Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 108, Nr. 17, 1.9.2018, (1985) zahnärztlichen Berufsalltag in den Praxen erleben zu können. Ein Testballon wurde Anfang des Jahres an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) gestartet. Über alle Maßen erfolgreich: Die Famulatur stieß ausschließ- lich auf positive Resonanz – sowohl aufseiten der Zahnärzte als auch der Studenten. Mehr als 500 Praxisinhaber ließen sich bei der KZVWL vormerken, etwa 80 Prozent der an der Vorlesung teilnehmenden Studenten trugen sich noch vor Ort in die Listen ein. Anfang des Jahres fanden 31 Famulaturen statt, diesen Sommer wurden bereits 48 Paare gebildet – die ersten Famulaturen laufen schon. Am Anfang steht die Pärchenbildung Und so funktioniert das Projekt: Um die Zuordnung zu koordinieren, bekommen die Studenten regionale Listen, die zeigen, wie viele Famulaturplätze in welcher Region verfügbar sind, wie die Praxen fachlich aus- gerichtet sind und ob sie einen hohen oder geringeren Versorgungsgrad haben. Anhand dieser Kriterien können sich die Studieren- den dann für die anonymisierten Praxen ein- tragen. Die finale Zuteilung erfolgt schließ- lich durch die KZV, das heißt, Praxis und Stu- dent erhalten ihr „Match“ und treffen die weiteren Absprachen (Zeitraum) individuell. Ein bis zwei Wochen dauert die Hospitation. Die Famulanten erhalten dafür von der KZVWL eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 300 Euro. Die Teilnahme wird auf die Anzahl der Hospitationen, die jeder angehende Zahnmediziner im Laufe seines Studiums nachweisen muss (160 Stunden sind es an der der UW/H), angerechnet. Künftig sollen die Famulaturen immer in den Semesterferien vom siebtem bis zum zehnten Semester angeboten werden, neben der WWU jetzt auch gemeinsam mit der UW/H. Da so viele Zahnärzte bereit sind einen Famulus aufzunehmen, können die Studierenden theoretisch jedes Semester an der Famulatur teilnehmen und müssen es nicht bei einer belassen. Nach dem Studium für alle Anforderungen gerüstet Eine Win-win-Situation – für die Praxen, die Studierenden – und für die Uni. „Wir wollen als Universität unsere Studierenden so aus- bilden, dass sie für die aktuellen und zukünf- tigen Anforderungen des Gesundheitswesens gerüstet sind“, betont Prof. Stefan Zimmer, Leiter der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin und des Departments für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der Universität Witten/Herdecke. Eine der Herausforderungen werde die Sicherstellung der zahnmedizinischen Versorgung auf dem Land sein. „Wir wollen zeigen, dass die Berufsausübung als Zahnärztin oder Zahnarzt nicht nur in städtischen Ballungsgebieten und Großpraxen attraktiv sein kann, sondern auch in kleinen Praxen auf dem Land. Unsere Studierenden sollen dies kennenlernen und nach Möglichkeit Teil der Lösung sein“, sagt Zimmer. „Ein weiterer Aspekt ist, dass wir als Universität Witten/Herdecke immer auch einen gesellschaftlichen Beitrag leisten wol- len, der über das Engagement in Lehre und Forschung hinausgeht.“ ck/nb Bereits im März 2018 wurden die ersten Famulaturen in Kooperation mit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) inWestfalen-Lippe ange- boten. KZVWL und ZÄKWL hatten zuvor eine Interessenabfrage bei den Vertrags- zahnärzten gestartet, wer bereit sei, einen Studenten für eine Woche zu betreuen – mit enormer Resonanz, wie die KZVWL mitteilt. Über 500 Praxen bekundeten ihr Interesse und ließen sich für die Famula- turen vormerken – darunter Dr. Andre Gürsesli aus Sassenberg. „Die Woche mit der mir zugewiesenen Studentin war eine rundum gelungene Sache“, berichtete Gürsesli anschließend der ZBWL-Redak- tion. „Ich hätte mir so eine Famulatur zu Studentenzeiten ebenfalls gewünscht, da die universitäre Ausbildung und der täg- liche Praxisalltag nunmal nicht wirklich vergleichbar sind, und man als Student der Zahnmedizin nicht wirklich weiß, was einen im alltäglichen Arbeitsleben er- wartet.“ Die Famulantin habe sich sehr schnell ins Praxisteam eingefügt, die eine Woche sei wie im Flug vergangen. Auch Dr. Judith Brockmann aus Lienen zeigt sich von dem Projekt überzeugt: „Es geht darum, Werte zu vermitteln. Nur im guten Vorbild wird man nachgeahmt. Nur das dient als Orientierung. Es wird eine sehr positive Entwicklung nehmen, denn die Sache steht unter einem guten Stern!“ „Für beide Seiten eine Bereicherung“ F AMULATUR IN W ESTFALEN -L IPPE „Die Famulatur ist eine gute Möglichkeit, dem Famulus einen Einblick in die alltägliche Praxis- tätigkeit zu geben. Uns als Praxis freut es, die Famulatur unterstützen zu können“, sagt Katja Kehlbeck, Praxis Savenije & Kollegen, Rahden. Foto: privat 145 zm-starter

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