Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03

zm 108, Nr. 3, 1.2.2018, (173) der Patienten hatte einen Behandlungsplan. Ein Austausch von Patienteninformationen zwischen dem deutschen und dem auslän- dischen Zahnarzt fand wegen der Notfall- behandlung nicht statt. Die deutschen Zahnärzte boten fast immer eine Nach- untersuchung an. Bei der Finanzierung der Behandlung ver- wiesen die meisten Zahnärzte auf die europäische Krankenversichertenkarte, die Notfälle abdeckt. Manche gaben an, dass Patienten per Rechnung in Vorleistung gehen müssen, um dann die Kosten im Heimatland erstattet zu bekommen. Deutsche im Ausland Die Behandlungsqualität in Deutschland wurde besser bewertet. Und: Den Zahn- ärzten zufolge lagen die von den Patienten wahrgenommenen Unterschiede oft auch in der Verantwortung der Patienten selber, etwa bei mangelnder Zahnhygiene.Die Pa- tienten bevorzugten osteuropäische Länder, besonders die Ukraine, Ungarn und Polen. Zahnprothetik wurde am meisten nachge- fragt. Die Hauptgründe waren meist finan- zieller Art, gefolgt von wohnortnaher Versorgung innerhalb einer Grenzregion. Ausnahmen dafür stellten Patienten mit Migrationshintergrund, vor allem türkisch- stämmige Patienten, dar. Neben finanziellen Gründen spielten hier vor allem persönliche Gründe eine Rolle: die Vertrautheit mit Abläufen in der Heimat und die Kopplung mit einem Familienbesuch. Die Behandlungsqualität im Ausland wurde von den meisten Zahnärzten als schlechter eingeschätzt. So hätten Patienten Prothesen erhalten, die in Deutschland nicht zugelassen sind. In manchen Fällen habe die Arbeit er- neut gemacht werden müssen (Gründe: Schmerzen, mangelhafte Qualität, funktio- nelle Einschränkungen). Ergebnis Die Befragung zeigt, dass sich der Dental- tourismus in den vergangenen fünf bis zehn Jahren nicht wesentlich gesteigert hat. Die Zahl der Patienten, die für eine Zahn- behandlung ins Ausland gehen oder nach Deutschland kommen, ist sehr klein. Der Einfluss grenzüberschreitender zahnärztlicher Versorgung auf das deutsche Gesundheits- wesen wird mehrheitlich als marginal einge- schätzt. Die hochwertige Dienstleistungs- qualität in Deutschland wurde dabei als „Pull-Faktor“ für die grenzüberschreitende Versorgung genannt. Patienten, die im Ausland behandelt wur- den, kämen häufig eben erst dann, wenn eine Nachuntersuchung erforderlich ist. Insgesamt sehen die befragten Zahnärzte einen Regulierungsbedarf in Bezug auf die Kontinuität der Behandlung. Das schließt auch rechtliche Aspekte der grenzüber- schreitenden Versorgung mit ein. ck/pr Verena Struckmann, Uta Augustin, Dimitra Panteli, Reinhard Busse: „Erfahrungen deutscher Zahnärzte mit grenzüberschreitender zahnärztlicher Versorgung“, Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, 2017; 72 (6), S. 453–460. Für die Stichprobe wurden praktizie- rende Zahnärzte im gesamten Bundes- gebiet mit Erfahrung in grenzüberschrei- tender Versorgung ausgewählt. Nach dem Zufallsprinzip wurden davon 600 Zahnärzte identifiziert. Hinzu kamen wei- tere Zahnärzte, die durch Fachmedien (Newsletter der zm und des FVDZ) ge- wonnen wurden. Gewählt wurde ein qualitatives Studiendesign mit semi-strukturierten Interviews. Es erfolgten zehn Telefon- interviews, die 20 bis 50 Minuten dauer- ten und im Januar und Februar 2013 durchgeführt wurden. In allen Praxen machten GKV-Patien- ten die Mehrheit aus. Als Herkunftsländer der ausländischen Patienten nannten die Zahnärzte: Italien, Großbritannien, die Niederlande, die Ukraine, die Tsche- chische Republik, Frankreich, die USA, Belgien, Schweden, Spanien, Österreich, Slowenien, die Türkei und Osteuropa all- gemein. Über Kommunikationsprobleme mit den Patienten berichteten die Zahn- ärzte nicht, die Mehrzahl der Patienten sprach deutsch oder englisch. Zur Methode ! " #$% "

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