Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 108, Nr. 9, 1.5.2018, (995) werden. Jaqueline Rössler hat den Pilotkurs bereits erfolgreich absolviert – und ist zufrieden: „Ich habe in dem Kurs fundierte Tools an die Hand bekommen, um eine strukturierte Ausbildung zu planen“, berichtet die ZFA. „Natürlich geht das nicht von heute auf morgen, aber der Stein ist ins Rollen gebracht, und so entwickle ich jetzt ge- meinsam mit meinem Team, neue Wege um für alle die Ausbildung zu erleichtern. Beispielsweise haben wir jetzt eine Praxis- mappe, die jeder neue Auszubildende be- kommt in denen er alle Infos rund um die Ausbildung findet: Praxisregeln, Checklisten, Arbeitsanweisungen und noch vieles mehr, erleichtern den Einstieg.“ Der Pilotkurs umfasste sechs Unterrichts- tage, die über drei Monate verteilt waren, plus einer Hospitation bei den Abschluss- prüfungen zur ZFA. Einer der Unterrichts- tage fand außerdem in der Berufsschule statt. Hier wurden den Teilnehmern vom Schulleiter und zwei Lehrkräften die Unter- richtsräume vorgestellt und die Vorgehens- weise rund um das individualisierte Lernen, das Lerncoaching und die Wissensüberprü- fungen erläutert. Ein Tag an der Berufsschule „Dieser Tag an der Berufsschule ist etwas ganz Besonderes“, sagt Heitmann. „Die Kursteilnehmerinnen waren sehr begeistert, da sie kaum Vorstellungen hatten, wie ein Unterrichtstag an der Berufsschule verläuft. Beeindruckt haben sie auch die Hospitation bei der praktischen Prüfung. Das Verständ- nis für die Prüfung, Inhalte und die Erwar- tungshaltung an die Prüfleistung wurde so geweckt und vertiefend vermittelt.“ Auch für Rössler war der Tag in der Berufs- schule sehr lehrreich: „Ich hatte viele Vorur- teile gegenüber der Schulform. ‚Selbstlern- zeit und lernen auf unterschiedlichen Levels – das kann doch nichts werden‘, dachte ich mir. Aber ich habe mich überzeugen lassen und sehe es nun als bedeutende Möglich- keit jeden Schüler da abzuholen, wo er steht und ihm eine Chance zu gewähren einen guten Abschluss zur ZFA zu erlangen.“ Meist sei es genau dieses Unverständnis ge- genüber den jüngeren Generationen, das später zu Konflikten zwischen Azubi und Ausbilder führt, bestätigt Heitmann. „Wir haben viele Dinge gelernt, von denen wir vorher gar nicht wussten, dass es sie gibt“, berichtet eine andere Kursteilnehmerin. „Bisher hat man einfach eine Auszubildende eingestellt und ließ sie mitlaufen. Nun wissen wir, wie man strukturiert ausbildet. Die jun- gen Auszubildenden sollten dort abgeholt werden, wo sie tatsächlich stehen, und sie müssen während der gesamten Ausbildungs- zeit begleitet und unterstützt werden.“ Azubis von heute sind die Kolleginnen von morgen Und eine weitere Absolventin erzählt: „Die- ser Kurs hat uns die Augen geöffnet, näm- lich dass die Auszubildenden von heute bald unsere Kolleginnen von morgen sind. Wir ernten später das, was wir gesät haben. Da ist es doch logisch, dass wir besonders gut ausbilden, um auf diese Weise einem späteren Mitarbeitermangel entgegentreten.“ Ausbildungsplanung und Struktur, Zeit für den jungen Auszubildenden, Belohnung für gute Leistungen, Aufzeigen von Entwick- lungsmöglichkeiten und vielleicht auch einmal einen Einkaufsgutschein – dies alles dient laut Heitmann der Auszubildenden- bindung. „Eine erfolgreiche Ausbildung zur ZFA fängt mit der guten Auswahl des zu- künftigen Teammitglieds an“, betont Heit- mann. „Wenn der Auszubildenden dann noch die erforderliche Wertschätzung ent- gegengebracht wird, ist schon viel für eine künftige zufriedene Mitarbeiterin getan.“ Für Rössler liegt hier die größte Herausfor- derung: „Dem Nachwuchs nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern täglich aufs Neue zu motivieren, umamBall zu bleiben. Vor meiner Zeit als Ausbildungsmentorin habe ich mich nie richtig mit den jungen Menschen von heute beschäftigt. Wir müssen umdenken und die jungen Menschen auf ihre Weise verstehen lernen – auch wenn wir zuneh- mend feststellen müssen, dass sich nur noch wenige für unseren schönen Beruf interes- sieren.“ Die Fortbildung zum Ausbildungsmentor kann Rössler nur jedem empfehlen, der sich um Azubis in der Praxis kümmern muss. „In erster Linie waren es die Referenten, die den Kurs so lebhaft und Interessant gemacht haben. Es war ein Pilotprojekt, eine Herzens- angelegenheit von Bettina Heitmann und das hat man deutlich gespürt.“ Und auch mit dem Ausbildungsnachwei- klappt es nun: „Ich muss ehrlich zugeben, das Berichtsheft war für mich sehr unver- ständlich, dank des Kurses fühle ich mich nun sicher genug, um es mit meinen Schützlingen zu bearbeiten ohne mich zu blamieren.“ nb „Ausbilden? Das kann doch jeder.... Eben nicht!“, schreibt die Zahnärztekammer Hamburg auf ihrer Webseite. Ihr neues Fortbildungsangebot richtet sich an aus- gebildete ZFA und Zahnärzte. Vermittelt werden den Kursteilnehmern Grundla- gen, Inhalte, Bedeutung und Wichtigkeit der Ausbildung. Weitere Inhalte des insgesamt 60-stündi- gen Kursprogramms beziehen sich auf die Analyse des Ausbildungsmarkts, Rechte und Pflichten der Ausbilderpraxis sowie der Auszubildenden. Vorgestellt und er- läutert werden zudem die Instrumente für eine strukturierte Vorbereitung, für die Planung und Durchführung der gesam- ten Ausbildung auf Grundlage eines Aus- bildungsplans. Ferner geht es um die Inhalte und Führung des Ausbildungs- nachweises. Theoretisches Wissen über Kommunikation, Konfliktentstehungen sind ebenso Bestandteil dieser Weiterbil- dung wie Konfliktlösungsmechanismen, die praktisch in Rollenspielen erarbeitet werden. Weitere Informationen zum Fortbildungs- angebot finden Sie auf der Webseite der Zahnärztekammer Hamburg – unter www.zahnaerzte-hh.de . Der nächste Kurs beginnt am 5. November 2018. Das Lernen lehren F ORTBILDUNG Z UM A USBILDUNGSMENTOR 99

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