Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 108, Nr. 13, 1.7.2018, (1526) ' er demografische Wandel – konkret die prognostizierte Zunahme der Anzahl älterer Menschen in den nächsten 40 Jahren – hält auch Einzug in den zahnmedizinischen All- tag. Bis ins Jahr 2060 wird ein Anstieg der Lebenserwartung auf 90,4 Jahre bei Frauen und 86,7 Jahre bei Männern gemutmaßt. Für das Jahr 2060 wird vermutet, dass jeder Dritte in Deutschland älter als 65 Jahre alt sein wird. Dies bedeutet für Frauen 7,6 Jahre und für Männer 9,0 Jahre mehr Lebenszeit als im Jahr 2010/2012 [Pötzsch and Rößger, 2015]. Das steigende Alter und die ent- sprechenden zahnmedizinischen Bedürfnisse älterer Menschen werden in der Zukunft immer mehr in den Praxisalltag integriert werden müssen. Im Jahr 2005 lag der Anteil der 65- bis 74- Jährigen mit Totalprothesen in Deutschland bei 30,5 Prozent [Micheelis and Schiffner, 2006] Trotz immer besserer Behandlungs- methoden zur konventionellen Versorgung des zahnlosen Ober- und Unterkiefers geben immerhin 10 bis 30 Prozent der Prothesen- träger eine Unzufriedenheit mit ihrem Zahn- ersatz an [van Waas, 1990]. Genannt wer- den Schmerzen bei Unterkieferbewegun- gen, Probleme bei der Nahrungsaufnahme sowie beim Sprechen, Defizite beim äußeren Erscheinungsbild und ein insuffizienter Pro- thesenhalt. Diese Defizite können – gerade bei älteren Patienten – unter Umständen schwerwiegende Folgen (Mangelernährung und soziale Isolation) haben und infolge- dessen die Lebensqualität deutlich reduzieren [Fiske et al., 1998]. Die größten Probleme scheinen insbesondere auf die geringe Stabilität und Retentionsmöglichkeit der Totalprothesen im atrophierten Unterkiefer zurückzuführen zu sein. Zur Optimierung des Prothesenhalts sind konventionelle Möglichkeiten im Rahmen einer Unterfütterung des Zahnersatzes oder einer chirurgischen Vorbehandlung des Prothesenlagers möglich, doch führen diese nicht immer zum gewünschten Erfolg. Eine sichere Alternative bietet dagegen die Ab- stützung des Zahnersatzes auf dentalen Im- plantaten, die bei guter Verteilung über den Zahnbogen dem Zahnersatz mehr Retention und Lagestabilität verleihen können. Einigen Patienten erscheinen jedoch die (unter Umständen aufwendigen) erforderlichen chirurgischen Interventionen, zum Beispiel Knochenaugmentationen, sowie die mit dieser Versorgung einhergehende finanzielle Belastung als nachteilig. Dies ist vor allem deswegen problematisch, da Zahnlosigkeit oft mit geringem Einkommen assoziiert zu sein scheint. Diesen Zusammenhang evaluierten Marcus et al. in einer umfangreichen Studie, in der die Autoren Zahnlosigkeit bezogen auf die demografische Entwicklung der Be- völkerung in den USA untersuchten [Marcus et al., 1994]. Erforderlich ist, eine geeignete Lösung für diese Patientengruppe zu finden, die eine funktionell adäquate Versorgung bei gleichzeitig akzeptablem Aufwand und akzeptablen Kosten ermöglicht. Üblicherweise galten zwei Implantate im zahnlosen Unterkiefer als minimalinvasives Mittel der Wahl für implantatgetragenen Zahnersatz [Feine et al., 2002; Thomason et al., 2009]. Zwei interforaminär gesetzte Implantate weisen laut diverser Studien eine hohe Erfolgsaussicht auf [Gotfredsen and Holm, 2000; Feine et al., 1994; Kronstrom et al., 2010]. In einer Studie von Kappel et Reicht ein Implantat im zahnlosen Unterkiefer? Nadine Freifrau von Maltzahn, Meike Stiesch Der folgende Beitrag widmet sich der Frage, ob es ausreichend ist, Zahnersatz im zahnlosen Unterkiefer mit einem mittigen Implantat über ein Kugelkopfattachment zu stabilisieren, so dass diese Versorgung als kostengünstige Alternative auf unkomplizierte Weise in den Praxisalltag integriert werden kann. Foto: Maltzahn 46 Fortbildung Implantologie: All on 1

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