarnen, indem sie keine tumortypischen Erkennungs- merkmale mehr auf ihrer Oberfläche zeigen. Sie können außerdem sogar Merkmale exprimieren, die eigentlich für gesunde Gewebe charakteristisch sind. Bösartig veränderte Zellen können das Immunsystem direkt manipulieren oder schwächen. Das Immunsystem kann die Tumorzellen noch als schädigend erkennen, aber nicht mehr angreifen. Über diesen Mechanismus können Tumorzellen die Akti- vität von T-Lymphozyten mindern. Die Zellen können außerdem Botenstoffe bilden, die die Reifung oder die Aktivität von Immunzellen hemmen. Eine andere Mög- lichkeit ist die Mobilisierung regulatorischer T-Zellen, die unerwünschte Immunreaktionen unterdrücken. Krebszellen können außerdem Zellen in ihrer Umgebung dazu nutzen, das Immun- system zu schwächen, indem sie beispiels- weise die Vermehrung unreifer Knochen- markszellen, sogenannter myeloider Sup- pressorzellen, stimulieren, die die Aktivität von T-Zellen reduzieren. Über solche Strategien können sich Krebs- zellen der Immunabwehr entziehen, was aber nicht bedeutet, dass sich Krebs als Folge eines Immundefekts oder einer Immunschwäche ausbildet. Ziel der Krebs- immuntherapie ist, die Tarnung der Krebs- zellen zu durchbrechen, ihnen quasi die Tarnkappe zu entreißen, so dass es ihnen nicht mehr möglich ist, das Immunsystem auszutricksen. Strategien der Enttarnung Checkpoint-Inhibitoren: Eine Möglichkeit, wie Krebszellen sich tarnen, ist sehr gut untersucht und wird bereits therapeutisch genutzt: die Bildung spezifischer Krebs- antigene, die als Signalstoffe Schaltstellen Repetitorium Krebsimmuntherapie Das Immunsystem gegen den Tumor mobil machen Mit der Krebsimmuntherapie vollzieht sich ein deutlicher Fortschritt bei der Behandlung verschiedener Krebserkrankungen. Das Konzept zielt darauf ab, das körpereigene Immunsystem im Kampf gegen den Tumor zu mobilisieren. Es etabliert sich derzeit als fünfte Säule in der Krebstherapie neben der Operation, der Chemo-, der Strahlenbehandlung und der zielgerichteten Therapie. Quelle: Roche Pharma AG / www.wissen-immuntherapie Neues und Bewährtes aus Medizin, Praxis und Forschung. 96 Medizin

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=