Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 07

zm 108, Nr. 7, 1.4.2018, (650) Der Auftrag kam von ganz oben: Bundes- gesundheitsminister Hermann Gröhe hatte im Sommer 2017 eine Allianz für Gesund- heitskompetenz gegründet, an der 15 Kör- perschaften und Verbände – darunter auch BZÄK und KZBV – mit eigenen Projekten be- teiligt sind. Das Ziel: ein nationales Gesund- heitsportal zu betreiben, das für die Bürger zum zentralen deutschen Internetangebot für Informationen rund um Fragen zur Gesundheit werden soll. Es soll einen wich- tigen Beitrag zur Steigerung der Gesund- heitskompetenz in der Bevölkerung leisten. Dabei sollen sich – so die BMG-Vorgabe – an Evidenz orientierte Anbieter von Informa- tionen zu Gesundheitsfragen freiwillig und unter Beibehaltung ihrer Eigenständigkeit auf gemeinsame Qualitätsstandards einigen und als Content-Partner ihre Inhalte auf einer kooperativen Plattform einbringen. Das Projekt hat für die Gesundheitspolitik eine hohe Relevanz. Das zeigt sich darin, dass es sowohl ins Wahlprogramm der CDU als auch in den Koalitionsvertrag der GroKo aufgenommen wurde. Informationen suchen und verknüpfen Das IQWiG hat, nachdem es fast 100 Institu- tionen im Gesundheitswesen befragt hatte, jetzt seinen Konzeptentwurf vorgelegt. Da- nach soll das Portal stufenweise auf- und ausgebaut werden (Kasten). Als erste Stufe ist eine Suchmaschine geplant, die aus- schließlich die Inhalte akkreditierter Con- tent-Partner erfasst und den Nutzern ent- sprechende Trefferlisten liefert. Die Treffer sollen anfangs auf die externen Angebote der Partner verweisen. Die Suchmaschine soll danach schrittweise ergänzt werden durch inhaltliche Module. Letztlich soll das Portal dann selbst Informationen zur Ver- fügung stellen und die Inhalte der Module miteinander verknüpfen. Begleitend dazu gibt es eine wissenschaftliche Evaluation. Bis zum 19. März waren die Verbände aufgefor- dert, dazu Stellung zu beziehen. Stellungnahmen: konstruktiv und kritisch BZÄK und KZBV haben den Konzeptentwurf des IQWiG in ihren Stellungnahmen sorgfäl- tig analysiert. Als ausdrücklich positiv sehen beide Organisationen Stufe eins des Projekts an: die Suchmaschine, die auf die Inhalte der Content-Partner verweist. Wesentliche Inhalte und die fachliche Expertise der Allianz-Partner seien vorhanden, somit sei der Aufbau eines kooperativen Portals ge- nerell möglich. Das trage der Informations- hoheit der Allianz-Partner Rechnung. Es gebe bereits eine große Anzahl von zahnärzt- lichen Informationen, betonen die beiden Organisationen. Besonders die Qualität und Aktualität der zahnmedizinischen Inhalte sei hervorzuheben. Kritisch wird es nach Meinung der Zahn- ärzteschaft bei den geplanten Modulen 3 IQWiG-Konzeptentwurf zum Nationalen Gesundheitsportal Kooperation muss Vorrang haben Die Politik will ein zentrales Internetportal einrichten, das allen Bürgern Wissen zur Gesundheit vermitteln soll. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat jetzt im Auftrag des Bundesgesundheits- ministeriums seinen Konzeptentwurf vorgelegt. BZÄK und KZBV sehen die Platt- form zur Bündelung von Informationen grundsätzlich positiv. Doch sie warnen: Ein Monopol des Portalbetreibers darf es nicht geben. Prof. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der BZÄK: „Die BZÄK begrüßt die grund- sätzliche Bereitschaft vieler Kooperations- partner und die Empfehlung für den Start des Portals. Die Zahnärzteschaft ist in Bezug auf die Beratungsangebot und die Dokumentation der Ergebnisse gut auf- gestellt. Kritisch sehen wir allerdings die hohen Anforderungen an ein Methoden- papier, an Kontrollmechanismen sowie die monopolistische Entscheidungshoheit des Portalbetreibers. Damit fehlt die not- wendige Nähe zum Versorgungsalltag. Doch gerade dieses Erfahrungswissen ist für eine patientennahe Kommunikation von Bedeutung. Außerdem befürchten wir, dass dass sich mit diesen Hürden die Zahl der Content-Partner deutlich reduzieren wird.“ Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vor- stands der KZBV: „Die KZBV wird den Weg hin zu einem nationalen Gesund- heitsportal konstruktiv begleiten. Wir werden alle Vorschläge unterstützen, die die Mundgesundheitskompetenz unserer Patienten stärken. Kritisch hingegen sehen wir Entwicklungen hin zu einem Informa- tionsmonopol, wenn ein Portal-Träger selbst die Hoheit über die Inhalte über- nehmen will. Die bereits vorliegenden In- formationen sollten vielmehr gebündelt werden, um Synergieeffekte zu nutzen. Das Portal muss in seiner Ausgestaltung den im Gesundheitswesen bestehenden Pluralismus widerspiegeln. Deshalb muss die Allianz für Gesundheitskompetenz in die Beratungsgremien eng eingebunden werden.“ Statements von BZÄK und KZBV Foto: IQWiG 18 Politik

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