Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 07

zm 108, Nr. 7, 1.4.2018, (674) Foto: zm-mg Zwei neue Studien assoziieren eine Triclosan- exposition mit einer veränderten männlichen Fertilität: Die Untersuchung eines polnischen Teams vom „Nofer Institute of Occupational Medicine“ in Lodz untersuchte dazu die Konzentrationen des Biozids im Urin bei 315 Probanden unter 45 Jahren mit normaler Spermienkonzentration. Dabei wurde Tri- closan in 84 Prozent aller Urinproben nach- gewiesen – sowie eine positive Assoziation zwischen den Harnkonzentrationen von Tri- closan und dem Prozentsatz von Spermien mit abnormer Morphologie. „Wir beobachteten“, schreiben die Wissen- schaftler, „dass die Triclosanexposition den Anteil von Spermien mit anomaler Morpho- logie erhöhen kann.“ Diese Befunde liefern demnach einen ersten Hinweis auf mögliche negative Auswirkungen der Triclosan- exposition auf die männliche Fertilität. Die Ergebnisse stützten die Hypothese, dass endokrine Disruptoren wichtige Faktoren für die sinkende männliche Samenqualität sind, müssten jedoch in zukünftigen Studien bestätigt werden. Das BfR sieht „keinen Beweis“ Eine US-Studie am „National Institutes of Health“ konnte dies anhand der Urin- und Spermaproben von 501 Probanden nicht bestätigen, wies aber nach, dass verschiedene antimikrobielle Wirkstoffe als endokrine Disruptoren wirken. Im Fall von Triclosan wurde die Konzentration mit einer erhöhten Studien zu Zahnpasta-Inhaltsstoff Neuer Verdacht gegen Triclosan Triclosan, wie es in der Kosmetik und in mindestens einer Zahnpasta eingesetzt wird, mindert die Qualität und die Anzahl von Spermien. So lauten die Ergebnisse zweier bislang unbestätigter Studien. Spermienanzahl assoziiert. Ganz neu ist der Vorwurf nicht: Bereits 2014 machte eine deutsch-dänische Forschergruppe des „Center of Advanced European Studies and Research“ die Wirkung des Stoffes auf die Funktion menschlicher Spermien poten- ziell mitverantwortlich für Fruchtbarkeits- störungen. Für das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist die Sache hingegen eindeutig: Die neuesten Studienergebnisse illustrierten, „dass eine Assoziation einen Hinweis auf mögliche Zusammenhänge geben kann, aber keinen wissenschaftlichen Beweis liefert“. Man werde die Studienlage auf diesem Ge- biet aber „weiterhin im Auge behalten“. Bereits 2009 hatte das wissenschaftliche Ex- perten-Komitee der EU-Kommission (SCCP) eine Vielzahl von OECD-konformen Studien zur Entwicklungstoxizität und Teratogenität von Triclosan evaluiert und bewertet. Fazit war, dass keine Hinweise gefunden wurden, wonach Triclosan teratogen oder reproduk- tionstoxisch wirkt. Trotzdem hatte das BfR noch im selben Jahr empfohlen, Triclosan auf den medizinischen Bereich zu beschränken. Grund dafür ist, dass Triclosan aufgrund seiner antibakteriellen Eigenschaften zur Resistenzbildung beitragen kann. Trotzdem darf die Chemikalie bis zu einer Maximal- konzentration von 0,3 Prozent in Kosmetika eingesetzt werden. CP Gaba: „Positiv für die Zahngesundheit“ Ein Abgleich mit der Rezepturdatenbank einer Apotheke und Rückfragen bei den Herstellern GlaxoSmithKline, Unilever, Hen- kel und CP Gaba ergaben, dass Triclosan aktuell nur in der Zahnpasta „Colgate Total“ (CP Gaba) enthalten ist. Auf Anfrage teilte das Unternehmen mit, die Bewertung der erwähnten Studien laufe noch, man sei jedoch davon überzeugt, dass Triclosan in Zahnpasten „sehr positive Auswirkungen auf die Zahngesundheit“ habe. „In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass Zahnpasten mit Triclosan und Copolymer zu einer deutlichen Reduktion von Plaque und Gingivitis führen, die Neu- bildung von Zahnstein um bis zu etwa 50 Auf der Liste der Inhaltsstoffe taucht Triclosan mittlerweile nur noch bei der Zahnpasta „Colgate Total“ auf. Hersteller CP Gaba lobt dessen „sehr positive Auswirkungen auf die Zahngesundheit“, während neue Studien Wechselwirkungen des Stoffes kritisch beleuchten. 42 Medizin

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