Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 108, Nr. 17, 1.9.2018, (1934) Nirgends kommen in Australien die zuneh- menden Ungleichheiten zwischen armen und reichen, ländlichen und städtischen, in- digenen und nicht-indigenen Bevölkerungs- gruppen stärker zum Ausdruck als bei der Mundgesundheit. Das zeigen erstmalig Zahlen der Australian Health Policy Collabo- ration von März 2018. Gerade für indigene Australier ist die Lage laut aktuellen Berich- ten katastrophal, besonders in abgelegenen Gegenden, in denen zuckerhaltige verarbei- tete Lebensmittel allgegenwärtig sind, aber zahnärztliche Versorgung knapp ist. Den Statistiken zufolge gab es im ganzen Land von 2015 bis 2016 insgesamt 67.060 vermeidbare Krankenhausaufenthalte wegen oraler Gesundheitsprobleme – das sind 10 Prozent aller vermeidbaren Krankenhaus- aufenthalte – zu geschätzten Kosten von etwa 230 Millionen US-Dollar. Immer mehr Kinder müssen außerdem wegen Karies unter Anästhesie im Krankenhaus zahnärzt- lich behandelt werden. Die Whitlam-Regierung schloss in den 1970ern die Zahnpflege in der Medibank (dem Vorläufer von Medicare) nicht mit ein, unter anderem weil die Staaten und Territo- rien bereits eigene öffentliche zahnmedizi- nische Systeme besaßen. Jetzt finanzieren das Commonwealth und die Staaten ge- meinsam zahnmedizinische Leistungen für Menschen mit geringem Einkommen durch nationale Partnerschaftsabkommen. Die Gesamtausgaben der Regierungen im Zeit- raum 2015 bis 2016 beliefen sich auf 2,4 Milliarden US-Dollar. 916 Tage Wartezeit auf einen Zahnarzttermin Aber während 36 Prozent der Bevölkerung Anspruch auf zahnärztliche Leistungen haben, reichen die Kapazitäten für nur etwa ein Fünftel dieser Gruppe. Von 2015 bis 2016 betrug die geringste durchschnittliche Wartezeit 87 Tage (Westaustralien), die höchste 916 Tage (Tasmanien). Zahngesundheit in Australien Down Under hat es sich ausgelächelt Das berühmte Aussie-Smile enthüllt sofort den sozioökonomischen Status, ist der erste Indikator für Karriereaussichten und ein Prädiktor für die körperliche Gesundheit. In Australien erreicht die Debatte um den Wert der Mundgesundheit einen Höhepunkt. Im Zeitraum 2015 bis 2016 betrugen die jährlichen Ausgaben für Zahnmedizin 9,9 Milliarden US-Dollar. Im Durchschnitt bezahlten die Patienten 58 Prozent der Behandllungskosten selbst. Aber 20 Prozent der Bevölkerung können sich erforderliche zahnmedizinische Be- handlungen nicht leisten 44 Prozent der nicht versicherten und 20 Prozent der versicherten Australier gehen zu spät oder gar nicht zum Zahnarzt. Nur die Hälfte aller Australier putzt sich zweimal am Tag die Zähne. Jedes vierte Kind im Alter von 5 bis 10 Jahren leidet unter unbehandelter Milch- zahnkaries. Einer von 25 Australiern ab 15 Jahren be- sitzt keine eigenen Zähne mehr. Ungefähr 5,7 Millionen Australier leben mit mindestens einem Zahn- oder Mund- gesundheitsproblem. Etwa jeder fünfte Australier erreicht nicht das empfohlene Level an Mundgesundheit. Mundgesundheit in Zahlen Australien Ob in Australien jemand Geld hat, erkennt man, sobald er den Mund aufmacht. Foto: adobe.stock - Dario Lo Presti 94 Gesellschaft

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