Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 108, Nr. 10, 16.5.2018, (1103) Arbeitsweise wichtige anatomische Details übersehen werden können und deshalb wiederholte therapeutische Eingriffe not- wendig werden. Der hohe Prozentsatz von etwa 40 Prozent an chirurgisch resektiven Eingriffen scheint nicht allein medizinisch begründet zu sein. Insbesondere die soziale Stellung des Patienten und wirtschaftliche Fragen des Versicherungsrechts begründen die hohe Anzahl der resektiven Eingriffe bei fort- bestehenden intrakanalären Infektionen [Hasselgreen et al., 2016]. Die strikte Ver- meidung einer mikrobiellen Infektion im Verlauf einer primären Wurzelkanalbehand- lung mit Vitalexstirpation sollte gerade unter dem Aspekt vielfältiger anatomischer Besonderheiten immer im Vordergrund ste- hen. Unter Aufrechterhaltung einer Asepsis, der Anwendung von Kofferdam, präendo- dontischer Aufbaufüllungen und einer nach Möglichkeit einzeitigen Therapie können auch kompromissbehaftete Wurzelkanal- behandlungen reizlos bleiben. Der Umfang einer adäquaten endodontischen Therapie muss in jedem Fall neu beurteilt werden. Der Erhalt oder auch der nur teil- weise Erhalt der Pulpa ist Teil der aktuellen modernen therapeutischen Konzepte zur Erhaltung natürlicher Zähne, so dass die Vielfalt der anatomischen Variationen des Wurzelkanalsystems mechanisch nicht ver- ändert werden muss. In Fällen einer nicht mehr erhaltungsfähigen oder nekrotischen Pulpa ist zur Früherkennung anatomischer Besonderheiten die Nutzung von Vergröße- rungshilfen und koaxialer Lichtzufuhr eine zeitgemäße Entscheidung [AAE Position Statement, 2012]. Die Nutzung der denta- len Digitalen Volumentomografie (DVT) er- möglicht das Auffinden seltener anatomischer Wurzel- und Wurzelkanalformen, so dass minimalinvasive Techniken zur Überwindung der vorliegenden Problemstellungen und anatomischen Besonderheiten genutzt werden können [DVT-Leitlinie, 2009; Patel, 2009]. Dipl.-Stom. Michael Arnold Praxis für Endodontie und Zahnerhaltung Königstr. 9 01097 Dresden endo.arnold@web.de Dr. med. dent. Frank Paqué Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Klinik für Präventivzahn- medizin, Parodontologie und Kariologie Universität Zürich und Praxis für Endodontologie Rennweg 58, CH-8001 Zürich Abbildung 19: a: Ein Jahr nach Abschluss der Wurzelkanalbehandlung klagt der Patient über einen kontinuierlichen Druckschmerz. Die frontale Ansicht des Zahnes 13 lässt eine scheinbar vollständige Wurzelkanalfüllung vermuten. b: Erst in der sagittalen Projektion werden die apikale Aufhellung und die Krümmung des Wurzelkanals sichtbar. Eine Stufenpräparation hat die Desinfektion und die Reinigung behindert. Die Distanz des Foramen apicale zur Wurzelspitze beträgt etwa 2 mm. Abbildung 20: Erst im apikalen Wurzeldrittel ließ sich eine Aufteilung in zwei Wurzelkanäle an Zahn 23 auffinden. Die Aufbereitung ge- lang mit vorgebogenen NiTi-Feilen. Fotos: Arnold Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Foto: privat Foto: zzm.uzh.ch 79

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