Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 108, Nr. 23, 1.12.2018, (2726) -24, 1 12.2018, (2726) Frauenquote – „Eintracht nährt – Zwietracht zehrt“ \ Zum Beitrag „Interview mit der Präsidentin des VdZÄ: Ohne eine Quote wird sich in naher Zukunft nichts ändern!“, zm 20/2018, S. 12–13. Eigentlich ist zu diesem Thema schon alles gesagt. Zum besseren Verständnis der unterschiedlichen Denk- und Herangehensweise der Geschlechter an Aufgaben des Lebens sollte man das Thema einmal von der Evolution her betrachten. Man mag darüber schmunzeln und es nicht wahr- haben wollen, aber die Evolution steckt in uns, ob wir es wollen oder nicht. Sie steckt nicht nur in uns Menschen, sondern ist auch in der Tierwelt zu beobachten. Die Frau ist die Hüterin des Heimes. Sie sorgt sich darum, dass das Feuer nicht ausgeht und gebärt und hütet den Nachwuchs. Der Mann zieht hinaus zur Jagd und schafft die Beute heran. Er muss die Beute fixieren und ent- schlossen tätig werden, wenn es um den Abschuss geht. Dazu muss er sich mit Feinden auseinander- setzen und sich tagtäglich be- haupten. Die Frau aber ist die- jenige, die den Überblick behal- ten muss und sich besonnen, vielleicht auch manchmal unent- schlossen, die potenziell besten Gene für den Nachwuchs aus- sucht. Sie muss dabei besonders effektiv in der Wahl sein, weil sie mit Schwangerschaft, Geburt und Erziehung viele Monate be- schäftigt ist und es sich nicht leisten kann, Fehlentscheidungen wieder geradezurücken. Der Mann dagegen kann und muss, so effek- tiv es geht, seine Gene verteilen. Das hat zur Folge, dass der Mann sich tagtäglich beweisen muss. Er muss zeigen und beweisen, dass er der Platzhirsch ist. Darum hat in der Vogelwelt auch immer das Männchen das schönste Gefieder. Das Weibchen sucht lediglich aus. Was bedeutet das in unserer heutigen Zeit? Eine Frau prahlt selten. Sie stellt sich eher in den Hintergrund und wägt genau ab, ob das, was sie sagt oder tut, auch richtig ist. Es wird eher untertrieben als übertrieben. Der Mann dagegen setzt gerne noch einen oben drauf, neigt zur Über- treibung und setzt rhetorisch gerne dominierende, autoritäre Hilfsmittel ein. Diese Eigenschaften sind in uns allen drin. Ich spreche jetzt selbst- verständlich vom Prototyp Mann und vom Prototyp Frau. Selbst- verständlich gibt es Männer, die sehr viel weibliche Anteile in sich tragen und Frauen, die einen großen Mannanteil haben. Nicht umsonst haben wir auch recht- lich das 3. Geschlecht etabliert. Was bedeutet das jetzt in der Politik bzw. in der Standespolitik? Wir Frauen brauchen zunächst einmal eine gehörige Portion Mut, um in die Standespolitik zu gehen bzw. um am Podest Reden zu halten und den eigenen Standpunkt zu vertreten. Dieser Mut wird den Frauen oft durch selbstbeweihräuchernde und prahlende Reden der Männer ge- nommen. Frau traut sich danach nicht unbedingt mehr ihren Standpunkt kundzutun, würde sie im Kampf um Beute gegen einen Mann sowieso verlieren. Frau kann nur mit Fähigkeit, Wis- sen, Kompetenz und Erfahrung Eindruck machen. Diese Eigen- schaften kommen aber nicht von heute auf morgen. Wir Frauen müssen uns bewähren und in den Ausschüssen müssen es die Männer auch. Nur bei der Braut- schau, also beim Anpreisen, haben es die Männer durch die genannten Eigenschaften ein- facher. Die Standespolitik und die Ausschussarbeit sind ein gewachsenes System. Da sollen Erfahrungen weitergegeben werden, damit wir uns positiv weiterentwickeln. Da will man nicht von null anfangen, nur weil ein Neuling, egal ob Mann oder Frau, da ist. Wir müssen kom- petent auf einem hohen Niveau bleiben. Wir wollen doch nur von den Besten vertreten wer- den. Wenn das auch Frauen sind, umso besser. Daher sollten Anfänger möglichst auch nur als Vertretung und nicht gleich als permanentes Mitglied Aus- schussarbeit leisten. Daher mein Appell an die Frauen: Habt Mut aber auch Geduld und eine hohe Frustrationstoleranz für die Bewährungszeit. Das „Ele- fant im Porzellanladen“-Prinzip ist kontraproduktiv und führt zu Zerwürfnissen, auch unter den Frauen selbst. Politische Arbeit ist oft frustrierend, weil persönliche Eitelkeiten einer sachorientierten Diskussion im Wege stehen. Das muss Mann und Frau aushalten. Die Frau-Mann-Verteilung in unserem Beruf spricht für die Frauen in der Zukunft. Schließ- lich wählen wir demokratisch. In der Medizin wird schon von Männerquote gesprochen, die genauso allen demokratischen Grundsätzen widerspricht, wie die Frauenquote. Die Vorstände verteidigen ihre Ämter nicht nur gegen Frauen, sondern auch ge- gen Männer. Es sind immer die Lebenspläne der Amtsinhaber, die im Vordergrund stehen, egal ob Mann oder Frau. Mein Appell an die Männer wäre: Nehmt Frauen in der Politik freundlicher auf und seht sie nicht als Bedrohung. Deren Fähigkeiten liegen oft im Ver- borgenen. Es gilt sie manchmal nur zu finden. Ich für mich kann nur sagen, dass ich aus freien Stücken, ohne Mentor, in die Politik gekommen bin. Als ich mich alleine, ohne Zahlungsbeteiligung, bei der AS- Akademie angemeldet hatte, fühlte sich der damalige KZV- Vorstand noch ordentlich auf den Schlips getreten, weil ich nicht vorher gefragt habe, aber durch meinen Kreisverein schon als VV-Delegierte gewählt war. Zuerst hatte ich immer das Gefühl das schwarze Schaf in der weißen Herde zu sein. Mehr und mehr durchblickte ich das System und ich konnte nach einer gewissen Anlaufzeit nie mehr sagen, dass ich je boy- kottiert wurde. Nein, ganz im Gegenteil: Ich empfinde die Zusammenarbeit in gemischten Ausschüssen als besonders aus- geglichen und angenehm. Der- zeit bin ich Delegierte in der Kammer und der KZV Schleswig- Holstein, Vorsitzende des Fort- bildungsausschusses und Mit- glied in vielen weiteren Aus- schüssen. Es ist immer wieder eine große Herausforderung im Praxisalltag, als Einzelkämpferin standespoli- tisch tätig zu sein. Bei uns in Schleswig-Holstein haben wir in Kammer und KZV die Devise „Eintracht nährt – Zwietracht zehrt“. Das würde ich mir für die Zukunft auch in den anderen Bundesländern wünschen. Dr. Yasmin Mokhtari, Eutin 10 Leserforum

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