Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 108, Nr. 9, 1.5.2018, (986) Härle beschrieb in jenem Beitrag für die DZZ, wie die „Deutsche Gesellschaft für Stomatologie“ 1932 unter den Chirurgen Georg Axhausen (Abbildung 1), Berlin, als erstem Vorsitzenden, Wolfgang Rosenthal, Berlin und Leipzig [Gabka, 1971], und dem Zahnarzt Christian Bruhn, Düsseldorf, gegründet wurde. Mitglied konnte damals „jeder Chirurg oder Zahnarzt werden, der sich auf dem Gebiet der Zahn-, Mund- und Kieferchirurgie wissenschaftlich oder prak- tisch bewährt hat“ – eine integrierende Formulierung, die auch heute noch – für die AGKi – Bestand hat. Die Kollegen hatten aus den Erfahrungen mit den Kieferverletzten in den Lazaretten des Ersten Weltkriegs [Sigron, 2011] die Bedeutung der Zusam- menarbeit von Ärzten und Zahnärzten er- kannt, was in der Konsequenz 1924 zur Doppelapprobation und zur dreijährigen Ausbildung des Facharztes für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten führte. Ax- hausen musste damals noch Zahnmedizin in Halle nachstudieren, denn die Berliner Fakultät verlangte 1928 als Voraussetzung seiner Berufung als Leiter der chirurgischen Abteilung am zahnärztlichen Institut die zahnärztliche Approbation. Die Tagungen der Arbeitsgemeinschaft gehören für mich zu dem wissenschaftlich Fruchtbarsten und die Diskussionen zum Besten. Prof. Franz Härle, 1. Vorsitzender (1985–89) und Ehrenmitglied der Arbeitsgemeinschaft Kieferchirurgie (AGKi) 1989 in einem Zeitschriftenbeitrag in der DZZ zur Geschichte der AGKi [Härle, 1989] Abbildung 1: Prof. Dr. med. Georg Axhausen (* 24. März 1877 in Landsberg an der Warthe; † 19. Januar 1960 in Berlin) war Chirurg, Zahnarzt, Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten und Begründer der 3. Deutschen Kieferklinik an der Charité in Berlin. 1902 wurde er an der Friedrich-Wilhelms- Universität zu Berlin zum Dr. med. promoviert. Nach einer Station an der Christian-Albrechts- Universität zu Kiel war er ab 1908 an der Chirur- gischen Klinik der Charité tätig. Er ist Ehrenmitglied der DGZMK und seit 1952 Ehrenvorsitzender der AGKi. Das Gemälde hängt heute im Konferenz- raum der Klinik für MKG- Chirurgie in Kiel (Dir.: Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang). Foto: Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Michael Arnaudow 90 Gesellschaft Die Geschichte der AG Kieferchirurgie Aus den Kriegslazaretten nach Bad Homburg Kurz nach ihrer Gründung verlor die „Deutsche Gesellschaft für Stomatologie“ ihre rechtliche Eigenständigkeit. Im Rahmen der politischen Umwälzungen wurde 1933 der „Centralverein Deutscher Zahnärzte von 1859“ in die dem Reichszahnärzteführer unterstellte „Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde“ (DGZMK) um- gewandelt. Diese erhob im Rahmen der damaligen Gleichschaltung einen General- vertretungsanspruch für die Zahnheilkunde. Die „Deutsche Gesellschaft für Stomatologie“ entsprach nicht mehr den Zielen der Dach- gesellschaft, so dass eine Eingliederung in den Dachverband und eine Umbenennung in „Arbeitsgemeinschaft für Zahn-, Mund- und Kieferchirurgie innerhalb der DGZMK“ erfolgte, dem heutigen Namen schon recht ähnlich. 1935 bestanden – entsprechend den zahnärztlichen Grundlagendisziplinen – sechs solche untergeordneten Arbeits- gemeinschaften in der DGZMK (Zahn-, Mund- und Kieferchirurgie, Kieferorthopädie, Anatomie und Pathologie, Parodontose- forschung, Prothetik und Werkstoffkunde, Zahnerhaltungskunde) [Groß u. Schäfer, 2009]. Zwischen ärztlicher und zahnärztlicher Chirurgie Die Chirurgie des Mundraums ist spätestens seit der Zeit der fahrenden Wundärzte und Bader ein Ursprung der Zahnheilkunde, die sich in der Grundversorgung damals wohl hauptsächlich auf die chirurgische Behand- lung von Entzündungen und Zahnextraktio- nen beschränken musste. Nachdem die Ausbildung zur allgemeinen Chirurgie in vielen Ländern bereits im 19. Jahrhundert – mindestens ein Jahrhundert vor der Zahnheil- kunde – akademisiert worden war, ergab sich eine Trennung zwischen einer zahnärztlichen Chirurgie und der ärztlichen Chirurgie in Mund, Kiefer und Gesicht. Der Wettbewerb der akademischen Ausbildungsgänge Medi- zin und Zahnmedizin um dasselbe Objekt zieht sich bis heute durch die Profession,

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