Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 07

zm 108, Nr. 7, 1.4.2018, (649) dann erneut, bevor er die Behandlung beginnt. Wir rechnen also mit Doppelarbeit und mehr Kosten – nicht mit einer Kostenersparnis. Also würde es dann in Holland auch nicht zwei Vergütungs- systeme geben – eines für die DH und eines für den Zahnarzt? Und für den Patienten wäre es auch nicht billiger? Genau! Das steht nicht zur Diskussion! Und was hinzukommt: Wir wissen aus Untersuchungen, dass Patienten bei Füllungstherapien lieber zum Zahnarzt gehen als zur DH. Die Versicherungen lehnen die Pläne der Regierung ebenfalls ab. Und auch die DHs selber wollen lieber unter der Aufsicht eines Zahnarztes arbeiten. Wie kam es denn dazu, dass das Berufsbild der DH in den Niederlanden eine solche Bedeutung erlangt hat? Was sind die Hintergründe? Wir haben in Holland inzwischen viel zu wenig Zahnärzte. In den 1980er-Jahren gab es noch zu viele. Deshalb wurden einige Universi- täten geschlossen und viele Zahnärzte gingen nach Deutschland oder Norditalien, weil sie hier keine Arbeit fanden. Hinzu kommt: Die damals ausgebildeten Zahnärzte, die im Land ge- blieben sind, sind inzwischen um die 65 Jahre alt und gehen jetzt in Pension. Es folgen aber nicht genügend von den Universitäten nach. Ein Beispiel: 2016 arbeiteten bei uns 203 neue Zahnärzte mit einem holländischen Diplom und 260 mit einem Diplom aus dem Ausland. Die meisten davon sind junge Menschen aus Spanien und Portugal. In den 1980er-Jahren gab es nur wenig DHs, heute sind es – geschätzt – 3.500. Die sollen den Mangel an Zahnärzten kompensieren. Ein Problem der zahnärztlichen Versorgung heute ist auch, dass nicht alle Zahnärzte in Vollzeit arbeiten wollen. Der Wunsch nach Teilzeit- arbeit und nach einer besseren Work-Life-Balance ist groß. Noch arbeiten die meisten in freier Niederlassung in eigener Praxis, aber größere Klinikketten locken die jungen Menschen zunehmend mit attraktiven Arbeitszeitmodellen in Teilzeit. Welche Auswirkungen haben die Pläne der Regierung auf andere Länder in Europa – gibt es eine Sogwirkung? Die Pläne könnten diejenigen europäischen Länder beeinflussen, die von der Überlegung ausgehen, dass eine zahnärztliche Versorgung durch DHs mit weniger Kosten verbunden ist. Dass dies ein Trug- schluss ist, habe ich ja schon erwähnt. Wir in Holland sind der Meinung, dass diese Entwicklung aber nicht so schnell erfolgen wird. Was kann die KNMT gegen die Pläne unternehmen? Wir von der KNMT lehnen diese Pläne ab! Wir halten sie nicht für kosteneffizient, sondern sie machen die Versorgung teurer. Sie sind auch nicht patientengerecht. Wir setzen vielmehr auf das Team. Zahnärztliche Behandlung ist Teamwork: Zahnärzte im Team mit der DH unter einem Dach! Neun von zehn Zahnärzten sind mit den Plä- nen der Regierung nicht einverstanden. Auch die Universitäten, die Patienten und die Vertreter der DHs stellen sich dagegen. Und: Es gibt einfach nicht genug zu tun für eine DH, die selbstständig arbeitet. ? ? ? ? 17

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