Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 07

zm 108, Nr. 7, 1.4.2018, (723) nach sechs Jahren eine signifikante Verbes- serung der Lebensqualität älterer Patienten auf – sofern auf die Sofortbelastung des Retentionselements verzichtet wurde. Ist die Implantatzahl abhängig von der Augmentationstechnik? Diese Frage lässt sich aufgrund fehlender Datenlage nicht beantworten. Das zumindest musste Prof. Dr. Dr. Ralf Smeets aus Hamburg-Eppendorf in seinem Vortrag zugeben. Eine umfassende Literaturrecherche zur Frage, ob die Implantatanzahl von der Augmentationstechnik abhängig ist, hatte Dr. Stefan Reinhardt aus Münster betrieben und anhand der Sichtung diverser Studien festgestellt, dass es wenig Untersuchungen zum All-on-4-Konzept gibt. Jüngere Studien legen indes nahe, dass vier Implantate – festsitzend oder herausnehmbar – im zahnlosen Unterkiefer und vier bis sechs Implantate im zahnlosen Oberkiefer bei der Versorgung von zirkulären Brücken ausreichend sind. Was bestimmt die Implantatanzahl: Anato- mie oder Versorgungskonzept? Mit dieser Fragestellung beschäftigte sich Dr. Paul Weigl aus Frankfurt am Main. Die optimale Anzahl von Implantaten hänge einerseits stark davon ab, bis zu welchem Grad man die Patientenwünsche erfüllen will, anderer- seits vom residualen Knochenangebot. Ziel sei, daraus einen Algorithmus zur Berechnung der für den Patienten optimalen Anzahl von Implantaten abzuleiten. PD Dr. Jörg Neugebauer aus Landsberg be- leuchtete die prothetische Versorgung auf Implantaten zur Rehabilitation stark redu- zierter Zahnsysteme. Bei der konventionellen Herstellung könne es zu Passungenauigkeiten Ist die Implantattherapie ohne CAD/ CAM heute noch sinnvoll? PD Dr. Jörg Neugebauer: Der Einsatz von CAD/CAM-Technologien ist heute in jeder Zahnarztpraxis möglich, da die Abdruck- nahme gerade für große Arbeiten am besten immer noch konventionell erstellt werden sollte und die Computertechno- logie dann im dezentralen Labor oder im zentralen Fertigungszentrum genutzt wird. CAD/CAM erlaubt eine digitale Konstruk- tion des Zahnersatzes, was aber eine hohe digitale Technologiekompetenz des Zahntechnikers oder Softwarebedieners erfordert. Auf der anderen Seite kann auch mit konventionellen Methoden ein lang- zeitstabiler Zahnersatz gefertigt werden. Sind Kenntnisse und Erfahrungen in der digitalen Konstruktion vorhanden, können Gerüste weniger fehleranfällig und kosten- günstiger erstellt werden. Sie haben in Ihrem Vortrag von einem hohen Fertigungsgrad gesprochen. Was kann CAD/CAM heute leisten? Im konventionellen Arbeitsablauf sind zahlreiche Behandlungsschritte notwen- dig, um zum Beispiel ein Verziehen oder eine Schrumpfungsabweichung nach dem Gießen von Metall oder dem Fräsen und Brennen von Keramik auszugleichen. Hier entstehen weitere Fügespalten und Kle- bungen, die Ursachen für mittel- oder langfristige Komplikationen sein können. Wird das Gerüst aus einem Rohling gefräst und muss nicht mehr nachgearbeitet wer- den, besteht dieses Risiko nicht mehr. Was wünschen Sie sich als Behandler an Möglichkeiten in der künftigen Implantattherapie, wo läuft es noch nicht reibungslos? In der täglichen Praxis ist sicherlich das größte Problem – gerade bei den jetzt neu vorgestellten angulierten, mittels CAD/CAM hergestellten Schraubkanälen, dass man immer den richtigen Schrauben- dreher braucht. Sobald CAD/CAM-Supra- strukturen auf Implantaten von Herstellern eines anderen Anbieters versorgt werden, wird es unübersichtlich und die Nutzung von falschen Anschlussgeometrien kann zu einer Beschädigung der Schraube führen. Im schlimmsten Fall muss die ge- samte Konstruktion erneuert werden . ? ? ? CAD/CAM-Technologien NACHGEFRAGT Jörg Neugebauer hat in Heidelberg Zahnmedizin studiert, war mehrere Jahre in der Dentalindustrie tätig, zuletzt Leiter R&D-Implantologie. Nach seiner Weiterbildung zum Fachzahnarzt für Oralchirurgie arbeitete er als Oberarzt an der Interdiszipli- nären Poliklinik für Orale Chirurgie und Implantologie der Universität zu Köln. Habilitation 2009, seit August 2010 (neben der weiteren Lehr- und Forschungs- tätigkeit an der Universität Köln) niedergelassen in der Praxis für Zahnheilkunde Dres. Bayer, Kistler, Elbertzhagen, Neugebauer und Kollegen in Landsberg am Lech. Er ist Mitglied des Board of Directors, Academy of Osseointegration, USA. Das 13. Experten-Symposium des BDIZ EDI in Köln Foto: BDIZ EDI/Wuttke Foto: privat 91

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