Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 108, Nr. 20, 16.10.2018, (2302) Exakt acht Jahre zuvor hielt Benedikt XVI. als erster Papst eine Rede vor dem Deutschen Bundestag. „Zwei Unfehlbare im Parlament“, kommentierte der SPD-Politiker Thomas Oppermann damals ein Foto von diesem Tag, das den früheren Bundestagspräsidenten und den einstigen Pontifex Maximus zeigt. „Aber nur einer ist Stell- vertreter!“, entgegnete Lammert. Toleranz ist für ihn der Bruder der Freiheit Pointiert, sachlich und trotzdem humorvoll – so beschreiben ihn viele Weggefährten, auch Dr. Jörg Twenhöven, Regierungspräsident Münster a. D., der in seiner Laudatio obige Anekdote erzählte. „Für Lammert sind Toleranz und Freiheit untrennbar verbunden, wobei er die Toleranz als den großen Bruder der Freiheit bezeichnet und noch höher bewertet“, sagt Twenhöven. „Seine persönliche Auffassung von der Demokratie als wertvolle politische Ordnung prägte seine Arbeit als Bundestagspräsident. Er betonte stets das freie Mandat der Abgeordneten als Wesenskern der parlamentarischen Arbeit. Zu Deutschland sagte er, es sei eigenartig, dass man das, was vor den Füßen liege, in den Wolken sucht.“ Lammert selbst ist in eigenen Worten „überrascht und außerordentlich ge- schmeichelt“, dass er mit dieser Preis- verleihung virtuell in eine Reihe mit Hans-Dietrich Genscher, Kardinal Karl Lehmann und Roman Herzog gestellt wird. Zumal er – im Unterschied zu Zahnärzten und Kieferorthopäden der heiligen Apollonia nie begegnet sei. ” Die Demokratie ist ein System, das es uns erlaubt, uns in unsere eigenen Angelegenheiten einzumischen. Prof. Norbert Lammert „Sie stehen wie kein Zweiter für klare Worte“, begründete Dr. Klaus Bartling, Präsident der Zahnärztekammer West- falen-Lippe, die Wahl. „Wir vergeben den Apollonia-Preis an Fachleute in der Zahnmedizin und an Per- sonen des öffentlichen Lebens, die den Gedanken der Prävention glaubhaft nach außen tragen. Uns geht es darum zu vermitteln, dass jeder Mensch Rechte hat – aber eben auch die Pflicht, selbstverant- wortlich, im Rahmen der Vorsorge, auf sich zu achten.“ Auch für Lammert sei die Freiheit in einer Demokratie fest verbunden mit Rechten und Pflichten. Bartling: „Ein freier, mündiger Bürger gestaltet selbst und regelt Dinge im besten Fall in Eigeninitiative. Das betrifft auch die Gesundheit, die er präventiv erhalten will. Mit Ihrer Haltung und Ihrem Wirken fordern Sie die Menschen zu eige- nem präventiven Handeln auf. Das macht Sie zu einem würdigen Vertreter der Prävention.“ Ein Mensch mit ethischem Kompass Zu Recht sage man von Lammert, er sei jemand, „der mit seiner Grundhaltung und seinem gesamten Wesen zu eigenem präventi- vem Handeln auffordert“, betonte auch Dr. Peter Engel, Präsident Apolloniapreisträger Prof. Norbert Lammert „Demokratie braucht keine Heiligen!“ Sein Eintreten für die Rechte des Parlaments brachte ihm den Beinamen „der Unfehlbare“ ein. Am 22. September wurde Bundestagspräsident a. D. Prof. Dr. Norbert Lammert für seine Verdienste um die Prävention der Apollonia-Preis der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe verliehen. Schutzpatrone der Demokratie sind aus seiner Sicht allerdings nicht die Heiligen, sondern die Bürger selbst. Die „Apollonia zu Münster – Stiftung der Zahnärzte in Westfalen-Lippe“ ist eine gemeinnützige selbstständige Stiftung privaten Rechts mit Sitz in Münster, gegründet von der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe. Zweck ist die Förderung der Wissenschaft und Forschung sowie des öffentlichen Gesundheitswesens durch Förderung und Unterstützung präventionsorientierter Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. Der Preis wird im barocken Erbdrostenhof Münster verliehen, musikalisch begleitet vom Salonorchester Münster. Foto: zm-ck 10 Politik

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