Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 108, Nr. 17, 1.9.2018, (1968) Warum wird gerade in Zahnarzt- praxen eingebrochen? Joachim Bossek : In Arzt- und insbesondere Zahnarztpraxen werden hochwertige und hochpreisige ‚Werkzeuge‘ eingesetzt. Diese Werkzeuge kann sich nicht jeder leisten. Darum sind gerade solche Facharztpraxen ein begehrtes Ziel von Tätern! Gibt es auch in diesem Bereich orga- nisierte Kriminalität? Generell kann ein Täter zunächst mit erbeutetem Werkzeug aus Zahnarzt- und sonstigen Facharztpraxen nichts anfangen. Er benötigt die ‚Abnehmer‘ dafür. Genau aus diesem Grund werden die meisten Einbrüche in solche Objekte von orga- nisierten, professionellen Tätergruppen durchgeführt, die meistens bereits speziell für diesen Einbruch durch die Abnehmern ‚beauftragt‘ werden. Wie gehen die Täter vor? Im Regelfall nehmen die Täter vor ihrer Tat die Praxis in Augenschein. Das erreichen sie zum Beispiel, indem sie sich für eine Behandlung in der Praxis anmelden. Meis- tens bleiben die Täter dann nicht im Wartezimmer, sondern verlassen die Praxis, wenn sie sich einen ausreichenden Eindruck verschafft haben. So kann man die Warte- zeit in Zahnarztpraxen natürlich auch nut- zen. Das Vorgehen der Täter richtet sich dann nach Lage und bereits vorhandenen Sicherungseinrichtungen der jeweiligen Praxis. Wann wird bevorzugt eingestiegen? Einbrüche in Praxen werden naturgemäß hauptsächlich nach Praxisschluss oder am Wochenende oder an Feiertagen verübt. Hier sind sich die Täter einfach sicher, dass sie selten Personen antreffen. Es lässt sich jedoch nicht festlegen, welche der drei Zeit- perioden von den Tätern bevorzugt werden. Hier halten sich die Zeiten die Waage. Und wo wird bevorzugt eingebrochen? Natürlich fühlt sich ein Einbrecher ‚wohler‘, wenn er in eine Praxis einbricht und nie- mand oder nur sehr wenige Menschen sich unmittelbar an oder neben der Praxis befinden. Deshalb sind Praxen (wenn das Anwesen nicht auch vom Facharzt bewohnt wird) im ländlichen Raum oder in Ärzte- häusern ein beliebtes Einbruchsobjekt. Die Frage nach dem Stockwerk stellt sich für den Einbrecher nur dann, wenn er nicht durch die meistens schlecht geschützte Haustür das Gebäude betreten kann. Als „Fassaden- kletterer“ hat er massive Probleme, das meist gewichtige Diebesgut abzutransportieren. Laut Kriminalstatistik gab es in den vergangenen Jahren weniger Ein- brüche, dennoch steigt die Angst. Gibt es eine gefühlte Realität und die „echte“? Gerade im Jahr 2017 ist die Zahl der Ein- brüche drastisch gesunken. Dieser Trend konnte bereits die beiden vergangenen Jahre festgestellt werden. Da jedoch trotz- dem jeder Bürger Opfer eines Einbruchs werden kann, bleibt natürlich die abstrakte Angst vor einer solchen Tat. Die Vorstellung, die ja für manchen zur Tatsache wird, dass der/die Täter in meinem intimsten Bereich (‚meine eigenen vier Wände‘) war(en), ver- unsichert viele Bürger. Wie erkennt man verdächtige Per- sonen und was sollten Geschädigte als Erstes tun? 1. Patienten, die zu einem vereinbarten Ter- min erscheinen, aber vor der Behandlung die Praxis bereits wieder verlassen, oder aber einfach in der Praxis erscheinen, über Beschwerden klagen, aber vor der Behand- lung bereits gegangen sind, sind immer verdächtig. 2. Melden Sie einen festgestellten Einbruch (auch einen Versuch) immer direkt Ihrer Polizei. 3. Versuchen Sie bis zum Eintreffen der Beamten so wenig wie möglich zu berühren oder zu verstellen. Am besten ist, wenn Sie vor der Praxis auf das Eintreffen der Polizei warten. 4. Genauso wichtig ist aber die Vorbeu- gung. Lassen Sie sich von der Polizei vor Ort beraten. Die Beamten erstellen eine Schwachstellenanalyse und erläutern Ihnen, wie Sie mit mechanischen und/oder elektro- nischen Sicherheitseinrichtungen eine deut- lich höhere Einbruchshemmung erreichen können. Diese Vor-Ort-Beratungen sind deutschlandweit kostenfrei. ? ? ? ? ? ? ? Einbruch in die Praxis Das sagt die Polizei Zahnarztpraxen sind immer wieder das Ziel von Einbrechern. Warum das so ist, weiß Joachim Bossek, Kriminalhauptkommissar und Leiter Zentrale Prävention des Polizeipräsidiums Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen. Kriminalhauptkommissar Joachim Bossek Foto: Polizeipräsidium Rheinpfalz 128 zm–starter

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