Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 108, Nr. 13, 1.7.2018, (1527) al. konnte für eine Versorgung von zwei Implantaten mittels Steg oder Locator eine Überlebensrate von 93,5 beziehungsweise 95,7 Prozent nach zwei Jahren evaluiert werden. Um den chirurgischen und prothe- tischen Aufwand weiter zu reduzieren und damit die finanzielle Belastung geringer zu halten, entstand die Idee eines mittig inserierten Implantats im Unterkiefer zur Abstützung einer Totalprothese. Evaluation des mittigen Implantats im UK Untersucht wurde die Versorgung des Unterkiefers mit einem mittig inserierten Implantat erstmals im Jahr 1993 von Cor- dioli [Cordioli et al., 1997]. Er beobachtete eine Erfolgsrate von 100 Prozent nach fünf Jahren. Die Zufriedenheit der Patienten bei Versorgung mit einem Implantat gegenüber zwei Implantaten evaluierten Walton und Kollegen in einer Vergleichsstudie mit 86 Patienten nach zwölf Monaten. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass beide Versorgungs- möglichkeiten gleichwertige Ergebnisse er- zielten [Walton et al., 2009]. Harder et al. untersuchten in einer klinischen Studie zum mittigen Einzelimplantat Faktoren wie Kau- stabilität und mundgesundheitsbezogene Lebensqualität nach Insertion des zentralen Implantats im Unterkiefer und kamen zu dem Ergebnis, dass sich mit der Versorgung eines zentralen Implantats in der Unter- kiefermitte eine deutliche Verbesserung beider Parameter erzielen lässt [Harder et al., 2011]. Multizentrische Studie In einer von Prof. Dr. Matthias Kern, Kiel, und seiner Arbeitsgruppe initiierten DFG- geförderten, multizentrischen Studie, an der die Universitätskliniken Hannover, Hamburg, Greifswald, Dresden, Heidelberg, Aachen, Freiburg und Ulm beteiligt sind, wurde das mittige Einzelimplantat im Unterkiefer um- fassend untersucht, damit das System als alltagstaugliche Alternative auch Einzug in die Praxis erhalten kann. Untersucht wurden im Rahmen der Studie insgesamt 158 Patienten. Randomisiert wurden die Studienteilnehmer entweder der Gruppe mit Sofortbelastung des Implantats (n=81) oder der Gruppe mit verzögerter Belastung nach drei Monaten Einheilungs- zeit (n= 77) zugeordnet. Voraussetzungen zur Teilnahme an der Studie waren (unter anderem) eine ausreichende Knochenhöhe von 11 bis 20 mm, keine Kontraindikationen für Implantate, ein Knochenlager, das keiner Augmentation bedarf, eine vorhandene, suffiziente Totalprothese im Ober- sowie im Unterkiefer mit bilateral balancierter Okklu- sion, die seit mindestens drei Monaten in situ ist, aber einen mangelhaften Halt im Unterkiefer aufweist. Für die präoperative Bildgebung wurde mithilfe einer Röntgen- messkugel, adjustiert an der Unterkiefer- prothese mit einem Durchmesser von 4 mm, eine Panoramaschichtaufnahme erstellt und das Knochenlager entsprechend für das Setzen eines enossalen Implantats (Camlog Screw Line, Camolg Biotechnologies, Wims- heim, Länge 13mm, Durchmessser 3,8mm) beurteilt (Abbildungen 1 und 2). Die Im- plantation folgte dem üblichen Vorgehen mit den zugehörigen Bohrern des Camlog- systems. Die Primärstabilität des Implantats wurde anhand des Osstell-Geräts (Osstell, Grothenburg, Schweden) beurteilt. Die Zeitabstände für den Recall betrugen einen, vier, zwölf und 24 Monate. Lediglich die Patienten der verzögerten Belastungs- gruppe wurden zusätzlich einen Monat nach Implantation kontrolliert. Im Rahmen der Nachuntersuchungen wurden diverse Parameter wie die Kaustabilität, die gesund- heitsbezogene Lebensqualität, die individu- elle Beurteilung des Zahnersatzes sowie die Abbildung 1: Panoramaschichtaufnahme mit Röntgenmesskugel Foto: Maltzahn Abbildung 2: Panoramaschichtaufnahme nach Setzen des Implantats bei Sofortbelastung Foto: Maltzahn 47

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=