Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm 108, Nr. 14, 16.7.2018, (1645) histologische Auswertung (Abbildung 6) bestätigte, dass es sich bei dem kompletten Resektat um das bereits ex domo vor- diagnostizierte, teils plexiforme Amelo- blastom handelte. Aufgrund der Größe des Tumors erfolgte ein Staging mittels CT- Thorax und Abdomen, das jedoch keinen Nachweis einer Metastasierung erbrachte. Bei mikroskopisch knappen Sicherheits- abständen nach palatinal sowie an der Nasenscheidewand und zur Orbita hin wurde die Patientin über ein differenzial- therapeutisches Vorgehen mit radikal-chi- rurgischem Vorgehen versus engmaschige klinische und radiologische Nachkontrollen aufgeklärt. Die Patientin entschied sich nach eingehender Aufklärung für die eng- maschigen Nachkontrollen. Eine ossäre Rekonstruktion (Abbildung 7) wird derzeit von der Patientin nicht gewünscht. Diskussion Das Ameloblastom gehört zu den gutartigen epithelialen odontogenen Tumoren, die aus proliferierendem odontogenem Epithel (zum Beispiel aus Schmelzresten, Anteilen des sich entwickelnden Zahnschmelzes, aus der epithelialen Auskleidung einer odontogenen Zyste oder auch von den Basalzellen der oralen Mukosa) ausgehen [Hong et al., 2007]. Ein langsames, aber aggressives, lokal invasives Wachstum ist für diese Neoplasie charakte- ristisch [Ruslin et al., 2018; Giraddi et al., 2017]. In Europa und Amerika gehört das Ameloblastom nach dem Odontom zu den häufigsten odontogenen Tumoren (circa elf Prozent aller derartigen Fälle). Nach der WHO- Klassifikation von 2017 werden die Subtypen in unizystisch/konventionell (vorher solide/ multizystisch), peripher/extraossär [Krüger et al., 2011] und metastasierend eingeteilt [Baumhoer, 2017]. Zusätzlich kann der Tumor histologisch in weitere Untergruppen wie beispielsweise follikulär und plexiform ein- geteilt werden [Dandriyal et al., 2011]. Ameloblastome zeigen generell sehr selten eine Metastasierung (malignes Ameloblastom) [Haq et al., 2016]. Im Unterschied zum vorgestellten Fall sind mehr als 80 Prozent dieser Tumore im (pos- terioren) Unterkiefer lokalisiert, wobei die Ursache hierfür nicht bekannt ist. Beim vor- liegenden Fall ist davon auszugehen, dass sich der Tumor in der posterioren Maxilla entwickelt und anschließend sekundär in die Kieferhöhle gewachsen ist, wobei in sehr seltenen Fällen auch von primär sinonasalen Ameloblastomen berichtet wurde [Hansen et al., 2013]. Ameloblastome betreffen beide Geschlechter in ähnlicher Art und Weise und treten gehäuft zwischen dem zweiten und dem vierten Lebens- jahrzehnt auf, wobei regionale Unterschiede existieren [Patsa et al., 2016; Dhanuthai et al., 2012]. Das Fehlen von Symptomen führt dazu, dass diese Art von Tumor selten im Anfangsstadium und eher als radiologischer Zufallsbefund diagnostiziert wird. Aufgrund des langsamen Wachstums macht sich dieser Abbildung 1: CT: Erkennbar ist die Ausdehnung des Befunds in der axialen (links) und in der koronaren Ebene (rechts). Zur Nase hin scheint der Tumor bereits verdrängend gewachsen zu sein, wobei die ossären Grenzen respektiert werden. Abbildung 2: Klinischer Situs bei Vorstellung: Es präsentiert sich eine persistierende Mund-Antrum- Verbindung nach frustranem Deckungs- versuch alio loco. 45

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