Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 108, Nr. 11, 1.6.2018, (1155) der Alterszahnmedizin abträglich sein. Es müssen zunächst die Probleme analysiert werden, um dann Lösungsansätze ausarbeiten zu können. Pflegebedürftige sind meist nicht in der Lage, zahnärztliche Betreuung selbst anzufordern. Sie werden in der häuslichen Umgebung oder in Pflegeein- richtungen betreut, so dass immer eine Vermittlung des Zahnarztbesuches über Dritte notwendig wird. Der Kontakt wird hier zwischen Angehörigen oder Pflegepersonal und Zahn- arzt hergestellt. Sie sind also unsere ersten Ansprechpartner. Allerdings hat insbesondere das Pflegepersonal schon viel auf seiner täglichen ‚To-do-Liste‘, da gerät das Mundproblem schnell in den Hintergrund. Der Zahnarztbesuch in Pflege- einrichtungen bindet knappe Personalressourcen und generiert damit Kosten. Der Zahnarzt ist ein ‚Störfaktor‘ in einem Pflege- heim, das ständig mit eigenen organisatorischen Engpässen zu kämpfen hat, zumal dieser Mehraufwand für das Heim in keiner Weise finanziell entlohnt wird. Hier hat es der Zahnarzt schwer, eine individuelle, pro- fessionelle zahnärztliche Betreu- ung der Heim-Bewohner aufzu- bauen. Häufig denkt das zahn- medizinisch ungeschulte Pflege- personal: „Wir haben damals keinen Zahnarzt gehabt, dann werden wir auch in Zukunft ohne Zahnarzt auskommen.“ Selbst bei Angehörigen haben der Physiotherapeut, die Fuß- pflege oder der Friseur einen höheren Stellenwert als der Zahnarzt. Und: Bei Überprüfun- gen des MDKs kann das Fehlen des Zahnarztes durch andere Aktivitäten ausgeglichen werden. Wie gering das Interesse der Heime wirklich ist, wurde kürz- lich sehr anschaulich im Barmer- Zahnreport 2018 dokumentiert. 318 Heime waren zu einem Interview über die zahnärztliche Betreuung im Rahmen der Kooperationsverträge eingeladen. Nur 5 % haben teilgenommen, ganze 82 % haben abgesagt oder gar nicht reagiert. Der Grund wird deutlich, wenn man sich mit dem Aufbau und den Strukturen einer Pflege- einrichtung beschäftigt. Die Ein- richtungen haben eine Fülle von Angeboten und Diensten ihren Bewohnern bereitzustellen, da ist die zahnärztliche Betreuung nur ein Punkt von vielen. Die Wichtigkeit wird vom Heim und vom Zahnarzt völlig unterschied- lich eingeschätzt. Erst wenn wir es schaffen, die Barrieren zu beseitigen und den richtigen Stellenwert der zahn- ärztlichen Betreuung in den Köpfen der Beteiligten zu ver- ankern, wird der Zahnarzt einen breiten Zugang zu den Pflege- bedürftigen erhalten. Den Kolle- gen müsste ein Konzept an die Hand gegeben werden, mit dem der Nutzen und die Kosten- ersparnis auf breiter Ebene, d. h. Heimleitung, Wohnbereichslei- tung und Pflegepersonal wieder- kehrend implementiert werden. Hierbei ist es auch von großer Bedeutung, die hohe Personal- fluktuation und die internationale Besetzung der Einrichtungen zu berücksichtigen. Setzt man den Fokus auf diese entscheidenden Punkte, wird die Alterszahnmedizin ein Erfolg für Patient, Pflegeeinrichtung und Zahnarzt. Dr. Michael Weiss, Essen 3UHPLXP /HDVLQJ ‡ 0RQDWH 5HVWZHUW ‡ LQFO 0RQWDJH LP :HUW YRQ FD ¼ ‡ PLW 9'( 3UIXQJ ‡ LQFO -DKUHVLQVSHNWLRQHQ LP :HUW YRQ FD ¼ 0RQDWOLFK QXU ½ 0Z6W =HQWUDOH 1RUG :HVW %UHLGHQEUXFKHU 6WU D ‡ :LHKO %RPLJ EHL .|OQ 7HOHIRQ ‡ )D[ ZZZ I GHQWDOV\VWHPH GH ‡ LQIR#I GHQWDOV\VWHPH GH =HQWUDOH 6G 2VW 1HXUHXWVWU .HOWHUQ 'DPPIHOG EHL 3IRU]KHLP 7HOHIRQ ‡ )D[ ZZZ I GHQWDOV\VWHPH GH ‡ I VFKPHOFKHU#DRO FRP ‡ OQWUDPDWLF .D9R /X[ 0RWRU ‡ )XQNWLRQVVSULW]H $( ‡ /LFKWWXUELQHQHLQULFKWXQJ ‡ =DKQVWHLQHQWIHUQXQJVJHUlW $FWHRQ ‡ 23 /DPSH 9LVLRQ ‡ %RWWOH &DUH 6\VWHP ‡ (QWNHLPXQJVV\VWHP ‡ 3ROVWHUIDUEH ZlKOEDU ‡ :/$1 )X‰DQODVVHU ‡ )XQNWLRQVVSULW]H +( $XVVWDWWXQJ ) 3OXV %HKDQGOXQJVHLQKHLW DE ¼ 0RQDWH *DUDQWLH

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