Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 108, Nr. 9, 1.5.2018, (994) Seit knapp zehn Jahren arbeitet Jaqueline Rössler als Zahnmedizinische Fachangestellte in der Hamburger Gemeinschaftspraxis Dr. Ghaussy & Partner. Die Praxis behandelt Patienten an zwei Standorten in der Hanse- stadt – mit über 20 Mitarbeitern und insge- samt fünf Auszubildenden. Konflikte sind da oft programmiert. „Bei einem Großteil der Auszubildenden ist ZFA kein Traumjob mehr, sondern eher eine Notlösung, weil kein anderer Ausbildungs- platz gefunden wurde“, erzählt Rössler. „Sätze wie ‚Die Jugend von heute‘, ‚Lehrjah- re sind keine Herrenjahre‘ oder ‚Das hätte ich mir als Auszubildende nicht erlaubt‘, kommen uns im Team beinahe täglich über die Lippen.“ Es sind Sätze, die Bettina Heitmann von der Zahnärztekammer Hamburg ebenfalls oft hört. Heitmann ist Zahnmedizinische Fach- assistentin und als Ausbildungsberaterin tä- tig – zu ihr kommen Ausbilder und Auszubil- dende mit ihren Sorgen. „Das hätte ich mir damals nicht erlaubt!“ „Gerade in den Zeiten, in denen ZFA hände- ringend gesucht werden, ist die Erwartungs- haltung der ausbildenden Teams an den jungen Menschen oft sehr groß“, berichtet Heitmann. „Doch die neuen Generationen wollen lieber Work-Life-Balance und sehen in der Ausbildung zur ZFA nicht mehr die Erfüllung eines Traumberufs, sondern ledig- lich das Absolvieren einer Ausbildung. Aus- bilder und ihre Teams müssen zeitgleich Ausbilder, Pädagoge, Familie und Freund sein. Das ist eine große Herausforderung, die viel Fingerspitzengefühl erfordert.“ Gemeinsam mit Zahnärztin Dr. Maryla Brehmer, Vorstandsmitglied der Zahnärzte- kammer Hamburg, hat Heitmann ein Fort- bildungsangebot entwickelt, das genau dieses Fingerspitzengefühl vermitteln soll. Die Weiterbildung richtet sich an ausgebil- dete ZFA und Zahnärzte. Erlernen sollen die Teilnehmerinnen in einem 60-stündigen Kursprogramm Grundlagen, Inhalte, Be- deutung und Wichtigkeit der Ausbildung. Ziel ist, die ausgebildeten ZFA in ihren Aus- bildungsambitionen zu unterstützen. Auch Rössler ist – wie sie selbst sagt – für das „Wohl ihrer Auszubildenden“ zuständig. „Ich erinnere mich gerne an meine eigene Ausbildungszeit zurück“, erzählt die 29-Jäh- rige. „Es wurde zwar viel von mir gefordert, aber man behandelte mich dafür auch als vollwertiges Teammitglied – und nicht als ein nerviges Anhängsel. Genau das versuche ich auch heute unseren Auszubildenden zu vermitteln. Harmonisches Arbeiten im Team steht bei mir an erster Stelle!“ Dennoch fühlte sie sich nicht gut vorberei- tet: „Ich war noch etwas planlos, wie man eine gute Ausbildung strukturiert – und wie man ein Berichtsheft ordentlich führt war für mich – das muss ich ehrlich zugeben – auch ziemlich unverständlich.“ ZFA wissen zu wenig über die Ausbildungsinhalte Jaqueline Rössler ist damit nicht alleine. „Vielen ist die Vernetzung des Ausbildungs- nachweises mit den beiden Lernorten Praxis und Berufsschule in dem bestehenden Um- fang gar nicht bewusst“, erzählt Heitmann. „Ebenso fehlt vielen die Kenntnis über die zeitliche Struktur für die zu vermittelnden Inhalte.“ Mit dem neuen Fortbildungsange- bot der Zahnärztekammer Hamburg sollen nun genau diese Wissenslücken geschlossen Ausbildungsmentoren „Wir müssen Ausbilder, Pädagoge, Familie und Freund zeitgleich sein“ Der Konflikt ist programmiert: Die Erwartungen an die neuen Azubis sind groß, doch die Ausbildung zur ZFA gilt oft nicht mehr als die Erfüllung eines Traum- berufs, sondern eher als Notlösung. Was tun? Die Zahnärztekammer Hamburg bildet ZFA und Zahnärzte zu „Ausbildungsmentoren“ aus. „Eine speziell ausgebildete Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter im Team, der die Ausbildungsver- antwortung trägt, kann der Schlüssel zum Erfolg einer strukturierten, erfolgreichen ZFA-Ausbil- dung sein“, sagt Ausbildungsberaterin Bettina Heitmann (links) – hier mit der frischgebackenen Ausbildungsmentorin Jaqueline Rössler (Mitte) und der fachlichen Leiterin Heike Rubehn. Foto: privat 98 Praxis

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