Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 108, Nr. 19, 1.10.2018, (2260) Eine 24-jährige Frau aus Indien wurde im Juli 2015 über unsere mund-, kiefer-, gesichts- chirurgische Ambulanz mit einer langsam progredienten schmerzlosen Schwellung der linken Wange vorstellig. Anamnestisch war zu erfahren, dass bei ihr bereits im Jahr 2007 ein Ameloblastom im linken Unter- kiefer in ihrem Heimatland entfernt worden war. Konkretere Angaben zur Operation und zum Befund konnte die Patientin nicht machen. Allgemeinmedizinisch leide sie an keinen Erkrankungen und nehme auch keine Medikamente regelmäßig ein. Klinische und röntgenologische Diagnose- stellung: Die klinische Untersuchung zeigte eine äußerlich sicht- und tastbare schmerz- lose Schwellung im Bereich des linken Un- terkiefers. Bei der intraoralen Untersuchung zeigte der ab Regio 35 zahnlose Alveolar- fortsatz reizlose, allenfalls etwas narbig indurierte Schleimhautverhältnisse. Im Ves- tibulum des linken Unterkiefers war sub- mukös eine schmerzlose Auftreibung des Knochens sicht- und tastbar. Es fand sich ein teilsaniertes Restgebiss mit multiplen kariösen Läsionen. Das präoperativ veranlasste Orthopanto- mogramm zeigte eine multizystische, von Regio 35 bis zur Incisura semilunaris links reichende Osteolyse mit blasiger Auf- treibung des betroffenen Kieferabschnitts (Abbildung 1). Aufgrund dieses Befunds und der klinischen Untersuchung wurde zur weiteren Diagnos- tik eine Computertomografie des Gesichts- MKG-Chirurgie Rekonstruktion mit Titanmesh Simone Bojer, Herbert Rodemer Der vorliegende Fall beschreibt die Resektion eines Ameloblastoms im linken Unterkiefer und die anschließende Rekonstruktion mittels Titanmesh und autogener Beckenkammspongiosa, um den Defekt zu füllen und den Patienten ästhetisch zu rehabilitieren. schädels mit Kontrastmittel veranlasst. In dieser Aufnahme zeigte sich eine etwa 66mm x 28mm x 28mm große, blasige Auftreibung des linken Unterkiefers, die vom Kieferwinkel und der Basis des Processus muscularis bis in Regio 33 reichte (Abbil- dungen 2 und 3). Die Dichte innerhalb der Läsion betrug etwa 20 Hounsfield-Einheiten (HE). Es zeigte sich kein Nachweis einer weichteiligen Tumor- komponente. Angrenzend an den linken Unterkiefer konnte ein 6 mm großer Lymph- knoten ohne malignitätssuspekte Konfigu- ration dargestellt werden. Operatives Vorgehen: Zuerst wurden in nasaler Intubationsnarkose die tief zerstör- ten Zähne 15, 26, 27 und 28 extrahiert. Anschließend erfolgte die Schienung des Ober- und des Unterkiefers. Nach Einstellen der Okklusion in maximaler Interkuspidation erfolgte eine starre intermaxilläre Fixation. Dann führten wir eine extraorale Schnitt- führung submental sowie submandibulär links unter Schonung des Ramus marginalis des Nervus facialis durch und stellten das Unterkieferseitenzahngebiet links dar. Dabei zeigte sich, dass der gesamte horizontale Ast sowie die Kieferwinkelregion durch den darunterliegenden Knochentumor blasig aufgetrieben waren. So war zum Beispiel die Kortikalis hauchdünn, zum Teil hatte sie ihre Stabilität bereits vollständig verloren. Der Knochentumor ließ sich makroskopisch gut gegen den gesunden Knochen abgrenzen. Nun erfolgte mit der oszillierenden Säge die Kontinuitätsresektion distal des Zahnes 34 sowie ausgehend vom tiefsten Punkt der In- zisura seminularis durch das obere Drittel des aufsteigenden Unterkieferastes. Nach dem Ablösen der noch stehen gebliebenen Fotos: Bojer et al. 104 Zahnmedizin

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