Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06

zm 108, Nr. 6, 16.3.2018, (601) ersten Tag kamen bereits 250 Patienten aus allen Richtungen mit Auto, Moped oder Pferd vorbei. Da einer der Zahnärzte aus unserem Team bereits das zweite Mal mit DWLF in der Mongolei dabei war, konnten wir von seinen Erfahrungen profitieren und vergaben Nummernzettel an die Patienten, so dass wir etwa 60 bis 70 Patienten am Tag behandeln konnten, schließlich sollten die Kräfte ja bis zum Ende der Einsätze halten. Pünktlich um 9 Uhr fing es an, der Feier- abend variierte zwischen 17 und 18 Uhr. Wenigstens auch ein paar Fissurenversiegelungen Da Cola und Gummibärchen bis in den hin- tersten Winkel der Mongolei Einzug gehal- ten haben, aber die Aufklärung darüber, was diese kohlenhydrathaltigen Nahrungsmittel verursachen, fehlt, mussten wir größtenteils hoffnungslos zerstörte Zähne extrahieren, besonders bedauernswert bei den Kleinsten, deren Milchzähne bereits tief kariös zerstört waren. Wir konnten aber auch Füllungsthe- rapien und ein paar Fissurenversiegelungen bei den jungen Patienten durchführen. Die Aufklärungsarbeit über Zuckerkonsum und regelmäßiges Zähneputzenfühlte sich sehr ungenügend an. Lieber wäre ich in eine Schule oder in einen Kindergarten gegangen und hätte den Kindern dort erklärt, worauf sie bei ihrer Ernährung achten sollen, so wie dies bei uns in Deutschland umgesetzt wird. Zukünftig ist das Sinnvollste, hier an der Prä- vention zu arbeiten. Die zweite Woche verbrachten wir in einem moderneren, größeren Sum namens Bayan. Im Krankenhaus gibt es sanitäre Anlagen, also fließendes Wasser und eine saubere Toi- lette, was nach einer Woche baden im Fluss und Außentoilette wie purer Luxus wirkte. Von den Behandlungen her gab es auch hier überwiegend Extraktionen und Füllungen. Nach einem Behandlungstag bekamen wir einen Eindruck von der mongolischen Kultur durch Ausflüge in die Natur und in Museen, aber vor allem durch private Einladungen von Nomadenfamilien, Gesangs- und Tanzabende. Auf einer Familienfeier konnten wir sogar beim traditionellem Volksfest „Naadam“ mit Pferderennen, Bogenschießen und Ringen dabei sein. Mitten in der Steppe wurden da- für mehrere große Jurten aufgestellt. In jeder befanden sich Familienclans, die sich – und auch uns – mit reichlich Essen und Alkohol empfingen. Alle waren bunt in ihren schöns- ten Trachten, den Deels, gekleidet. Kinder ab dem vierten Lebensjahr galop- pierten auf ihren Pferden herum und beein- druckten uns mit dieser selbstverständlichen Bindung zwischen Tier und Mensch. Durch solche Festlichkeiten ist es den Nomaden überhaupt erst möglich, Kontakte aufleben zu lassen oder potenzielle Ehepartner kennen- zulernen. Uns wurde durch solche Gelegen- heiten ein unverfälschter Einblick fernab der Tourismusbranche ermöglicht. In der letzten Woche machten wir dann Ausflüge in ver- schiedene schöne Regionen, darunter auch einen in die Hauptstadt Ulan-Bator. Abende mit Trachtentanz, Bogenschießen und Ringen An neun Behandlungstagen kam unser Team auf 550 Check-ups, 370 Extraktionen, 360 Füllungen, 70 Fissurenversiegelungen und 40 Zahnsteinentfernungen. Es war eine auf- regende, aber auch kräftezehrende Zeit. Wer auf Abenteuer und einen „nicht normalen Urlaub“ steht, dem lege ich die Zusammen- arbeit mit Organisationen wie Zahnärzte ohne Grenzen sehr ans Herz. Es lohnt sich! Für mich war prägend, meine Wurzeln und Muttersprache nach so langer Zeit neu zu entdecken und als angehende Zahnärztin durch mein Wirken etwas Positives beitragen zu können. Hier ist mir bewusst geworden, dass jeder von uns durch seine Fähigkeiten etwas geben kann und dies durch dankbare Gesten und unbezahlbare Momente tausend- fach zurückbekommt. Ich freue mich schon auf den nächsten Hilfseinsatz. Jargalmaa Kleister studiert im 9. Semester Zahnmedizin an der Universität Greifswald. Flex ibler Arbe itsbereich mi t tr ag bare r Einheit, Sa ug er , Kl ap pstuhl von DWL F und selbst mitgebra chten Mate- rialien/In st rume nten . Zwischen Globalisierung und Tradition: links ein Kiosk mit Süßwaren- und Softdrinkauslage, rechts Ringkampf beim Volksfest „Naadam“ 97

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