Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 108, Nr. 10, 16.5.2018, (1102) 2011]. In seltenen Fällen können einwurzelige Zähne mit zwei oder mehr Wurzelkanälen [Kottoor et al., 2012] oder zweiwurzelige Zähne mit zwei Wurzelkanälen auftreten [Fabra-Campos, 1990] (Abbildung 17). Mit dem Zahndurchbruch und der mikro- biellen Kontamination der zumeist palatinal gelegenen Wurzelfurche kann eine lokalisierte Gingivitis oder Parodontitis begünstigt werden. Eckzähne Obere Eckzähne sind bekannt für die große Zahnlänge. Arbeitslängen von mehr als 30 mm können allein aufgrund der zu kurzen endodontischen Hilfsmittel eine Herausfor- derung sein. Der häufig gerade Verlauf der Wurzel und der zumeist gut erkennbare ge- radlinige Wurzelkanalverlauf lassen eine ein- fache Anatomie vermuten. Tatsächlich muss bei der Gestaltung der endodontischen Zugangskavität der unterhalb der Schmelz- Zement-Grenze befindliche ovale Wurzel- kanalquerschnitt berücksichtigt werden (Abbildung 18). Nur knapp 20 Prozent der Wurzelkanäle oberer Eckzähne weisen eine runde Form im Wurzelkanalquerschnitt auf [Uchiyama et al., 2011]. Im Fall einer zu geringen Extension der Kavität unterbleibt eine mechanische Reinigung der gesamten palatinalen Wurzelkanalwand bei rotierender Aufbereitung, so dass Debris abgelagert und verdichtet wird. Das apikale Foramen endet in nur 70 Prozent in Verlängerung des Wurzelkanals an der Wurzelspitze. Die laterale Lage des Foramen apicale kann auf zweidimensionalen Röntgen- aufnahmen den Eindruck einer zu kurzen Arbeits- länge vermuten lassen (Abbildung 19). In sehr seltenen Fällen können sich bei stark ovalen Wurzelkanälen intern Dentinbrücken herausbilden, die dann zu einer tiefen Auf- teilung in zwei Wurzelkanäle führen können (Abbildung 20). Diskussion Die Wurzelkanäle oberer Frontzähne werden häufig als sehr leicht zu behandelnd beurteilt, so dass im Verlauf einer wirtschaftlichen Abbildung 17: a: Dreidimensionale Rekonstruktion Zahn 12 mit akzessorischer Wurzel mesial, b: Röntgenabschlussaufnahme nach Wurzelkanalfüllung von Zahn 12 mit resezierter Haupt- wurzel und akzessorischer Wurzel distopalatinal und einem Furkationskanal, c: Zahn 22 mit einer Wurzel und zwei vollständig getrennt ausgebildeten Wurzelkanälen Foto: Paqué Fotos: Arnold Abbildung 18: a: Auf der intraoralen Röntgenaufnahme lassen sich ein breiter Wurzelkanal an Zahn 23 und eine periapikale Aufhellung erkennen. b: Die nahe der Höckerspitze angelegte Zugangskavität ermöglichte das schnelle Auffinden des Wurzelkanalsystems an Zahn 23. Die Schmerzsymptomatik bestand jedoch fort, so dass der Zahn offen gelassen und zur Weiter- behandlung überwiesen wurde. c: Auf der sagittalen Rekonstruktion der DVT-Aufnahme werden eine ampullenförmige Erweiterung in Richtung palatinal und eine apikale Krümmung des Wurzel- kanals bei periapikaler Aufhellung sichtbar. d: Die Korrektur der endodontischen Zugangskavität in Richtung palatinal ermöglicht eine zirkumferente mechanische und chemische Reinigung des infizierten Wurzelkanals. 78 Zahnmedizin

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