Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 07

zm 108, Nr. 7, 1.4.2018, (722) Den Wandel in der Implantologie verkörpert niemand besser als der „Augmentations- papst“ Prof. Dr. Dr. Rolf Ewers aus Wien, heute ein Verfechter von kurzen und ultra- kurzen Implantaten. „Kurze und ultrakurze Implantate erlauben patientenorientierte Behandlungsoptionen ohne umfangreiche Augmentationen und damit ohne lange, die Patienten belastende Regenerations- phasen“, sagte Ewers. Dr. Alexandros Manolakis aus Thessaloniki schwört auf eine digitale Diagnostik und Therapie, um die patientenindividuellen Wünsche und Bedürfnisse vorhersagbar zu erfüllen. Er zeigte aus dem Praxisalltag, wie er mittels digitaler Verfahren eine präzise Diagnostik, eine prothetisch-orientierte Behandlungsplanung und eine genaue Um- setzung der Implantatposition während des chirurgischen Eingriffs ermöglicht. Wenig verwunderlich muten Ergebnisse einer Studie der Universität Köln zur Lebens- qualität in Sachen Mundgesundheit an, die Prof. Dr. Hans-Joachim Nickenig vorstellte: Implantate sind demzufolge die beste Wahl für Zahnersatz, insbesondere bei Patienten mit teilbezahntem Kiefer. Wenn das Knochenwachstum bei Kindern und Jugendlichen noch nicht abgeschlossen ist, stellt die Implantattherapie laut Dr. Karl-Ludwig Ackermann aus Filderstadt eine Herausforderung dar. Die schwierigste Auf- gabe sei dabei die Versorgung mit einem Einzelimplantat in der ästhetischen Zone in Ober- oder Unterkiefer. Grundlage einer naturidentischen Rehabilitation ist für den erfahrenen Implantologen die drei- dimensionale Therapie von Hart- und Weichgewebe sowie die geometrische Raumorientierung. Eine kürzere Regeneration und keine Sofortbelastung Interessant ist der Ansatz von Prof. Dr. Matthias Kern aus Kiel. Der Anhänger des mittigen Unterkiefer-Einzelzahnimplantats zeigte anhand von ausgewählten Fällen Patientenorientierte Versorgungskonzepte Implantattherapie im Wandel In der Implantologie sind Planung und Therapie wegen neuer Technologien und neuer Behandlungsansätze einem ständigen Wandel unterworfen. Eine besondere Rolle spielen digitale Verfahren und kurze Implantate als Alternative zur auf- wendigen Augmentation. Auf dem 13. Experten-Symposium in Köln stellte der Bundesverband der implantologisch tätigen Zahnärzte in Europa (BDIZ EDI) patientenorientierte Versorgungskonzepte in den Blickpunkt. Was kann heute in der Diagnostik und Therapie der Implantatbehand- lung digital umgesetzt werden und was ist weiterhin analog zu leisten? Dr. Alexandros Manolakis: Die moderne Technologie erlaubt uns, kleinere Defekte „voll-digital” versorgen zu können. Man kann also ein Einzelimplantat mit hoher Präzision navigiert setzen und mit einer Vollkeramik-Krone versorgen, ohne eine konventionelle Abformung oder ein Meis- termodell aus Gips fertigen zu müssen. Je größer der Defekt ist, desto mehr Schritte der Behandlung müssen heute noch ana- log erfolgen. Dennoch ist die digitale Behandlungsplanung ein wesentlicher Schritt, der die Vorhersagbarkeit der Behandlung erhöht. Das kann nur digital erfolgen, mithilfe spezieller Software. Sie arbeiten in Ihrer Praxis mit digital gefertigten Bohrschablonen. Was ist der Vorteil zu „Freihand“, gibt es auch Nachteile? Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Studien, die ganz klar eine höhere Präzision in der Positionierung der navigiert gesetzten Implantate im Vergleich zu Freihand- gesetzten Implantaten aufweisen. Denn das birgt eine geringere Gefahr der Ver- letzung anatomischer Strukturen und sorgt auch für eine bessere Ästhetik der End- versorgung. Nur in seltenen Situationen, wenn die Mundöffnung des Patienten eingeschränkt ist, können die längeren Bohrer für die navigierte Implantat-Bett-Präparation nicht verwendet werden. Wie sehen Sie die Zukunft in der „digitalen“ Implantattherapie? Ich stelle mir in der Zukunft Tech- nologien vor, die noch effektiver miteinander integrierbar sind. Das bedeutet, noch genauere Resultate und gleichzeitig eine höhere Benutzerfreundlichkeit. ? ? ? Digital versus analog NACHGEFRAGT Dr. Alexandros Manolakis, Thessaloniki/Griechenland, hat an der Albert-Ludwigs- Universität in Freiburg/Brsg. 2002 sein Zahnmedizinstudium abgeschlossen. Die Dissertation erfolgte 2003 an der Georg-August-Universität in Göttingen. Er war bis 2004 Gastarzt an der Sektion Parodontologie der Abteilung Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universitätsklinik Freiburg. Seit 2006 führt er zusammen mit seinem Bruder Kleanthis Manolakis eine Praxis mit Schwerpunkt Implantologie in Thessaloniki. Sein Spezialgebiet ist der Einsatz von CAD/CAM-Technologie in der Implantologie, in der Chirurgie (navigierte Implantologie) wie auch in der Prothetik (CAD/CAM-Restaurationen). Er ist Mitglied in diversen Europäischen Fachgesellschaften. Foto: privat 90 Zahnmedizin

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