Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 108, Nr. 10, 16.5.2018, (1076) Die Patientin war bei der Überweisung schmerzfrei und spürte keinerlei Verände- rung der Sensibilität im Innervationsgebiet des N. alveolaris inferior. Eine Panorama- schichtaufnahme (Abbildung 1) war bereits vorhanden. Zum damaligen Zeitpunkt war bereits eine zystisch wirkende Transformation koronal der Krone des retinierten Zahnes 48 sichtbar. Der Canalis mandibularis projizierte sich in dieser Panoramaschichtaufnahme in Höhe der Schmelz-Zement Grenze des Zah- nes 48. Aufgrund der augenscheinlichen Nervnähe entschieden wir uns für die Anfer- tigung eines kleinvolumigen DVTs (Morito Aquitomo, Japan). In der koronalen Schicht (Abbildung 2) des DVT war deutlich zu sehen, dass der Canalis mandibularis vestibulär auf Höhe der Schmelz-Zement Grenze des Zah- nes 48 verlief. Aufgrund des erschwerten Zugangs und des erhöhten Risikos, den Nerv zu schädigen, wählten wir die Koronektomie. Der Abstand der Krone in Bezug zum kresta- len Knochen wurde auf dem DVT gemessen und mittels eines rotierenden Instruments wurde ein osteoklastischer Zugang auf Höhe der Krone des Zahnes 48 angelegt (Abbildung 3). Nach Festlegung der unge- fähren Ausdehnung des Fensters wurde von einem rotierenden auf ein oszillierendes In- strument mit einem diamantiertem Aufsatz (Piezochirurgie Fa. Mectron; Abbildung 4) gewechselt. Damit wurde der Nerv vorsichtig freipräpariert und die Krone anschließend unter Nervenaufsicht osteotomiert (Abbil- dungen 5 und 6). Nach erfolgreicher Ent- fernung der Krone und sämtlicher Schmelz- reste wurde die umgebende zystische For- mation zur pathologischen Untersuchung eingesandt. Hier bestätigte sich die Ver- dachtsdiagnose einer follikulären Zyste. Nach kompletter Reinigung des Zystenlumens wurde der Defekt mit einem Kollagenvlies aufgefüllt und vernäht. Postoperativ erhielt die Patientin zur Entzündungsprophylaxe ein Antibiotikum für drei Tage (Amoxicllin Der besondere Fall mit CME Koronektomie bei vestibulärem Verlauf des N. alveolaris inferior Moritz Boeddinghaus, Ralf Schulze, Peer W. Kämmerer Eine 53-jährige Patientin wurde zur Entfernung des Zahns 48 und einer damit in Zusammenhang stehenden follikulären Zyste intern aus der konservierenden Zahnheilkunde an die Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Univer- sitätsmedizin Mainz überwiesen. Aufgrund der großen Gefahr einer iatrogenen Nervschädigung erfolgte eine Koronektomie. Fotos: Kämmerer Kliniker präsentieren Fälle mit hohem diagnostischem Schwierigkeitsgrad. 52 Zahnmedizin

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