Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 108, Nr. 19, 1.10.2018, (2194) Ein 15-jähriger junger Mann stellte sich in Begleitung der Erziehungsberechtigten mit einer 1,5 cm x 2 cm großen, lividen, weich tastbaren und nicht druckdolenten Raum- forderung der rechten Oberlippe (Abbil- dung 1) in der Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsmedi- zin Mainz vor. Er berichtete in Übereinstim- mung mit seinen Eltern, dass diese schon seit seiner Geburt bestanden habe; dies konnte durch Fotos aus der Kindheit bestä- tigt werden, auf denen sich eine wenig aus- geprägte, bläuliche Verfärbung der Ober- lippe präsentierte. An ein spezielles Trauma konnten sich der Patient und seine Eltern nicht erinnern. Allerdings sei es in den ver- gangenen zwei Jahren zu einer deutlichen Größenprogredienz gekommen. Da dies in- zwischen zu ästhetischen und funktionalen Beeinträchtigungen führen würde, wurde nach einer Möglichkeit der Entfernung des Tumors gesucht. Bei dem ansonsten völlig gesunden Patien- ten erfolgte zur Bestätigung der Diagnose eines Hämangioms / einer vaskulären Mal- formation eine Magnetresonanztomografie (MRT) mit Kontrastmittel. Hier zeigten sich zwei Läsionen an der Oberlippe rechts para- median, die multiple in der T2-Wichtung hyperintense und in der T1-Wichtung mus- keliso- bis gering hypointense Anteile auf- wiesen. Es konnte eine Gefäßversorgung via Gefäßäste aus der A. labialis superior nach- gewiesen werden (Abbildung 2). Unter der radiologisch bestätigten Vermutung, dass es sich um eine angeborene Fehlbildung des peripheren Gefäßsystems handelte, erfolgte die operative Entfernung desselben in einer ambulanten Intubationsnarkose (Abbildun- gen 3 bis 5). Beide Befunde wurden in toto ohne Sicherheitsabstand exstirpiert, wobei sich der kraniale Tumor unter dem M. obricularis oris befand, der nach Durch- trennung und Entfernung des Tumors durch entsprechende Nähte rekonstruiert wurde. Die histopathologische Untersuchung des entnommenen Gewebes ergab ektatisch erweiterte venöse und wandstärkere arte- rielle Gefäße im Sinne einer vaskulären Mal- Der besondere Fall mit CME Hämangiom oder vaskuläre Malformation? Peer W. Kämmerer Ein junger Patient beklagte eine seit seiner Geburt bestehende Unregelmäßigkeit im Bereich der rechten Oberlippe, die in der letzten Zeit gewachsen sei. Nach bildgebender Diagnostik wurden zwei abgegrenzte Tumore entfernt, die sich als vaskuläre Malformationen herausstellten. Alle Fotos: Peer W. Kämmerer Kliniker präsentieren Fälle mit hohem diagnostischem Schwierigkeitsgrad. Abbildung 1: Klinischer Situs: Es imponiert eine ausgeprägte, livide Schwellung der rechten Oberlippe. 38 Zahnmedizin

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